GesundheitLeben

Corona sorgt für eine Zunahme psychischer Probleme

Füssener Sozialeinrichtungen bieten aber weiter ihre Dienste an

Was Corona mit den Menschen macht, zeigt sich nicht nur an den teilweise gravierenden körperlichen Beschwerden, unter denen manche Covid-19-Patienten während und nach ihrer Infektion mit dem Virus leiden. So hat die Pandemie auch auf die Psyche vieler Leute mitunter ganz erhebliche Auswirkungen.

Hindert die Seuche doch nicht wenige daran, ihr gewohntes, „normales“ Leben so wie bisher weiterzuführen. Das macht sich auch in Füssen bemerkbar, wie beispielsweise die Leiterin der Tagesstätte für seelische Gesundheit „Augustenhof“, Judith Mesenberg, erklärt. Seit Juni kommen „mehr Leute“, betont Mesenberg, dass die Einrichtung in der Augustenstraße nach dem ersten Lockdown diesen Jahres im Frühjahr deutlich mehr Resonanz erfährt, als dies zuvor der Fall war. Nun dürfen Besucher wieder persönlich in die Tagesstätte, was Mesenberg auf der einen Seite freut, während sie allerdings gleichzeitig den „sehr deutlichen Anstieg“ der Besuche im „Augustenhof“ bedauert. Hat sie im Rahmen dessen doch eine erhebliche Zunahme von „Ängsten und Panikstörungen“ unter den Klienten festgestellt.

Diese sind breitgefächert und beziehen sich sowohl auf die Furcht, sich mit dem Virus anzustecken, als auch auf „allgemeine soziale Phobien und Zwangssymptomatiken“, wie zum Beispiel übertriebenes Händewaschen. Und während an einer Depression Erkrankte zudem derzeit „verstärkt Probleme“ hätten, hat Mesenberg nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie gemerkt, dass „zunehmend auch jüngere Leute“ bei ihr und ihren Kolleginnen um Rat nachsuchen. Darüber hinaus habe sich insofern eine Veränderung vollzogen, als mehr und mehr Menschen in den „Augustenhof“ kämen, die sich „in einer vorübergehenden Krise“ befinden.

Neben beruflichen Belastungsproblemen aus „Angst um die Arbeit“ kommen indes momentan auch „zunehmende Konflikte in Familien“ vor, die ihre Ursache etwa in generellen und etwas diffusen Zukunftsängsten haben können, unterstreicht Mesenberg. Dabei fügt sie an, dass es gut sei, „möglichst früh zu uns zu kommen“, wenn man ein Problem habe. Und deshalb ist sie froh, dass man im „Augustenhof“ jetzt wieder persönlich „unsere Dienste“ anbieten, und so „unserem Versorgungsauftrag“ nachkommen könne, sich um Leute mit psychischen Problemen zu kümmern. Immerhin war das beim ersten Lockdown in diesem Jahr nicht so, sondern nur „telefonische Beratungen“ möglich „Das war schwierig.“

Die psychosoziale Komponente spielt auch bei der „Kleiderkiste Füssen“ eine nicht zu unterschätzende Rolle, deren Geschicke seit kurzem Karin Walz leitet. Nach ihren Angaben nutzen viele ihrer Kunden die Sozialeinrichtung unter normalen Umständen nicht nur, um günstig gebrauchte Kleidung zu kaufen, sondern auch „als Kontaktpunkt“ zu einem kommunikativen Plausch. Das geht jetzt zumindest in den Räumlichkeiten der „Kleiderkiste“ nicht mehr, wo „jeweils nur eine Person nach telefonischer Absprache“ hereingelassen wird, die dort dann „höchstens eine halbe Stunde lang“ Gelegenheit hat, nach Kleidungsstücken zu stöbern. Die Resonanz ist denn auch „nicht so groß wie früher“, bedauert Walz auf der einen Seite, während sie sich gleichzeitig froh darüber äußert, „dass es momentan wenigstens so geht.“ Ihre Kunden, die jeden Mittwoch nachmittag zwischen 14.30 und 17.30 vorbeischauen können, freuen sich ebenso über die Wiederöffnung im Oktober, nachdem die „Kleiderkiste“ im August und September geschlossen war, erklärt Walz. Aber auch sie unterstreicht das „komische Gefühl“, das sie vor allem deshalb empfindet, weil das Soziale bei ihrer Tätigkeit momentan ein wenig zu kurz kommt.

Für die Besucher der Einrichtung im Untergeschoss des Alten Landratsamtes an der Augsburger Straße hat Walz immerhin insofern eine gute Nachricht, als sie im Hinblick auf die kommende kalte Jahreszeit versichert: „Mit Winterkleidung sind wir sehr gut ausgestattet.“

Text · Foto: Alexander Berndt

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024