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Eine Pfrontnerin in Berlin

Die dreifache Drachenboot- Weltmeisterin Beatrice Gotzhein

Obwohl sie seit fast 35 Jahren in Berlin lebt, möchte Beatrice Gotzhein „niemals“ als Berlinerin bezeichnet werden. Dass sie mit einem Berliner verheiratet ist, spielt für sie dabei keine Rolle. „Ich bin Bayerin, die in Berlin lebt“, unterstreicht die 57-Jährige, deren älteste Wurzeln nicht nur im Freistaat liegen. Sie ist in Pfronten geboren, wo sie als kleines Kind bis Mitte der sechziger Jahre im Ortsteil Ried gewohnt hat, bevor ihre Eltern mit ihr nach München gezogen sind. Dort lebte sie dann bis 1987. Ihren Mann hat sie aber nicht etwa in der bayerischen Landeshauptstadt, sondern auf Gran Canaria kennengelernt. Dass Beatrice Gotzhein kürzlich ein Wiedersehen mit ihrer alten Heimat hatte, verdankt sie ihrem Sport. Als Mitglied des Drachenboot-Damen-Nationalteams Ü 40 hat Gotzhein demzufolge nämlich an einem viertägigen Trainingslager in Füssen teilgenommen, bei dem die zwölf Paddlerinnen, eine Trommlerin und eine Steuerfrau mit ihrem Teambetreuer Karl-Heinz Born auf dem Gelände des 1. Ruderclubs Forggensee zu Gast waren.

“Ich bin Bayerin, die in Berlin lebt”

Erst letztes Jahr im Februar war sie in Schwangau-Horn zu Besuch, wo eine Tante von ihr wohnt. Dass die Wahl der normalerweise zwei Trainingslager des Auswahlkaders im Jahr jüngst auf Füssen gefallen war, darüber freute sie sich sehr. In dieser „super Location“ mit der tollen Aussicht vom Forggensee auf Schloss Neuschwanstein hat ihr das Trainingslager nicht zuletzt auch deshalb „großartig“ gefallen, weil „das Wetter und alle anderen Bedingungen gestimmt“ haben und sie ihre Teamkameradinnen, die aus ganz Deutschland kommen, wieder mal sehen konnte. Als Schlagfrau im Drachenboot ist Gotzhein dabei so eine Art Leistungsträgerin und Taktgeberin für die Trommelschläge, mit denen eine Trommlerin den Takt und damit das Fahrttempo für die anderen Paddlerinnen an Bord weitergibt. Drachenboot fahren ist für die Sekretärin, die bei einem Steuerberater arbeitet, denn auch das einzige Hobby, dem sie viermal pro Woche auf dem Tegeler See in Berlin nachgeht. Dort trainiert sie sowohl in ihrem Club BKC Borussia als auch im sogenannten „Berlinboot“, der Auswahl der besten Drachenbootsportlerinnen aus verschiedenen Hauptstadt-Vereinen.

Mit dem Drachenboot fahren hat sie 2012 angefangen, als ein Freund Paddlerinnen für ein Firmenteam gesucht hat, das er zusammenstellen sollte. Kurzentschlossen versuchte die 57-Jährige diese aus China stammende Sportart aus. Das Ergebnis: „Das hat mir von Anfang an gefallen“, erzählt sie. Für die gebürtige Pfrontnerin ist neben der sportlichen Betätigung in der freien Natur auch „die Gemeinschaft“ besonders wichtig. So paddelt Beatrice Gotzhein im kleinen wie im großen Drachenboot mit neun beziehungsweise 19 Teamkolleginnen zusammen, in denen sie jeweils Weltmeisterin über die 200, 500- und 2.000-Meter-Strecke geworden ist. Diesen Titel zu gewinnen ist schließlich auch ihr großes Ziel für das kommende Jahr. 2022 gehen nämlich in Ternopil in der Ukraine die nächsten Weltmeisterschaften über die Bühne. „Ich habe mir fest vorgenommen, mit 58 Jahren damit meine Karriere abrunden zu können“. Einen Termin für ihren nächsten Besuch im Allgäu hat Beatrice Gotzhein dagegen noch nicht. Kommen wird sie allerdings sicher. Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest.

Text: rie/ale · Foto: rie

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