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Eishockey in Füssen feiert 100. Geburtstag

100 Jahre Eishockey in Füssen – 100 Jahre Tradition – nationale und internationale Erfolge, aber auch Abstieg und Neubeginn. So charakterisiert sich der Eishockeysport – verbunden mit dem EV Füssen in der Lechstadt. Was sich dabei in den Vordergrund manifestiert: Der Name Füssens wurde durch die Eishockeyspieler der Erfolgsära in die ganze Welt getragen.

Wie fing es eigentlich an? Am 11. Dezember 1922 konstituierten sich 18 Freunde des Eissports im Gasthaus Sonne und gründeten den EV Füssen. Der Zweck des Vereins lautete: „Zusammenschluss aller Eishockeysportfreunde zur Pflege des Eissportes, sachgemäße Vorbereitung und Durchführung eissportlicher Veranstaltungen, Heranziehung der Jugend zu tüchtigen Eisläufern, sowie auch Förderung des Eisschießsports.“ Eishockey gespielt wurde ab 1924.

Bayrische Meisterschaften vor dem Krieg waren zunächst der sportliche Lohn für eine beispielhafte Aufbauarbeit für diesen Sport, der zunächst neben Berlin bayerische Domäne blieb.

Nach dem zweiten Weltkrieg katapultierte sich der EV Füssen zu einer sportlichen Großmacht. 16 deutsche Meistertitel in den Jahren 1949 bis 1973, davon sieben Titel in ununterbrochener Reihenfolge (ein Rekord, der bis heute besteht) wurden in das bis dato 11000 Einwohner zählende Städtchen gebracht. Der Verein war auch der letzte deutsche Eishockeymeister, der ohne ausländische Spieler die Meisterschaft 1973 erringen konnte. Zwei Mal konnte der Spengler-Cup in Davos gewonnen werden (1952 und 1964) sowie vier zweite Plätze.

Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke verlieh am 10. August 1963 anlässlich der zehnten Meisterschaft dem EV Füssen den Silberlorbeer´, die höchste Sportauszeichnung in der Bundesrepublik. Nicht nur diese glanzvollen fünf Jahrzehnte, sondern auch die weiteren 50 Jahre stehen im Fokus der Ausstellung, die am 11.12.2022 vor dem Bundesleistungszentrum stattfinden wird.

Zu diesem Anlass steigt auch das aktuelle Oberliga-Meisterschaftsspiel zwischen dem EV Füssen und dem SC Riessersee. Tradition und sportliche Rivalität treffen hier in bester Weise aufeinander. Zwei Persönlichkeiten, die für den EV Füssen und ihren Werdegang maßgeblich beteiligt waren, sind neben den Leinwebers der ersten Stunde, vor allem zum einen Seine Durchlaucht Prinz Raphael von Thurn und Taxis – der 1955 den gleichnamigen Pokal ins Leben rief und Otto Wanner, der ehemalige Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Seinen Initiativen ist es zu verdanken, dass dem Eishockeysport als einer der ersten Sportarten ein Bundesleistungszentrum geschaffen wurde. Mitte der 70er Jahre ging die große Zeit des EV Füssen zu Ende. Trotzdem brachte man immer wieder talentierte Spieler heraus, die aber mit dem sportlichen Niedergang ihres Heimatclubs in die Fremde gingen. 1982/83 war der Abstieg aus dem Bundesliga-Oberhaus besiegelt. Finanziell war das Ende der Fahnenstange erreicht.

1988 begann man mit dem Abriss des alten Kobelstadions und seit Sommer 1990 erstrahlt hier die neue BLZ-Arena. Drei Jahre später erfolgte der Absturz in die Drittklassigkeit, was in der Folgezeit zur reinen Achterbahnfahrt wurde. Der Höhepunkt der sportlichen Reise des EV Füssen mündete in der Insolvenz, was zur Folge hatte, dass aus dem Eislaufverein wieder der Eissportverein Füssen wurde. Die Folge: Die Nachwuchsmannschaften blieben in der jeweils erreichten Spielklasse und die Seniorenmannschaft wurde in der sechstklassigen Bezirksliga zugelassen.

Eine EVF-Historie als Ausstellung

Die jüngste Vergangenheit brachte dann wieder den Aufstieg bis in die dritte Liga, in der man sich nun wieder behaupten kann.

