
Nahezu versteckt, in den altehrwürdigen Räumen des einstigen Apothekertrakts, befindet sich das Museum des Steingadener Klosters. Fast scheint es im Dornröschenschlaf zu verweilen, denn meist bleibt es unentdeckt oder sogar unbeachtet von den Einheimischen und Touristen. Unverdient, befinden sich hier doch religiöse, kulturelle und historische Schätze aus den vergangenen 650 Jahren. In den Räumen, in denen sich die Äbte einst um Erkrankte kümmerten, gibt es heute Spuren längst vergangener Zeiten zu entdecken.
Exponate aus verschiedenen Epochen lassen Besucher tief in die Geschichte des Steingadener Klosters eintauchen. Hohe Bögen mit Kreuzgewölbe aus der Zeit der Gotik überdachen die zahlreichen, originalen und sehr gut erhaltenen Gemälde und Skulpturen. Manche der handgeschnitzten Figuren wirken beinahe lebendig, so fein sind sie gearbeitet und so kunstvoll bemalt. In einfachen Worten liefern Infotafeln alle wichtigen und interessanten Informationen.
Initiator dafür war Gerhard Klein. Vor rund 20 Jahren begann er das Museum herzurichten und für Besucher attraktiv zu gestalten. Etwas später kam Almuth von Eltz-Rübenach dazu. Ein absoluter Glücksfall. Bis heute kümmert sich die gelernte Restauratorin um die Ausstellung, repariert Fundstücke und verhilft ihnen zu neuem Glanz. – Ehrenamtlich, mit großem zeitlichen Aufwand und tiefem Verständnis für die Materie, wohl gemerkt.
Viele Sachen habe sie teilweise in desolatem Zustand vorgefunden. „Die Äbte sind alle durch meine Hände gegangen“, verweist sie auf die Holzfiguren. Über 80 Jahre alt, baut Eltz-Rübenach das Museum noch immer aus, arbeitet an weiteren Exponaten und beantwortet Besucherfragen oder führt durch die Räume. Aktuell richtet sie mit ihrem Museums-Team ein neues Zimmer ein. Weitere Fundstücke können dann die Sammlung ergänzen.
Mit Betreten des Apothekertrakts sind Besucher bereits mitten drin in der sogenannten Prälatengalerie des Klostermuseums. Das heißt, von Anfang an, also von 1147 bis zur Säkularisation, wurden hier die Prälaten, Pröbste, Prioren und Äbte in Gemälden abgebildet. Starke Persönlichkeiten, die das Leben der Menschen zu den damaligen Zeiten prägten.
Auf der linken Seite des Gangs findet sich die Entstehungsgeschichte des Museums. Die Reise beginnt mit Norbert von Xanten, dem Gründer der Prämonstratenser, des größten römisch-katholischen Ordens. Norbert von Xantens Geschichte ist eng verwoben mit der der Welfen. Nicht ohne Grund heißt es in einer Überlieferung, die sich unter anderem im Deckenfresko der Klosterkirche befindet: „Was Norbert geschaut, hat Welf gebaut.“
Eine Station widmet sich dem Bau der Wieskirche. Bekannt in der Region sind ihre Erbauer: Dominikus und Johann Baptist Zimmermann. Bevor das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Gebäude entstehen konnte, gab es die Tränengeschichte, die im Klostermuseum in Bildern und Text erklärt wird. Doch auch eine große Jahreskrippe nimmt Besucher in ihren Bann. „Die war unter der Empore versteckt und ist fantastisch erhalten.“
Am Ende der Prälatengalerie befindet sich ein TV-Bildschirm. Ein kurzer Film fasst hier ebenfalls die Historie des Klosters zusammen. Exakt neun Minuten und 15 Sekunden dauert dieser und unterhält zusätzlich mit klassischer und volkstümlicher Musik. „Er wurde eigens für das 875-jährige Jubiläum des Klosters erstellt“, verrät von Eltz-Rübenach.
Den Blick fesseln jedoch auch die von ihr aufgearbeiteten Bilder, die die vier Stationen des Kreuzwegs darstellen. „Sie sind unheimlich expressiv und schön farbig gemalt.“ 14 Stück an der Zahl, sind sie trotz ihres Alters in gutem Zustand. Rein architektonisch betrachtet kommen im Steingadener Kloster verschiedene Epochen und Baustile zum Vorschein: Romanik, Gotik, Rennaissance, Rokoko und Barock. Denn in mehreren Kriegen, unter anderem dem 30-jährigen Krieg, wurde das Gebäude immer wieder zerstört und neu aufgebaut, erweitert und ausgestaltet.
Beeindruckend wie das Museum selbst ist das ehrenamtliche Engagement des Museumsteams. Fünf Frauen unterstützen von Eltz-Rübenach, damit Besucher die historischen Schätze des Museums zweimal pro Woche, am Dienstag- und Donnerstagnachmittag, ansehen können. Bei freiem Eintritt wohlgemerkt.
Wie das Museum gefunden werden kann? – Das ist gar nicht so schwer: Besucher des historischen Rathauses von Steingaden müssen sich dem Klostergebäude zuwenden und die Straße überqueren. Wer sich am Zaun des herrlichen Klostergartens entlang und um diesen herum bewegt, findet eine Tür und im Eingang ein eindeutiges Hinweisschild. Nur noch wenige Schritte, schon ist man da. Zwar ist bekanntlich der Weg das Ziel, doch diesen Weg hinter sich zu lassen, lohnt sich definitiv.
Info
Das Museum ist von April bis September geöffnet.
Öffnungszeiten:
Jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr.
Sonderöffnungen auf Anfrage bei:
TI Steingaden, 08862/200
Pfarrbüro Steingaden, 08862/234
Almuth v. Eltz-Rübenach, 08862/4979960
Text: Selma Hegenbarth
Fotos: Werner Böglmüller