Essen & TrinkenLeben

Auf in die Starkbierzeit

Mit Ritterbock, Linator und Co.

„G‘standne Mannsbilder“ schätzen seinen vollmundigen Geschmack, weibliche Biergenießer seine dezente Malzsüße: Von Aschermittwoch bis zur Karwoche wird in Bayern endlich wieder die „flüssige Fastenspeise“ ausgeschenkt, das Fastenstarkbier. Die Saison der vor Jahrhunderten in Klosterbrauereien entwickelten, stark eingebrauten Biere begeht man im Land der Biervielfalt als „fünfte Jahreszeit“. Dass die Doppelbockbiere etwas ganz Besonderes sind, verraten schon ihre klangvollen Namen. Das Erkennungszeichen der Fastenstarkbiere ist ihre Endung „-ator“: Salvator, Animator, Operator, Delicator, Maximator, Triumphator, Curator … und natürlich den Ritterbock. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Wenn allerdings in den Klöstern die Quadragesima begann, die strenge vorösterliche Fastenzeit, durften sich einst die Ordensleute nur mit flüssiger Nahrung für Gebet und Arbeit stärken. Leichter gesagt als getan! Doch klösterliche Braumeister – deren Vorgänger in Bayern bereits seit dem 11. Jahrhundert die Wirkung der Bierzutaten erforschten, Rezepturen erprobten und die Braukunst zur Blüte entwickelten – fanden heraus, dass auch Bier sättigte …, wenn sie es nur stark genug einbrauten!

„Flüssiges Brot“ nannten sie den kräftigen, untergärigen Trunk, von dem jedem Klosterbewohner mehrere Liter täglich zugemessen wurden (diese Zumessung stand später Pate für die Maß). Auch die Reisenden, die in den Klöstern um Obdach und Verpflegung baten, bekamen von der flüssigen Fastenspeise. Und sie waren sich mit den Mönchen und Nonnen einig: Der starke Klostertrunk schmeckte vorzüglich.

Kleine Doppelbock-Bierkunde
Heute nennen wir die Biere, die in Bayern von Aschermittwoch bis zur Karwoche ausgeschenkt werden, Fastenstarkbiere. Sie gehören zu den Doppelbockbieren, für die mindestens 18 Prozent Stammwürzegehalt vorgeschrieben sind. Als „Stammwürze“ bezeichnet man die Stoffe, die vor der Vergärung in der Würze gelöst sind: vor allem Malzzucker, aber auch Eiweiß, Mineralien und Vitamine. Bei der Vergärung wandelt die Hefe den gelösten Malzzucker in Alkohol und Gärungskohlensäure. Mit dem Stammwürzeanteil steigt also auch der Alkoholgehalt eines Bieres.

Der Ritterbock
Man muss wirklich kein Ritter sein, um den Ritterbock zu lieben! Natürlich passt dieses starke Bier gut zum berühmten Kaltenberger Ritterturnier. Vor allem aber ist es ideal zur Starkbierzeit. „Die Süße des Malzes, das leicht Bittere des Hopfens, dazu Röstmalznote und zartes Karamellaroma – das ergibt ein geradezu wuchtiges Geschmackserlebnis“, schwärmen die Bierkenner. Der Ritterbock der Schlossbrauerei Kaltenberg hat zum Beispiel eine Stammwürze von 20,8 Prozent und einen Alkoholgehalt von neun Prozent. Es ist Bayerns stärkstes Starkbier. Der königlich-bayerische Doppelbock wurde von der WBA als weltbester Doppelbock ausgezeichnet.

„Linator“ – Das Starkbier aus dem Dorf der Königsschlösser
Der Name „Linator“ hat für Schlossbrauhaus-Wirt Andi Helmer dazu eine besondere Bedeutung. Nachdem im November 2011 seine Tochter Lina zur Welt kam und einen Monat später das Schlossbrauhaus seine Türen öffnete, lag der Name für das hauseigene Starkbier mehr als auf der Hand. Schließlich wird beim Doppelbock das „ator“ einfach an einen Namen angehängt. Damit dürfte Lina wohl auch das einzige Mädchen sein, nach dem jemals ein solches Bier benannt wurde. Rund 2 000 Liter werden alljährlich für die fünfte Jahreszeit in Schwangau gebraut. Ausgeschenkt wird es dann nach seinem Anstich in 0,5- oder 0,3-Liter-Gläsern. Jede Woche wird in Schwangau in der Regel zweimal gebraut, im Rahmen einer Brauereiführung lassen sich die Braumeister dabei auch gerne über die Schulter schauen. Insgesamt braut das Schwangauer Schlossbrauhaus bis zu sieben unterschiedliche Biere im Jahr. Neben den typischen Sorten wie Helles, Dunkles und Weizenbier werden saisonale Biere angesetzt, der „Linator“ ist dann die Krönung zur Fastenzeit. Er fließt von Aschermittwoch bis Ostern.

Text: rie/pm

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