Kolumne

Eine unbequeme Wahrheit

Manchmal überlege ich, wie es wohl einer Journalistin wie Christiane Amanpour bei Interviews und Reportagen ergangen sein muss, wenn sie aus Krisengebieten berichtete oder mit führenden Politikern und Staatschefs Interviews geführt hat, in denen es um viel mehr als nur um Oberflächlichkeiten und Smalltalk ging.

„I believe in being truthful not neutral“,

hat sie einmal gesagt. Haltung zeigen und sich von Fakten und der sogenannten „Wahrheit“ leiten lassen. Wenn auch das Wort „Wahrheit“ nicht für jeden die selbe Bedeutung hat.

Aber bleiben wir kurz bei der Annahme, dass die Wahrheit eine Richtigkeit bestimmter Tatsachen bedeutet, die offensichtlich sind, dann glaube ich auch an das, was die Journalistin sagt.

Ein Beispiel:
Angenommen, eine schwangere Frau mit drei kleinen Kindern bittet um Hilfe. Sie brauchen ein Zuhause, Essen, Trinken, ärztliche Versorgung. Aber allen voran brauchen sie wohl Fürsorge und die Möglichkeit, ihr Leben wieder in geregelte Bahnen lenken zu können. Natürlich wird der Frau und ihren Kindern geholfen werden. Ohne jeden Zweifel, richtig? Ohne Vorurteile bezüglich ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion, oder? Die junge Frau aus Afrika ist eine von 100 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind. Ich kenne sie.

Gerade habe ich ein Interview mit der Uganderin Irene Dawa gelesen, die sich in Nord-West-Uganda um geflüchtete Menschen kümmert. Als die Aktivistin gefragt wurde, was Europa beim Umgang mit Geflüchteten lernen könne, fand sie klare Worte: „Es sollte den Europäern bewusst werden, dass ein Mensch ein Mensch ist und dass jeder zum Flüchtling werden kann. Die Regierung ihres Landes muss nur den falschen Knopf drücken und ehe sie sich darüber bewusst werden, sind sie draußen. Sie haben keine Wahl…“.

Am 20. Juni war der internationale Flüchtlingstag.
14 Millionen Menschen sind allein wegen dem Krieg in der Ukraine auf der Flucht. Und damit rücken die Dinge einem bereits näher, als man sich bis dahin vorstellen konnte.

Ich wünsche mir, dass es keine Rolle mehr spielt, woher ein Mensch geflohen ist. Welche Hautfarbe der Mensch trägt oder welcher Religion er sich zugehörig fühlt- vor allem nicht für geflohene Kinder.

„Man versteht meist schon, dass das Richtige von gestern heute falsch sein kann, man vergisst aber zu gern, dass das Falsche von gestern heute nicht richtig sein muss.“

André Brie

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