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Gedanken

Ein wichtiger Teil unserer Gesundheit

Positive aber auch negative Gedanken können unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen. Gerade bei psychosomatischen Erkrankungen liegen die Ursachen zum Teil im seelischen Bereich. In den meisten Fällen hilft eine Psychotherapie die Ursachen der psychosomatischen Erkrankungen zu finden. Stress, Trauma oder auch Ängste können der Auslöser dafür sein. Naturheilkundler und Ärzte wie Dr. med. Christian Stenner, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, wissen, dass Gedanken und Gefühle einen sehr wichtigen Teil zu unserer Gesundheit beitragen.

Dr. Stenner, ist Gesundheit wirklich Kopfsache?
Gesundheit ist auch Kopfsache. Gedanken sind nämlich immer mit einem Gefühl und einer Körperreaktion verbunden. Im Verständnis eines ganzheitlichen Modells sollte daher das Zusammenspiel von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren beachtet werden.

Was versteht man genau unter einer psychosomatischen Erkrankung?
Von klassischen psychosomatischen Erkrankungen spricht man, wenn psychosoziale Belastungen körperliche Beschwerden verursachen. Dies können beispielsweise Schmerzen sein, aber auch Störungen vegetativer Systeme. Hierzu gehören beispielsweise das Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-System. Auch Schlafstörungen können häufig psychosomatische Ursachen zugrunde liegen.

Wie reagieren Ihre Patienten, wenn Sie ihnen sagen, dass ihre Rückenschmerzen auch eine seelische Ursache haben?
Ich würde mir nicht anmaßen, dies absolut zu behaupten. Vielmehr hinterfrage ich zusammen mit dem Patienten, ob psychosoziale Stressoren existieren, die Rückenschmerzen mitverursachen können. Hierbei lege ich viel Wert auf die Vermittlung eines ganzheitlichen Psychogenese-Verständnisses. Jeder anhaltende Schmerz verursacht eine psychische Reaktion, umgekehrt lässt sich bei anhaltenden psychosozialen Stressoren eine körperliche Reaktion beobachten.

Wie stark können verdrängte Gefühle krank machen?
Jeder Gedanke von uns löst eine körperliche Reaktion und eine Gefühlssensation aus. Verdrängte Gefühle können Stress erzeugen und damit unser vegetatives Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen. Studientechnisch konnte ein erhöhtes Risiko zu Bluthochdruck nachgewiesen werden. Auch zeigt sich ein erhöhtes Auftreten von Angsterkrankungen mit Panikattacken. Wichtig ist, sich unangenehmen Gefühlen zu stellen und diese nicht zu verleugnen. Dabei kann eine Therapie hilfreich sein.

Es gibt die Redewendung „Der Glaube versetzt Berge“.
Ein Beispiel dafür sind die Placebos, also arzneimittellose
Präparate, die für die Genesung sehr wirksam sind. Die Erforschung des Placebo-Effekts legt nahe, dass dieser in erheblichem Maß (70% – 75%) zur Genesung beitragen kann. Zwei Faktoren werden hierfür verantwortlich gemacht: Zum einen ist dies eine positive Erwartungshaltung des Patienten, dass das Präparat die entsprechende Wirkung entfaltet. Zum anderen kann ein gutes Vertrauensverhältnis zum die Therapie begleitenden Arzt die gewünschte Wirkung verstärken. Es sollte beachtet werden, dass es sich beim Placebo-Effekt nicht um Einbildung handelt. Vielmehr können im Körper messbare Veränderungen induziert werden. Eine mit positiven Gefühlen besetzte Therapie kann folglich den Heilungsprozess günstig beeinflussen.

Wie verhelfen Sie Ihren Patienten zu „heilsamen“ Gedanken?
Wir versuchen im Rahmen moderner Therapieansätze ressourcen- und lösungsorientiert voranzugehen. Stärken und bisherige Problemlösefähigkeiten werden herausgearbeitet und bieten zusammen mit einer guten sozialen Anbindung eine Basis, auf der aufkommende Gefühle wahrgenommen und verarbeitet werden können. So kann sich eine positive Haltung entwickeln.

Immer mehr Menschen leiden an Depressionen. Kann man die Psyche dagegen wappnen?
Hauptauslöser für Depressionen sind chronische Überlastungssituationen und anhaltende Konflikte. Achtsamkeit uns selbst gegenüber sowie in unseren Beziehungen stellt neben einem guten sozialen Netzwerk und einer gesunden Lebensweise mit ausreichend Möglichkeiten zum Ausgleich eine wichtige Strategie dar. Als Ergänzung empfiehlt sich das Erlernen eines Entspannungsverfahrens wie autogenem Training oder Meditation.

Text Sabina Riegger · Foto: privat

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