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Auf Schritt und Tritt

Seit über 20 Jahren ist Stephanie Kircher, Geschäftsführerin der Schwangau Schuh GmbH in Schwangau, in der Schuhbranche tätig. Angefangen hat alles 1991, noch während ihrer Studienzeit. Die mit Freunden entstandene Idee, aus dem Haferlschuh einen Alltags-, Ausgeh- und Freizeitschuh zu entwickeln, überzeugte auch andere, die in das Start-Up investierten. Der Haferlschuh, den Franz Schratt aus Oberstdorf 1803 als Arbeitsschuh für Bergbauern erfunden hatte, war für die damalige Zeit ein hochfunktionaler „Trekking-Schuh“, der allem bisher dagewesenen überlegen war. Wie überlegen dieser neue Schuh-Typ war, zeigt der Umstand, dass es bereits Ende des 19. Jahrhundert ca. 800 Schuhwerkstätten gab, in denen Haferlschuhe in Handarbeit hergestellt wurden. Diese Tatsache machte sich die Betriebswirtin zu Nutze und entwickelte einen traditionellen Schuh zu einem hochkomfortablen, modernen, zeitlosen und auch anhaltenden Produkt, der ihren Ansprüchen von Wertbeständigkeit und ökologischen Gesichtspunkten entsprach. Das Wort „nachhaltig“ wäre hier angebracht, aber für Stephanie Kircher ist dieser Begriff so verfremdet, dass er nicht dem entspricht, was sie tatsächlich ausdrücken will.

Was macht die Schuhfirma aus Schwangau so besonders? „Wir sind alle Schuhliebhaber, wir teilen die Leidenschaft für gut gemachtes, genähtes Schuhwerk. Man braucht über 200 Arbeitsschritte, bis der Schuh fertig ist. In unserer eigenen Schuhmanufaktur in Ungarn, die eine 100-jährige Geschichte und Erfahrung in der Schuhproduktion hat, produzieren wir Schuhe zwiegenäht und rahmengenäht auf traditionell handwerkliche Weise. So haben wir die Möglichkeit, unser Schuhwerk ökologisch und mit gleichbleibender hoher Qualität herzustellen. Uns ist es wichtig, dass die Marke eine Authentizität hat. Das ist unser Anspruch, der uns letztendlich auch Recht gegeben hat. Dadurch haben wir uns etabliert“, so Stephanie Kircher.

Keine Frage, das Allgäuer Produkt hat einen Spagat geschafft, einen über 200 Jahre alten traditionellen und klassischen Schuh für die heutige Zeit anzufertigen und dabei den Charme und seine Wertigkeit nicht zu verlieren. „Wir haben den Haferlschuh vielfältig und vielseitig weiterentwickelt, denn es gibt viele verschiedene Modelle: Halbschuhe, Boots, Stiefel und Clogs. Das kann man nicht über jeden Schuh sagen“, ist sich die in der Schweiz geborene Allgäuerin sicher. „Unsere Schuhe haben die Qualität, die langlebige Schuhe idealerweise haben sollten. Solange der Mensch Fleisch isst, ist das Leder ein Abfallprodukt, das man ressourcenschonend verarbeiten kann und auch sollte. Zumal die veganen Ersatzmaterialien mit den Jahren verschleißen und die Schuhe dann nicht mehr reparabel sind.“

Die Mutter dreier Kinder spricht Tacheles, weil ihr das Thema Klima und Nachhaltigkeit am Herzen liegen. Deshalb lässt sie auch die Frage des Konsums nicht offen. “Wir haben einen Reparaturservice, und viele nutzen ihn. Unsere Schuhe kann man praktisch in alle Teile zerlegen und sie reparieren. Wir verarbeiten nur die besten Materialien wie hochwertiges Leder aus Deutschland und Europa sowie Vibramsohlen. Immer mehr Leute entscheiden sich bewusst für Qualität und Nachhaltigkeit und suchen nach Produkten, die das erfüllen. Sie merken am eigenen Konsum, dass sie etwas verändern wollen.“

Viele Käufer verbinden den Haferlschuh mit Natur, Tradition und Brauchtum. Und weil er im Allgäu entwickelt wurde, war für Stephanie Kircher klar, dass sie auch das Marketing danach richten wird. „Unsere Shootings machen wir an besonderen Orten in der Gegend mit Models, die Einheimische und Freunde sind. Ich finde es wichtig, dass auch die Schauplätze damit verbunden sind und da wir hier in einer sehr schönen Gegend leben, bietet es sich ideal an und ist authentisch.“ Wichtige Kunden für „Original Haferl“ kommen unter anderem aus dem Trachtenbereich. Hier ist die Schuhmanufaktur Hauptlieferant von „Ludwig Beck“, „Lodenfrey“, „Manufactum“ und anderen. Doch zurzeit steht alles still oder fast alles. Einkaufen wie vor der Corona-Pandemie ist nur in begrenztem Maße möglich. Um die Umsatzverluste etwas aufzufangen, verkaufen viele Einzelhändler ihre Waren im Online-Shop. Auch die Schwangau Schuh GmbH. „Unser Online-Shop hilft uns, den Verlust etwas zu verkraften. Es ist eine sehr ansprechende Seite mit umfassenden Informationen. Mit unserer telefonischen Beratung bieten wir unseren Kunden einen bestmöglichen Service an, der sehr gerne angenommen wird. Da haben wir ein ausgezeichnetes Feedback. Natürlich sind Überlegungen da, ob wir unsere Schuhe nicht auch auf einer großen Online-Plattform verkaufen sollten. Aber es widerstrebt mir, weil ich eine Ideologin bin. Gerade jetzt sind wir alle in der Verantwortung. Wenn jeder Unternehmer gezielter arbeiten würde, könnte man einiges verändern. Ich möchte als Mensch ein Fünkchen dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Die Herausforderung ist groß und wir müssen überleben. Aber es muss auch mit meinen Wertvorstellungen zusammen passen.“

Neben den Original Haferl Schuhen produziert die Schuhmanufaktur auch noch Schuhe unter den Marken László Budapest, Schuhwerk Schwangau und Goiser. László Budapest bietet rahmengenähte Schuh-Klassiker, Schuhwerk Schwangau robuste Lederschuhe für den Outdoor Einsatz, während Goiser für echte Trachtenschuhe steht. Letztere wird ab nächstem Herbst in dem Kinofilm „Magic Flute – die Zauberflöte“ zu sehen sein und zwar an den Füßen der Internatsschüler, die von der Schuhmanufaktur ausgestattet wurden.

Info:
Schwangau Schuh GmbH · Alemannenweg 7 · 87645 Schwangau
Tel.: +49 (8362) 987353 · E-mail: shop@schwangau-schuh.de
www.haferl.com
Instagram: @haferl_original

Text: Sabina Riegger · Fotos: Schwangau Schuh GmbH

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