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Volle Fahrt voraus!

Mit dem Rollstuhl auf dem Alpenrosenweg

Der erfahrene Wanderer weiß: die Brotzeit schmeckt ein paar hundert Höhenmeter über der Talsohle meist am besten. Dass traumhafte Wetterbedingungen oft spontan für einen Aufstieg zu Almen und Hütten genützt werden, ist in der Naturparkregion Reutte folglich seit jeher gang und gäbe. Für die allermeisten Gäste und Einheimischen war und ist dies auch einfach machbar. Aber eben nur für die allermeisten… Denn all denjenigen, die körperlich eingeschränkt sind – weil sie beispielsweise im Rollstuhl sitzen – blieben solche eigentlich selbstverständlichen kulinarischen Highlights bisher oft verwehrt. Auch die, die mit Kinderwagen unterwegs sind, haben meist keine Möglichkeit sich auf einer schönen Almterrasse bei spektakulären Panoramablicken verwöhnen zu lassen. Doch damit ist nun endlich Schluss: …denn der Alpenrosenweg am Hahnenkamm ist ab sofort barrierefrei bis zur Lechaschauer Alm befahrbar!

Nichts Geringeres als ein Leuchtturmprojekt stellt der Ausbau des Alpenrosenweges vom Almsteig zum barrierefreien Wanderweg für Bernhard P. Gruber, allgemein beeidetet und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Barrierefreiheit sowie Gründer und Obmann des Vereins “Die Barrierefreien gem.e.V.“, dar. „Das Projekt am Hahnenkamm in Höfen ermöglicht es behinderten Menschen ab sofort ein einzigartiges Naturerlebnis in hochalpinem Gelände zu erfahren, bei dem nicht nur Gondel gefahren wird“, so Gruber.

Dieser Weg auf einer Seehöhe von 1.700m ist als Pionier in der Erstellung von barrierefreien Wanderwegen im alpinen Bereich zu sehen. Der Ausbau dieses ehemaligen Almsteiges zu einem barrierefreien Wanderweg ermöglicht es behinderten Menschen mit Hilfsmitteln wie Swiss-Trac, Vorspannbike, E-Rolli usw. zur Lechaschauer Alm zu gelangen und damit ein einzigartiges Naturerlebnis zu erleben.“

Ing. Bernhard P. Gruber

Am Hahnenkamm in Höfen wird derzeit Schritt für Schritt ein barrierefreies Gesamtkonzept umgesetzt. Noch bevor mit dem Bau des barrierefreien Alpenblumengartens und dem barrierefreien Rundweg auf der Dammkrone des neuen Bergsees überhaupt begonnen wurde, konnte nun mit dem Alpenrosenweg schon der erste Meilenstein fertiggestellt werden. Bereits im Jahr 2015 wurde der Alpenrosenweg zwecks einer groß angelegten Wegsanierung besichtigt. Etliche weitere Besichtigungen folgten, bis 2021 zwischen den Gemeinden Höfen, Lechaschau, Weißenbach, Wängle und der Bergwelt Hahnenkamm gemeinsam mit dem Projektträger Tourismusverband Naturparkregion Reutte der Beschluss zur Umsetzung des Projektes gefasst wurde. Die Kosten für den rund 1,8 Kilometer langen Weg, welcher vom Wegebautrupp unter der Leitung von Klaus Schwarz (Maschinenring Service Tirol) manuell mit Schaufel, Pickel und Vorschlaghammer bearbeitet wurde, belaufen sich auf rund 60.000 €. Davon werden ca. 50-70% durch Mittel des Landschaftsdienstes Tirol unter Beratung von Ing. Andreas Schreieck gefördert.

Nach der kürzlich erfolgten Fertigstellung konnte nun eine Erstbefahrung des Weges stattfinden. „Die Ansprüche an einen barrierefreien Wanderweg sind hier jedenfalls erfüllt. Der Weg ist barrierefrei, aber als schwere (schwarze) Route zu klassifizieren. Das heißt, es wird ein Zuggerät wie z.B. ein Swiss-Trac benötigt. Ohne Zuggerät ist der Weg nur mit sportlicher Schiebebegleitung zu bewältigen. Die zu „machenden“ Höhenmeter halten sich durch die Bergfahrt mit der Hahnenkammbahn in Grenzen. Als Rollifahrer habe ich den Nachmittag sehr schön und emotional berührt erlebt. Unsere wunderschöne Natur und das tolle Bergerlebnis haben meiner Seele sehr gut getan“, zeigt sich der Sachverständige Bernhard Gruber begeistert.

Zusätzlich zum bereits vorhandenen barrierefreien WC im Panoramarestaurant bei der Bergstation soll demnächst auch die aktuell noch beschränkt barrierefreie Toilette auf der Lechaschauer Alm adaptiert werden, wodurch sich die barrierefreie Servicekette schließt. „Unsere Zielsetzung war es, ausgehend von der Bergstation am Hahnenkamm eine barrierefreie Erlebbarkeit für Rollstuhlfahrer mit Zuggerät sowie Familien mit Kinderwagen zu schaffen. Dies ist mit der nun möglichen Zufahrt zur Lechaschauer Alm gelungen. Der Dank dafür geht an alle an der Umsetzung beteiligten Personen und Institutionen“, zeigt sich Ronald Petrini, Geschäftsführer des TVB Naturparkregion Reutte, zufrieden.

Tipp: Eine Menge Hintergrundinformationen und tiefere Einblicke in die Materie bietet auch der neueste Blog-Beitrag auf blog.reutte.com, für den Bernhard P. Gruber, Stefan Posch und Brigitte Posch bei der Erstbefahrung des Alpenrosenweges begleitet wurden.
https://blog.reutte.com/barrierefreier-alpenrosenweg-am-hahnenkamm/

Text: FA, Naturparkregion Reutte Foto: Naturparkregion Reutte

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