
Mit der Modernisierung, für die umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, beginnt für die Tegelbergbahn nun ein neues Kapitel. Begonnen hatten die Arbeiten, die insgesamt auch planmäßig verlaufen sind, bereits im November 2019. Nachdem dann, wie berichtet, bereits im vergangenen Frühjahr der Umbau der Bergstation abgeschlossen werden konnte, folgten im zweiten Schritt die Erneuerungen in und an der Talstation sowie das Auswechseln der alten Kabinen. Das neue Erscheinungsbild zieht sich dabei jetzt wie ein silberner Faden vom Tal hinauf auf den Berg und verschafft der Bahn damit ein völlig neues Gesicht. Während die Benutzung einer Bergbahn für den Besucher früher eine eher zweckmäßige Angelegenheit dargestellt hat, soll sie heute zu einem Gesamterlebnis beitragen und helfen, die vorhandenen Eindrücke noch zu verstärken. Dabei zählt nicht nur die Fahrt selbst zu dem Event dazu. In der neugestalteten und frei zugänglichen Tal-, wie auch in der Bergstation, wird der Gast mit einer ansprechenden und lichtdurchfluteten Atmosphäre empfangen. In allen Bereichen wurden vor allem natürliche Materialien, wie Stein, Holz und Glas verwendet. Allein in der Talstation wurden so 118 Fichtenholzbalken mit einem knappen Kilometer Länge verarbeitet. Während man früher dicht an dicht in einer sich windenden Schlange unten auf die Bahn warten musste, steht oder sitzt man heute bequem in der Wartelounge und blickt erwartungsvoll hoch zum Berg, anstatt wie bisher nach dem Drehkreuz auf eine Wand zuzulaufen. Möglich gemacht wurde dies durch die Versetzung der Tür am Bahnsteig um etwa einen halben Meter.
Der Besucher erlebt den Berg bereits hier wie auf einer überdimensionalen Kinoleinwand. Ab- und ankommende Gäste kommen sich dabei durch eine neue übersichtliche Besucherlenkung nicht mehr in die Quere. Dafür sorgt ein neuer Ausgang, der an der hinteren Nebenseite der Talstation geschaffen wurde. „Wir haben in allen Bereichen ein ganz neues Raumgefühl erzeugt“, sagt Tegelbergbahn-Chef Frank Seyfried. „Der Charme, der dabei entstanden ist, ist nun im Tal und oben am Berg deutlich spürbar.“
Eine der größten Veränderungen dürfte der Umbau der Bahnkassen an der Vorderseite des Gebäudes gebracht haben, die nun vom Parkplatz aus gut sichtbar sind und nicht mehr über Treppen, sondern ebenerdig und barrierefrei erreicht werden können. Ein kleiner freundlich gestalteter Platz vor den Kassenfenstern, für den rund ein Dutzend Parkplätze geopfert wurden, lädt zudem jetzt zum Verweilen ein. Rollstuhlfahrer nehmen, wie Drachen- und Gleitschirmflieger bisher auch, den Liefereingang der Bahn in Anspruch, der über eine eigene Rampe zum Bahnsteig führt. „Mit dem Umbau der Kassen hat sich jetzt die Organisation insgesamt wesentlich verbessert“, sagt Alexander Beck. „Man kauft dort seine Tickets, egal welche Einrichtungen der Bahn man nutzen will. Für die Fahrt mit der Bahn stellt man sich dann woanders an.“
Durch den Umbau konnten nicht nur viele Vorteile gewonnen werden, auch mehr Platz ist dadurch entstanden. So konnte für das technische Herz der Bahn, die Computer-, Signal- und Elektronikanlagen, mit einer kleinen Kammer direkt neben dem Bahnsteig ein völlig neuer Raum geschaffen werden. Der hintere Teil der Räume in der Talstation, dort wo früher einmal das Bistro Ikarus beheimatet war, wird weiterhin von der Flugschule Aktiv genutzt. In das durchgehende und neu designte Erscheinungsbild der Bahn fügen sich auch die beiden modernen Fahrgastzellen perfekt ein. Die Kabinen, die extra für die Tegelbergbahn angefertigt wurden, sind farblich ganz in Anthrazit gehalten und verfügen über wesentlich mehr Glasanteil als die alten Gondeln. Neben dem Logo der Tegelbergbahn befindet sich an der Außenseite der leicht getönten Scheiben zudem eine cartoonierte Königsfigur. „Die Stimmung innerhalb der Kabinen ist eine andere“, so Seyfried. „Vorher waren viele Streben in der Kabine sichtbar, das ist jetzt alles verkleidet, wodurch es weniger technisch wirkt, sondern eher angenehm und gemütlich. Außerdem sieht man durch den höheren Glasanteil viel mehr während der Fahrt.“ Je nach der aktuellen Lage der immer noch anhaltenden Corona-Maßnahmen will die Tegelbergbahn ab dem 1. Mai wieder auf den Berg hinauffahren. Auch eine offizielle Einweihungsfeier mit geladenen Gästen, wie auch die kirchliche Segnung der neuen Kabinen soll sobald wie möglich stattfinden. Dann soll auch enthüllt werden, mit welchen Themen die Ausstellungskästen in der Talstation bestückt werden. Denn wie auch in der Bergstation, soll den Gästen die Wartezeit auf die Fahrt mit interessanten Exponaten aus der bergsportlichen Vergangenheit verkürzt werden.
Text: Lars Peter Schwarz · Foto: Michael Helmer