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Impfen mit Vorsicht

Impfungen während der COVID-19- Pandemie – die STIKO klärt auf

Das neue Virus verunsichert alle zutiefst. Was heute galt, ist morgen perdu. Und doch muss das Leben in irgendeiner Form weitergehen. Babys wachsen, Kinder entwickeln sich weiter, müssen zur Schule, so mancher Berufstätige kann doch wieder zur Arbeit. Und vielleicht wird der Kinderarzt oder der Betriebsarzt beim nächsten Termin das Gespräch auf ausstehende Impfungen lenken. Aber kann man in diesen unsicheren Zeiten die nötigen Impfungen überhaupt bekommen oder wartet man besser ab?

Auch wenn es einen anderen Anschein hat, andere Krankheitserreger wie Keuchhustenbakterien, Windpocken- oder Masernviren sind dennoch präsent, auch wenn die Infektionszahlen durch die COVID-Kontaktverbote ebenfalls gesunken sind. Deshalb sollten Impfungen auch jetzt erfolgen oder sogar erst recht, wenn sie etwa bei Babys im Impfplan stehen. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut: „Anstehende Routineimpfungen entsprechend den STIKO-Empfehlungen sollen grundsätzlich nur bei akuten, schweren Erkrankungen verschoben werden.“ Denn es gibt keine Hinweise, dass eine auch nicht bekannte Infektion mit dem Pandemie-Virus SARS-CoV-2 dazu führt, dass eine Impfung zum Beispiel gegen Pneumokokken oder Masern nicht funktioniert oder es gar zu Komplikationen kommen könnte. Das ist ein wichtiger Aspekt, der sicher viele Eltern verunsichert und auch Erwachsene davon abhält, eine Arztpraxis aufzusuchen, um sich impfen zu lassen. Dabei ist es in diesen Zeiten umso wichtiger, vor anderen schweren Infektionen geschützt zu sein.

Ein „Aber“ nennt die STIKO allerdings. Abweichend davon, dass man nach Kontakt zu einem möglicherweise ansteckenden Menschen normalerweise keine Frist zur Impfung einhalten muss (die STIKO bezeichnet es als falsche Kontraindikation), raten die Experten aufgrund der begrenzten Erfahrungen mit SARS-CoV2 vorsichtshalber zu einem 14-tägigen Abstand, wenn jemand Kontakt zu einem COVID-19-Patienten hatte. Zeigt die Kontaktperson nach zwei Wochen keine Symptome, kann geimpft werden. Wird die Kontaktperson jedoch positiv getestet, hat aber dennoch keine Symptome, sollen vorsichtshalber aber vier Wochen bis zur Impfung gewartet werden. Einem COVID-19-Patienten selbst empfiehlt die STIKO, sich etwaige Impfungen erst nach vollständiger Genesung und frühestens vier Wochen nach dem letzten positiven Testbefund geben zu lassen.

Der STIKO liegen die Grundimmunisierungen der Kinder in den beiden ersten Lebensjahren und die notwendigen Impfungen für alle Menschen ab 60 Jahren, für die der zusätzliche Schutz vor Influenza (Impfung ab Herbst), Pneumokokken und auch Zoster wichtig ist, ganz besonders am Herzen. Als außerordentlich wichtig erachtet die STIKO außerdem den Impfschutz für immunsupprimierte Patienten oder Menschen, die chronisch krank sind. Betroffene und behandelnde Ärztinnen und Ärzte sollten gerade auch jetzt einen Weg finden, dass notwendige Impfungen unter Einhaltung der Sicherheitsgebote stattfinden können.

Text: dgk · Foto: Envato

Quelle
Epidem. Bulletin Nr. 18/2020. Stellungnahme der Ständigen Impfkommission: Durchführung von empfohlenen Schutzimpfungen während der COVID-19-Pandemie.Epidem. Bulletin Nr. 34/2019. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) 2019/2010.

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