Kultur

Silete, silete –
Silencium habete!

Das „Fiassar Osterspiel“ 2022

Das dürfte ohne Zweifel einer der ganz großen Höhepunkte in der bevorstehenden Osterzeit werden. Nach über 225 Jahren kehrt das „Fiassar Osterspiel“ wieder in die Lechstadt zurück. Aufgeführt wurde es früher von den Mönchen des Benediktinerklosters St. Mang in ihrer damals noch romanischen Kirche.

Das sogenannte „Theatrum Sacrum“ um die Auferstehung Christi wurde wohl bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch noch beibehalten. Im Zuge der Säkularisation verschwand es dann allerdings aus der öffentlichen Wahrnehmung. In enger Zusammenarbeit zwischen dem Allgäuer Heimatwerk und der Universität Augsburg, der Pfarreiengemeinschaft Füssen und dem Theater- und Kulturverein Füssen, entsteht das 500 Jahre alte Fiassar Osterspiel jetzt erstmals wieder am Originalschauplatz.

Hinter dem Theatrum sacrum stand damals das Bemühen, der Bevölkerung, die zu dieser Zeit größtenteils noch aus Analphabeten bestand, die Heilslehre visuell und durch nachvollziehendes Erleben zu vermitteln. Die christliche Auferstehungsgeschichte wurde so bildlich dargestellt. Theatralische Effekte, wie Mienen- und Gebärdenspiel sowie Licht und Farben, sollten beim Zuschauer gefühlsbetonte Wirkungen wie Staunen, Überraschung und Überwältigung hervorrufen. Das Heilige Spiel, das wie damals auch wieder mit den Worten „Silete, silete – Silencium habete!“ beginnen wird, ist nun ein spannendes Musiktheater-Projekt mit vielen Überraschungen geworden. Dargeboten wird es von hochkarätigen Musikern und Mitwirkenden aus München, Augsburg und Füssen. „Ursprünglich wurde das Fiassar Osterspiel in Form eines Skriptes vom Füssener Kloster im Jahr 1450 erworben“, erzählt Richard Hartmann vom Allgäuer Heimatwerk, der auch die Gesamtleitung des Projekts übernommen hat. „Von da an wurde es von den Mönchen auch regelmäßig gespielt. Das war sehr populär und beliebt zu dieser Zeit.“ Die Idee, das Spiel als Eigenproduktion jetzt neu aufzuführen, entstand bereits vor gut zwei Jahren, musste aber coronabedingt immer wieder verschoben werden.

Das Osterspiel als heiteres Unterhaltungstheater

Die Regie des Stückes hat die in Füssen lebende Schauspielerin und Sängerin Miriam Dunja Westerdoll übernommen. „Für jemanden wie mich, der ja eher aus dem englischen, dem Renaissance-, Barock- oder dem zeitgenössischen Theater und der Kleinkunst kommt, bedeutet das ein Stück weit unbekanntes Terrain, was mich natürlich herausgefordert hat. Den gemeinsamen Nenner sehe ich aber vor allem in dem Gedanken, sich mit historischen Texten auseinander zu setzen.“ Sicher dürfte der Reiz an diesem Projekt für die Künstlerin aber auch darin liegen, dass sich das eigentlich ernste biblische Spiel hier als durchaus heiteres Unterhaltungstheater entpuppt, gewürzt mit jeder Menge Pointen. „Wie etwa die Höllenfahrt, die in dem ursprünglichen Auferstehungstext der Bibel gar nicht zu finden ist“, sagt Westerdoll. „Da klopfen die Engel an der Höllenpforte und fordern den Leibhaftigen dazu auf, die unbescholtenen Seelen aus der Hölle frei zu geben, was dann aber dazu führt, dass der Teufel sehr einsam ist.“ So müssen Vertreter aus allen sozialen Schichten gefunden werden, die dann dazu verurteilt werden, dem Teufel schließlich Gesellschaft zu leisten. „Es ist also oft vergleichbar mit einer Ständesatire, so etwa wie dem Füssener Totentanz“.

Rund 20 Darsteller werden im Ensemble sein, darunter auch Bürgerinnen und Bürger der Schindau. Als Gregorianischer Chor konnte der „Chor Cantus“ aus München unter der Leitung von Gerhard Hölzle gewonnen werden. Die Spieldauer beträgt etwa 70 bis 80 Minuten.

Info:
Termine: Ostermontag, 18. April 2022
Samstag, 23. April 2022
Weißer Sonntag, 24. April 2022, jeweils um 19.30 Uhr
Ort: Stadtpfarrkirche St. Mang, Magnusplatz 1, 87629 Füssen
Eintrittskarten: 15€

Es gelten die gesetzlichen Pandemie-Bedingungen. Karten sind beim Allgäuer Heimatwerk (Tel. 08362-9299325 oder info@allgaeuer-heimatwerk.de) erhältlich.

Text · Foto: Lars Peter Schwarz

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