Kolumne

Einer wie keiner

Da war dieser Laden, im Schaufenster standen Pflanzen neben Weinflaschen und Kochbüchern, es lief gute Musik – irgendein Mix aus Electro und Jazz. Deckenhohe Regale waren mit Oliven befüllt, die mit Zitronen, Knoblauchzehen oder Thymian und Rosmarin in großen Gläsern eingelegt waren. Ich stand eine Weile vor dem Laden, um das Geschehen von hier aus zu beobachten. Zwischen den Glücksfedern, Kakteen und Keramiktöpfen stand ein Mann, der sich mit Händen und Füßen zu unterhalten schien. Er lachte viel und hatte offensichtlich Freude an der Unterhaltung mit dem älteren Herren gegenüber.

Der Mann war vielleicht Ende 30. Ein bisschen sah er aus wie Woody Harrelson in „Natural born killers“: Jeans, Lederjacke, blondes, dünnes Haar, Zahnlücke. Die beiden umarmten sich zum Abschied und klopften sich einander auf die Schulter. „Gehen Sie ruhig rein, junge Frau!“ Der ältere Herr kam mir entgegen. Im Laden, war es noch viel schöner, als ich es von außen erahnen konnte. Das war kein Laden, in den ich kurz reinschauen und schnell wieder gehen würde. „Schön, dass du hier bist!“ Der Mann, den ich eben noch von draußen beobachtete, kam mir lächelnd entgegen. Unter seinem Arm hielt er ein großes Glas-Gefäß, das bunt befüllt war. „Willst du vielleicht einen keksfreien Glückskeks ziehen?“ Und ob ich wollte. Ich wühlte kurz herum und zog einen blauen Glückskeks aus Papier. Ich las laut vor: „Baby, „I said“, I´m a genius but nobody knows it but me.“ Das war einer dieser Momente, die sich anfühlen wie ein Feuerwerk. Einer, der genau dann kommt, wenn man es am wenigsten vermutet, aber am dringendsten braucht.

Ein bisschen so wie mit dem Frühling. „Das ist von Bukowski“, lächelte ich ihm entgegen. Er nickte: „Für dich geschrieben!“ Er wusste, wie er Menschen glücklich machen konnte. Die vielen Gewürze, die Pflanzen, die Weine und Bücher- sie schmückten seinen Laden. Aber er brachte alles zusammen, so wie einzelne Puzzleteile auf einem großen Tisch. Ich bezahlte eine kleine Pilea und fragte ihn, ob der ältere Herr auch „seinen“ Glückskeks fand, weil er freudestrahlend den Laden verließ. „Du meinst meinen Opa?“ Er beugte sich mir ein Stückchen näher. So, als würde er mir ein Geheimnis anvertrauen wollen. „Er ist der Mann hinter den Glückkeksen. Hinter jedem einzelnen.“

Jetzt trug ich nicht nur eine neue Pflanze aus dem Laden, sondern auch ein Teil des Glücks.

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