Auch viele Nachwuchstitel wurden in den zehn Dekaden gesammelt. Diese Zeitreise wird nun im Jubiläumsjahr mittels dieser Ausstellung den Besuchern aus nah und fern dargebracht. In Zusammenarbeit mit der Stadt Füssen, dem zweiten Vorstand Thomas Zellhuber sowie Reiner Zenzs wird die EVF-Historie in einer 70 Quadratmeter großen Blockhütte, die vor dem Eisstadion aufgebaut wird, ausgestellt. „Die 100 Jahre werden wir in mehreren Zeitabschnitten präsentieren“, so Reiner Zenzs der mit der Planung bereits 2020 begonnen hat. Konkreter wurde das Ganze dann letztes Jahr, als peu à peu die Exponate zusammenkammen. Wie viele es genau sind, weiß der ehemalige Eishockey-Moderator nicht genau. „Es sind einige Ordner, in denen jedes einzelne Ausstellungsstück dokumentiert ist“, meint er. Die meisten Exponate sind Leihgaben, die Reiner Zenzs und Thomas Zellhuber für die Ausstellung bekommen haben. Auf großen Fernsehern werden Filme und Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren des Eishockeys gezeigt. „Ein besonderes Highlight wird die Präsentation des originalen Spengler-Cups aus Davos sein“, kündigt Zellhuber an. In Zusammenarbeit mit den Graubündnern wird die traditionsreichste Eishockey-Trophäe Europas in Füssen ausgestellt. 1952 und 1964 hatte sie der EVF gewonnen. Doch der Spengler-Cup soll nicht nur für einen Abend nach Füssen kommen. Er wird sogar einige Wochen in der Stadt bleiben, ehe das Turnier in der Schweiz am Stephanstag (26. Dezember) traditionell beginnt.

Die Ausstellung selbst wird am 11. Dezember eröffnet und mehrere Monate in Füssen zu sehen sein. „Wir möchten den Gästen und Fans die Möglichkeit geben die Ausstellung zu besuchen“, erklärt Reiner Zenzs. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Organisatoren hoffen auf Spenden. Eine Verlängerung der Ausstellung ist möglich und hängt vom Interesse des Publukums ab.

Am gleichen Tag empfängt der EV Füssen den SC Riessersee (zehn Meisterschaften) zum großen Altmeisterduell in der großen Arena. Damit dies überhaupt möglich ist, stellte Thomas Zellhuber beim DEB einen Antrag, kein Spiel am Freitag und stattdessen am Sonntag zu haben. Der SC Riessersee war der erste Verein, gegen den Füssen gespielt hat. Die Füssener kauften damals zehn neue Schläger und hofften ihr erstes Spiel zu gewinnen. Der Wunsch ging nicht in Erfüllung, sie verloren 1:0.

Mehr als nur schöne Erinnerungen

Sie haben alle die erfolgreichsten Jahre des EV Füssen live auf dem Eis nicht nur miterlebt, sondern mitgeprägt. Peter Schwimmbeck, Siegfried Schubert und Karl-Heinz Egger wüssten daher wohl eine ganze Menge mehr über diese Zeit zu erzählen. Wir wollten an dieser Stelle aber nur eines von ihnen wissen, und zwar, was der EVF für sie bedeutet hat.

Großer Galaabend
Freitag, 9. Dezember, 18 Uhr,
im Festspielhaus in Füssen

Der EV Füssen feiert seine 100-jährige Vereinsgründung. Zu diesem Anlass wird eine große Gala stattfinden. „Ein solches Jubiläum werden wir alle nur einmal erleben“. Besondere Ereignisse erfordern ja bekanntlich besondere Maßnahmen. Und so will der EV Füssen gleich ein ganzes Wochenende lang feiern, wenn sich im Dezember die Vereinsgründung zum 100. Mal jährt.

Geplant ist dazu eine große Jubiläumsgala im Festspielhaus Neuschwanstein mit einem bunten Mix aus Akrobatik, Show und Kunst. Dabei sollen Ausschnitte aus den Erfolgsmusicals „Ludwig 2“ und „Zeppelin“ zu sehen sein. Auch preisgekrönte Artisten des Zirkusfestivals in Monte Carlo haben ihr Kommen zugesagt.

Legenden Treffen
Eishockey-Stars von gestern und heute werden für Gespräche sowie Erinnerungsfotos zur Verfügung stehen und exklusive Einblicke in die Eishockeywelt ermöglichen.

Weltklasse Akrobaten
Umfangreiches und thematisch abgestimmtes Show-Programm bestehend aus Weltklasse-Akrobaten (u.a. Gewinner des Zirkusfestivals in Monte Carlo), Künstlern und Sängern.

Eishockey-Geschichte
Pokale, Trophäen und sonstige Raritäten des Eishockeysports werden präsentiert und können von den Gästen hautnah begutachtet werden.

After Party
Denn immerhin wird man nur einmal 100 Jahre und da ist ans frühe Zubettgehen einfach nicht zu denken. Bis open end kann jeder nach Lust und Laune das Tanzbein schwingen.
Tickets für den Festabend sind ab sofort erhältlich. Alle Informationen zur Geburtstagsveranstaltung und das Buchen der Tickets erfolgt auf der eigens eingerichteten Homepage

www.100-jahre-evf.de

Text: pm/ ale/rie · Fotos: ale (2), privat (3, rie( 2))

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