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Kein Gehaltsverzicht für EVF-Spieler

Sind die Tage vor und um Weihnachten heuer für viele Menschen wegen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie wirklich einmal eine „stade Zeit“, sieht dies beim EV Füssen gänzlich anders aus. So hatten die Puckjäger des Eishockey-Oberligisten nicht nur in der Adventszeit einen proppevollen Terminkalender. Zudem kommen sie wie in ganz „normalen“, vergangenen Zeiten auch in den Tagen zwischen den Jahren und zu Beginn von 2021 kaum zur Ruhe.

Die derzeitige Lage bedeutet auch für die Schwarz-Gelben vom Kobelhang eine absolute „Ausnahmesituation“, wie Thomas Zellhuber erklärt. Dabei geht es in erster Linie darum, „unseren Sport und die Liga am Leben zu halten“, macht der Sportdirektor des EVF deutlich und unterstreicht, dass die Existenzerhaltung des 1922 gegründeten Traditionsvereins alleroberste Priorität für ihn hat. Indes steht der EVF, vielleicht zum Erstaunen manches Zeitgenossen, auch während des derzeitigen Lockdowns „gut“ dar, betont der 44-Jährige.

Rein aufs Sportliche bezogen, bedeutet das, dass die Schützlinge von Coach Andreas Becherer und seinem Co-Trainer Michael Bielefeld bis dato fast keine ausgefallenen Punktspiele in der aktuellen Saison in der Südgruppe der dritthöchsten deutschen Eishockey-Liga zu beklagen haben und zudem ein zufriedenstellendes Zählerkonto aufweisen. Darüber hinaus bezieht sich die Einschätzung Zellhubers auch auf die finanzielle Lage des Vereins. Dabei sind sowohl bei den Heim- als auch Auswärtspartien des EVF ebenso keine Zuschauer zugelassen, wie in anderen Profisportligen. Die Zuschauereinnahmen in den Hallen des Füssener Bundesleistungszentrums (BLZ) am Kobelhang machen allerdings „rund 50 Prozent“ des Umsatzes aus. Die Fans fehlen den Cracks um den „Oldie“ des Teams, Eric Nadeau, in puncto Stimmung im Stadion sehr. Dennoch sind die Einnahmeverluste des EVF nicht so gravierend, wie man möglicherweise denken könnte, da auch die Füssener von einem „Pool zur Rettung des Profisports“ profitieren. Aus diesem schüttet die Bundesregierung laut Zellhuber insgesamt 200 Millionen Euro an die Profisportvereine aus, weshalb auch der Altmeister aus dem Allgäu etwa 75 Prozent seiner Zuschauereinnahmen aus dem vergangenen Jahr erstattet erhält.

Davon abgesehen, basiert die Struktur des EVF auf einem „Viersäulenmodell“, das sich außer aus den normalerweise fließenden Einnahmen durch Zuschauer im Eisstadion aus Sponsoren- und Spendengeldern sowie Einnahmen aus dem Streaming der Punktspiele der Schwarz-Gelben bei Sprade-TV zusammensetzt. Das Streaming ist denn auch „ein kleines Standbein“ geworden, „mit dem wir ein bisschen die 25 Prozent an Zuschauereinnahmen, die uns fehlen, kompensieren“, verdeutlicht der Sportdirektor. Trotzdem: „Es fehlt uns etwas“, beschreibt Zellhuber den Ist-Zustand. Seiner Aussage nach hat der Club momentan allerdings auch „weniger Ausgaben“, weil die Nachwuchsteams des EVF aktuell nicht trainieren können. Außerdem spenden die Nachwuchstrainer ihr weiter an sie bezahltes Geld „zu hundert Prozent“ wieder an den Verein. Deswegen hat man Zellhubers Angaben nach in Füssen auch niemals daran gedacht, die eigenen Spieler um einen Gehaltsverzicht zu bitten, wie das woanders beispielsweise praktiziert worden ist. Ganz im Gegenteil, so erklärt der sportliche Leiter, der für die Budgetierung, Lizenzierungen und den Spielbetrieb verantwortlich zeichnet: „Wir sind stolz darauf, unsere Spieler voll weiterzubezahlen. Dabei bekommt jeder Akteur mindestens genauso viel Geld wie vor Corona.“ Während die Füssener diesbezüglich außerdem „von den vergangenen Jahren“ zehren, haben sie im Vorfeld dieser ungewöhnlichen Saison auch weniger Spieler eingekauft. „Das ist der richtige Weg“, sagt Zellhuber und fügt hinzu, dass beim EVF jeder Spieler die Sicherheit hat, seinen Arbeitsplatz zu behalten.

Die Spieler wurden indes auch sehr in die eigene Verantwortung genommen und ihr Bewusstsein daraufhin geschärft, beim geringsten „Verdacht auf irgendeine Krankheit“, den Kontakt zu ihren Vereinskollegen zu meiden. Im Gegensatz zu dem ein oder anderen Liga-Konkurrenten hat es jedoch „bei uns noch keine Verdachtsfälle“ gegeben, bekräftigt der Sportdirektor. Wenn allerdings mal ein Akteur positiv getestet werden sollte, müsste er zwei Wochen in Quarantäne. Schließlich ist man am Füssener Kobelhang fest gewillt, diese Saison zu Ende zu spielen, bei der es diesmal eben hauptsächlich darum geht, das Eishockey und die Oberliga am Leben zu erhalten. Wenn dann noch ein Play-off-Platz dabei herausspringen sollte, wäre wohl nicht nur Zellhuber rundherum happy.

Text: Alexander Berndt · Foto: privat

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