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Das Kurhotel Jakob

Die dritte Generation

Seit fast 50 Jahren gibt es das Kurhotel Jakob in Bad Faulenbach. Ein schmuckes, kleines Hotel, das in dritter Generation geführt wird. Magnus Jakob hat es vor einem Jahr von seinen Eltern, Gertrud und Michael Jakob, übernommen. Keine einfache Zeit für den 39-Jährigen, der auf interessante Berufsjahre zurückblicken kann.

Wer kann schon behaupten, mit dem Chefkoch von Queen Elisabeth, dem Schweizer Anton Mosimann, der zum Ritter geadelt wurde und die britische Küche revolutionierte, zusammengearbeitet zu haben? Magnus Jakob war einer von zwei ausgewählten Köchen, der mit Mosimann im Buckingham Palace kochen durfte. „Wir waren dann immer das gleiche Küchenteam. Ich durfte in der Zeit, wo ich da war, immer mit. Das war ein Privileg“, blickt der Hotelier zurück. Oft kam die Queen in die Küche, um sich persönlich zu bedanken. Für Charles und Camilla kochten sie das Hochzeitsmenü. Auch sie kamen später in die Küche, um sich für das exzellente Menü zu bedanken. Mit Unterbrechungen war Magnus Jakob sechs Jahre lang in England. „2005 war London die größte Metropole mit der dichtesten Spitzenküche“, erklärt er. Dass er solche tollen Jobs bekam, hatte er einer guten Freundin seiner Schwester, Barbara Schwarzenbach, zu verdanken. „Sie arbeitete damals im renommierten Hotel Nutfield Priory in Red Hill in der Nähe von London. Dort hatte sie einen guten Status und vermittelte mir eine Stelle in der Küche. David Evans war dort der Küchenchef. Er war Koch des spanischen Königs. David vermittelte mich an Anton Mosimann, der hatte einen ganz exklusiven Club, den Mosimann´s Club. Hier gingen Charles und Camilla essen wie auch viele andere Prominente. Er war abhörsicher und sehr diskret“, erzählt der Gastronom. Für ihn ist die Welt der Köche eine große Familie, die verbindet.

Seine Stationen in der Welt des Kochens lesen sich wie eine prominente Gästeliste. „Nur dass es Spitzenköche sind, die wie Stars behandelt werden“, so Magnus Jakob. Einer davon war der japanische Spitzenkoch Nobuyuki Matsuhisa, für den er ein Jahr lang in St. Moritz kochte und viele Zubereitungsweisen der japanischen Küche erlernte. „Durch das Reisen bin ich mit Produkten in Berührung gekommen, die hatte ich vorher nie gesehen, wie zum Beispiel den Skorpionfisch in Dubai. Ich wusste nicht, wie man ihn zubereitet oder filetiert, weil er Stacheln hat. Schneidet man ihn falsch auf, hat man die Stacheln in der Hand. Ich hatte ihn falsch aufgeschnitten und meine Hand war zwei Tage lang taub.“ Heute lacht er darüber und die Erinnerungen werden wach, so als ob es erst gestern gewesen wäre. Es sind schöne Geschichten von Freunden, die ihn, egal, wo er auf der Welt unterwegs war, besucht haben.
Jetzt ist er schon eine ganze Weile wieder in Füssen. 2010 kam er zurück und ging noch einmal auf die Hotelfachschule nach Heidelberg. „Es war klar, dass ich das Hotel übernehmen würde und darauf wollte ich mich vorbereiten“, sagt er. Jetzt ist er Küchenmeister, geprüfter Gastronom und Kneipptrainer. Bereut hat er es zu keinem Zeitpunkt, dass er nach Füssen zurückgekommen ist. „Warum auch. Nirgends ist es schöner als hier. Ich habe manchmal die vier Jahreszeiten vermisst. Und irgendwann kommen wir alle wieder zurück, weltoffen und doch traditionsbewusst.“ Mit „wir“ meint er die junge Generation, die beruflich erst einmal die große, weite Welt sucht – sei es auch nur München oder Hamburg.

Magnus Jakob ist glücklich, wieder zu Hause zu sein. Hier hat er auch seine Liebe gefunden. Seine japanische Ehefrau Yuko. Erst letztes Jahr haben sie geheiratet, traditionell im Dirndl und Lederhosen. „Es war eine schöne Hochzeit, auch wenn wir nicht feiern konnten. Aber Freunde und Nachbarn standen Spalier mit Luftballons und Sekt entlang der Straße im entsprechenden Abstand. Das war für uns sehr emotional“, erzählt er.

Als er das Hotel am 1. Januar 2020 übernahm, ahnte er nicht, dass eine noch nie dagewesene Situation die komplette Wirtschaft und das Sozialleben durcheinander bringen würde. Auch jetzt, nach einem Jahr, ist die Corona-Pandemie immer noch gegenwärtig. „Wir hatten so viele Ideen, die wir dann nicht umsetzen konnten. Als im März der erste Lockdown war, hatte ich ziemlich Respekt davor und machte mir viele Gedanken. Ich habe nicht nur das Hotel übernommen, sondern auch alles, was damit zusammen hängt“, so der Küchenmeister. Ideen für die Zukunft hat das junge Paar noch einige, wie zum Beispiel den Bau eines kleinen Saales, in dem man Geburtstage, Hochzeiten und andere Festlichkeiten feiern kann. Auch Veranstaltungen und Seminare könnten dort abgehalten werden. Was das Catering betrifft, so haben die Gäste wohl einen, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgezeichneten Küchenmeister an der Hand.

Im Nachhinein ist er froh, diesen kreativen Beruf erlernt zu haben. „Ich wollte unbedingt Schreiner werden. Meine Oma entschied letztendlich: Wir haben ein Hotel und wir brauchen einen Koch.“ Erst, als er die Lehre beim Hotel Geiger in Hopfen am See begann, merkte er, wie kreativ sein Beruf ist und dass seine Oma mit der Berufswahl Recht hatte. „Sie war eine gute Geschäftsfrau und sehr taff“, erinnert er sich zurück und meint: „Ich hoffe, wir können bald die Handbremse lösen, um durchzustarten, so wie es damals meine Eltern gemacht haben.“

Text: Sabina Riegger · Foto: privat

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