
Leidenschaftlich flott und ausdauernd unterwegs
Der 46-jährige Sport- und Mathematiklehrer Thomas Kotissek ist seit Jahren bei diversen Laufwettbewerben erfolgreich. Bei den Europameisterschaften in Pescara versucht er nun auch, Titel zu gewinnen.
Er läuft und läuft und läuft. Das hat man früher über das Kultauto „Käfer“ von VW gesagt und Gleiches kann man sicherlich auch von Thomas Kotissek behaupten. Die Füße hochlegen und sich lange ausruhen kommt für ihn, so scheint´s, nämlich kaum einmal in Frage. Selbst dann nicht, als er mit seiner Familie die ersten Wochen der Sommerferien im Altmühltal verbrachte, und deshalb auf die Teilnahme beim jüngsten Tegelberglauf verzichtet hat.
Der gebürtige Bamberger, der im Gymnasium in Hohenschwangau, Mathematik und Sport unterrichtet, belegte bis dato beim Tegelberglauf den vierten und dritten Platz. Dabei ist der Berglauf nicht unbedingt die Lieblingsdisziplin des begeisterten Laufsportlers, der sich auf der Straße wesentlich wohler fühlt. Dort hat Kotissek auch den bisher größten Erfolg seiner Leichtathletikkarriere erzielt, als er im Sommer des vergangenen Jahres im finnischen Tampere im Halbmarathon den Senioren-Weltmeistertitel in der Altersklasse M45 gewann, nachdem er sich zwei Tage vorher bereits die Silbermedaille im Zehnkilometerlauf gesichert hatte.
Heuer stellte der frühere Fußballspieler aber auch wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, wie stark er auch im Berglauf ist. So wurde er im Frühsommer in Adelboden in der Schweiz Europameister in der Konkurrenz der mindestens 45-Jährigen.
Seine große Begeisterung für Bewegung und Sport kennzeichnet Kotissek schon von Kindesbeinen an. So rannte er, wie viele andere Jungs auch, zuerst einmal dem runden Leder mit viel Enthusiasmus hinterher. Als Mittelfeldspieler bei seinem Heimatverein SV Memmelsdorf sowie später bei der SpVgg Weiden und Eintracht Bamberg bewies er dabei bereits seine gute Kondition und ausdauernde Laufstärke. Und während er es als Fußballer damit zeitweise immerhin bis in die Bayernliga schaffte, beendete er 2009 seine Kickerkarriere im Verein und widmete sich anschließend ganz dem Spiel ohne Ball.
So war er nach dem Zuzug nach Füssen beim Hausbau im Weidach außerhalb seines schulischen Engagements sogar fast ohne richtige sportliche Betätigung aktiv, was in ihm mehr und mehr das Gefühl wachrief, „nicht mehr fit“ zu sein, wie er erklärt. Der Auslöser zum ambitionierten Laufen kam 2016, als die Teilnehmer des damaligen Romantik-Marathons von Füssen am Haus der Kotisseks vorbeikamen und sich der gebürtige Franke dachte: „Ich muss auch wieder mehr Sport treiben.“
Also schlüpfte er in die Laufschuhe und fing mit dem regelmäßigen Joggen an, wobei sein sportlicher Ehrgeiz immer mehr Feuer fing. Dementsprechend meldete er sich 2018 zu seinem ersten Wettbewerb beim Neuschwansteinlauf des TSV Schwangau an, wo er der Konkurrenz im Halbmarathon prompt die Hacken zeigte und Erster wurde. Und während er nur wenige Wochen danach im Rahmen des Laufwochenendes in Füssen seinen ersten Marathon auf dem dritten Platz beendete, absolvierte Kotissek im selben Jahr mit dem Tegelberglauf auch noch zum ersten Mal einen Berglauf.
Seitdem hat er sozusagen Lunte gerochen und in der Zwischenzeit bei zahlreichen Ausdauerlauf-Wettbewerben über die Zehnkilometer- und 21,1-Kilometer-Strecken beziehungsweise die Berge hinauf erfolgreich seine gute Kondition unter Beweis gestellt.
Das kommt nicht von ungefähr und so betont Kotissek, dass er sich normalerweise „fünf- bis sechsmal pro Woche“ für mindestens eine Dreiviertelstunde zum Lauftraining aufschwingt. Egal, ob es regnet, kühl oder bullig warm ist wie in diesem Sommer manchmal, bringt es der Pädagoge so auf 80 bis 100 Kilometer. Seine bevorzugte Trainingszeit ist dabei frühmorgens. „Meine Familie freut sich dann auch immer, wenn ich Brötchen zum Frühstück mitbringe.“
Als deutscher Meister im Zehnkilometerlauf von 2021 und 2022 sowie nationaler Champion des vergangenen Jahres im Halbmarathon möchte der 46-Jährige nun auch Anfang September wieder in Bad Liebenzell bei den deutschen Titelrennen im Zehnkilometerlauf ganz vorne mit angreifen und ein Wörtchen mitreden beim Sprung aufs Treppchen.
Noch wichtiger, wenn auch ein ganzes Stückchen schwieriger, dürfte für den leidenschaftlichen Läufer dann ein paar Wochen später eine gute Platzierung bei den Europameisterschaften im italienischen Pescara sein, wo er sich gleichfalls über die Zehnkilometerdistanz und die Halbmarathonstrecke, diesmal aber mit der kontinentalen Elite misst. Sowohl für die Einzel- als auch die Mannschaftswertungen hat sich der schnelle Lehrer dabei, seinem großen Ehrgeiz entsprechend, viel vorgenommen. Jeweils unter die ersten Drei zu kommen, ist für ihn jedoch „durchaus ein realistisches Ziel“. Eine Goldmedaille in den Einzelrennen wäre schließlich „ein Traum“.
Text: Alexander Berndt · Foto: privat