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Online ist In

Noch vor einigen Wochen waren Facebook, Instagram und Co. weit weg.
Livestreamings waren uninteressant und Websites waren für viele Einzelhändler und Dienstleister nicht relevant.

Wie schnell sich alles ändern kann, zeigte die Corona-Krise. Plötzlich war das Irrelevante die Chance, sich nach außen bemerkbar zu machen. Internet war das Zauberwort und damit auch die Online-Präsenz. In Krisenzeiten ist Kommunikation noch wichtiger. „Wir sind da“ ist nicht nur ein Slogan. Es ist viel mehr als das. Es ist ein Stilmittel, um auf sich und das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen und Verbundenheit zu zeigen. Krisenzeiten zwingen uns umzudenken. So unangenehm sie auch sind, es entstehen neue Ideen und viel Kreatives, die zum Weitermachen anspornen. Online ist jetzt in.

Getränke Zimmermann hat zum Beispiel eine App für seinen Heimlieferservice entwickelt. „Wir mussten sofort reagieren und in die Kurzarbeit gehen. Der Heimlieferdienst ist ein Standbein von uns, aber es reicht nicht aus, um alle beschäftigen zu können“, so der Unternehmer. Christoph Zimmermann ist sich sicher, dass die Kunden der Zukunft vermehrt über App bestellen werden, weil sie so von überall bestellen können, die Beschreibungen der Ware sehen und bequem zahlen können, ohne Bargeld in die Hand nehmen zu müssen. „Unsere App ist kostenlos. Man muss sich registrieren und die Zugangsdaten werden zugeschickt. Bezahlt werden kann per Rechnung, SEPA, Paypal und Sofortüberweisung“, erklärt Zimmermann. Eine Weinberatung per Video: Whatsapp und Facetime machen es möglich. Auch Moritz Jörg vom „Beim Olivenbauer“ bietet seinen Kunden eine neue Onlineseite an. „Mein Vater hat das auf einer Messe gesehen, und wir haben gemeinsam überlegt, wie wir das für unsere Gäste umsetzen können.“ Mittlerweile ist die Website für zwei Lokalitäten eingeführt. „Es funktioniert prima“, ist Moritz Jörg begeistert.

Neben den vielen kreativen Ideen aus der Gastronomie, die mit kleinen Teasern auf Instagram auf sich und ihren Liefer- und Abholdienst aufmerksam machen oder per Facebook ihre Speisekarte posten, heißt es definitiv: Willkommen online.

Doch nicht in jeder Branche funktioniert das Online-Marketing. Online Eis zu bestellen funktioniert bei Stefano Ceschin vom Eiscafé Hohes Schloss nicht. „Wir bekommen sehr viel Unterstützung von den Einheimischen“, sagt er lachend. „Wir sind da“, klappt bei ihm ganz gut, auch wenn die Stadt, wie er sagt, „am Anfang gespenstisch ruhig war.“ Über diesen Zuspruch, die lokale Wirtschaft stärken zu wollen, freuen sich die Gewerbetreibenden. Lokal einkaufen, die Region unterstützen, das wollen immer mehr.

Der Trend zur „Glokalität“, ein Begriff aus den späten 80er Jahren, nimmt gerade jetzt in der Corona-Krise immer mehr Formen an. Prof. Roland Robertson nennt es so: „Stellt man sich also die Frage: In was für einer Welt leben wir eigentlich? Dann wird die Antwort bei den meisten Menschen lauten: In einer Glokalisierten. In einer Welt, die sich durch die Globalisierung immer schneller dreht. Doch geht die Identität nicht verloren, denn gleichzeitig treibt die Geschwindigkeit die menschlichen Wurzeln immer tiefer in die Erde.“

Diese Aussage kann Stefano Ceschin nur bekräftigen. Er nennt sich einen Europäer, der sich in Füssen seine Existenz aufgebaut hat. Noch ist er frohen Mutes. „Die Krise hat uns alle erwischt. Es ist eine schwierige Zeit. Meine Frau Karla sagt, es ist eine schlimme Zeit, aber auch eine Möglichkeit zu unterscheiden, was wichtig oder unwichtig ist.“

Text · Foto: Sabina Riegger

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