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Wenn die religiöse Zeremonie wegfällt

Abschied nehmen ohne Gott – Konfessionslose Menschen werden häufig im Rahmen von weltlichen Bestattungen beerdigt

Der November ist der Monat, an dem vielleicht öfter als in anderen Monaten allgemein Verstorbener gedacht wird. So gibt es im November gleich drei solcher Tage. Neben Allerheiligen am 1. November und Allerseelen am 2. November, an dem die römisch-katholische Kirche das Gedächtnis ihrer Verstorbenen begeht, ist auch der Totensonntag, heuer am 22. November, in der evangelischen Kirche ein Gedenktag für die Verstorbenen. Sie alle sind christliche Festtage, die nach wie vor einen festen Platz im Jahreskalender haben. Gleichzeitig gibt es in Deutschland und auch im Allgäu immer mehr Menschen, die keiner Konfessionsgemeinschaft angehören. Ebenso ist die Zahl der Austritte aus der evangelischen und der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Rahmen dessen sind in Füssen heuer bis zum November 116 Bürger aus der Kirche ausgetreten, wie der Leiter des örtlichen Standesamtes, Andreas Rösel, erklärt. Der Anteil der Konfessionslosen in der Lechstadt beträgt mit insgesamt 7 222 fast die Hälfte der rund 15 700 Einwohner.

Währenddessen habe es nach Auskunft von Rösels Amtskollege Stefan Kuhn bis dato 230 Sterbefälle im Zuständigkeitsbereich des Standesamtes Füssen gegeben, der sich auch auf Schwangau und Lechbruck erstreckt. Und man darf wohl annehmen, dass ein nicht geringer Teil davon Frauen, Männer und Kinder waren, die nicht der katholischen oder evangelischen Kirche angehört haben. Gleichwohl können auch sie in Füssen im Rahmen einer weltlichen Bestattungszeremonie per Erd- oder Feuerbestattung beerdigt werden. Da es sich bei einer weltlichen Bestattung um eine Trauerfeier für einen Verstorbenen handelt, die losgelöst von religiösen Vorstellungen stattfindet, ist dabei kein Pfarrer anwesend. Dennoch besteht die weltliche Trauerfeier aus drei Teilen, bei denen zuerst des Verstorbenen gedacht werden soll, bevor an das Leben des Toten erinnert, und der geliebte Mensch schließlich seinem Grab übergeben wird.

Damit ist der Ablauf einer weltlichen oder auch säkulären Bestattung dem einer kirchlichen grundsätzlich ähnlich, da auch viele konfessionslose Menschen nicht auf diese tröstlichen Rituale verzichten möchten. Die sonst häufig religiösen Texte und Zeremonien werden indes einfach nur durch weltliche ersetzt, und viele weltliche haben eines mit anderen Bestattungen gemein: Meistens gibt es eine Trauerrede, die allerdings nicht von einem Geistlichen, sondern oft von einem professionellen Trauerredner gehalten wird, der nicht an eine bestimmte Konfession gebunden ist. Darüber hinaus können sich auch die Angehörigen der oder des Verstorbenen selbst einbringen und die Trauerrede vortragen, beziehungsweise zusätzlich einige Worte sagen. Für weltliche Bestattungen stehen schließlich auch verschiedene Friedhöfe zur Verfügung, wozu neben den regulären städtischen Friedhöfen auch sogenannte Ruheforste oder alternative Grabstätten gehören.

Text: Alexander Berndt · Foto: Hubert Riegger

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