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Abschied mit Wehmut

Bürgermeister Franz Erhart geht in den Ruhestand. Seinen letzten Arbeitstag wird er mit einer Bürgerversammlung am 30. April beenden.

Die Kommunalwahlen, die bei uns alle sechs Jahre stattfinden, bedeuten in vielen Fällen einen Neustart, den Beginn einer neuen Zeitrechnung unter neuer Führung. In ebenso vielen Fällen, dort eben, wo neue Bürgermeister gewählt werden, bedeutet es aber zumeist auch das Ende einer bis dahin dauernden Ära. So wie unter anderem in der Gemeinde Nesselwang, wo Rathauschef Franz Erhart aus Altersgründen nicht mehr als Bürgermeisterkandidat angetreten war und sein Amt nun an seinen Nachfolger Pirmin Joas übergibt. Erhart blickt nun auf eine lange Zeit zurück, in der er politisch intensiv aktiv gewesen ist. Immerhin übte er schon vor seinen zwei Amtsperioden als Bürgermeister lange Jahre das Amt des Stellvertreters aus, dem Gemeinderat in Nesselwang gehörte er insgesamt 30 Jahre lang an. Auf die Frage nach der zurückgedrehten Zeit, ob er alles nochmal genauso machen, diesen Weg noch einmal einschlagen würde, antwortet er mit einem deutlichen „Ja, ich denke schon“, obwohl er dafür auch viele Opfer bringen und auf Vieles verzichten musste.

Große Bausteine der letzten Jahre

„Ich habe für mich persönlich schon einen kleinen Rückblick gemacht“, sagt er. „Was damals war und heute ist. Gemeinde- und Bauentwicklung, Junges Wohnen, Wasserversorgung, es gab hunderte von Projekten, von denen wir viele umsetzen konnten. Viele andere, wie die Südumfahrung, ließen sich dagegen leider nicht realisieren, trotzdem würde ich es wieder machen.“ 2008 hatte der gelernte Zimmerermeister und Bauleiter das Amt des Bürgermeisters in Nesselwang übernommen, bei der Kommunalwahl 2014 wurde er mit 85,8 Prozent bestätigt. Zwölf Jahre, in denen sich der Ort nicht nur optisch, sondern auch touristisch enorm verändert hat. „Natürlich gibt es so ein paar Höhepunkte oder Dinge, für die man dankbar ist“, so Erhart. „2003 habe ich die Bergbahn übernommen, die damals insolvent war. Das war eine sehr harte Zeit, die aber dann drei Jahre später belohnt wurde, als wir Deutschlands erste Kombibahn bauen konnten. Auch das Alpspitzbadecenter, das damals auf der Kippe stand, konnte unter anderem energetisch optimiert werden, was uns geholfen hat, aus den Roten Zahlen herauszukommen. Heute machen beide Unternehmen Freude. Das waren echt große Bausteine der letzten Jahrzehnte.“ Rund 300.000 Übernachtungen zählt der Ort pro Jahr heute, die Gästezahl liegt bei etwa 100.000. „So eine hohe Zahl wird einem durch das Unwort Overtourismus aber auch schon angekreidet“, sagt Erhart. „Ich denke wir haben eine Zahl erreicht, die gut ist, es sollten nicht weniger und nicht mehr werden.“

Letzter Arbeitstag mit Bürgerversammlung

Ein weiterer großer Schritt zur Ortsentwicklung, so der scheidende Bürgermeister, war ohne Zweifel auch der Abriss des ehemaligen Hotel Krone im Kern der Gemeinde. Der Betrieb war 1985 als Tagungshotel für ein SS-Veteranentreffen bundesweit in die Schlagzeilen geraten. „Ein dunkles Kapitel“, erinnert sich Erhart. „Es war wichtig und längst an der Zeit, diese braune Vergangenheit mit dem Abbruch endgültig abzuschließen, was auch dazu geführt hat, dass wir den Kirchplatz nun sehr schön gestalten konnten.“ Der 68-Jährige wird sich nach der Übergabe an seinen Nachfolger komplett aus der Kommunalpolitik zurückziehen und die Zeit für Tätigkeiten nutzen, auf die er in den letzten Jahrzehnten oft verzichten musste. Den Alltag nun abzulegen wird für ihn nicht leicht. „Ich gebe zu, es fällt mir schwer zu gehen, ich werde die Arbeit sehr vermissen, freue mich aber aufs Skifahren, Radfahren und die Berge“, lächelt er und zieht einen Schlußstrich. „Gemessen wirst Du an dem, was Du gemacht hast. Ich denke, die Zeiten, die jetzt kommen, werden etwas spannender, denn die Brötchen, die gebacken werden, werden immer kleiner.“ Den letzten Arbeitstag wird Franz Erhart mit einer Bürgerversammlung am 30. April beenden.

Text · Foto: Lars Peter Schwarz

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