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Hämorrhoiden

(K)ein peinliches Problem

Wenn Sie sagen „Ich habe Hämorrhoiden“ ist das erstmal was ganz Normales, denn die hat tatsächlich jeder, es handelt sich um ein ringförmiges Gewebepolster am Übergang vom Mastdarm zum After. Gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel sorgt es für die Abdichtung des Enddarms. Ist das Polster nun krankhaft vergrößert, z.B. durch eine Bindegewebsschwäche oder eine Erweiterung der inliegenden Blutgefäße, dann spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Sie werden auch manchmal als Krampfadern des Darmausgangs bezeichnet. Je nachdem, wie schlimm die Beschwerden sind, werden die Probleme in vier Schweregrade eingeteilt: Grad 1 und 2 sind vergrößerte Gewebepolster, die zu Schmerzen, Blutungen (hier ist schon Vorsicht geboten) und Juckreiz führen können. Bei Grad 2 können sich diese Polster beim Pressen des Stuhls und bei der Entleerung auch schon mal über den Analrand hinaus wölben, aber Gott sei Dank ziehen sie sich auch spontan wieder zurück. Bei Grad 3 wird es dann schon gravierender, hier kann sich das Polster von selbst wieder zurückbilden, hier müsste man es mit dem Finger wieder zurückschieben – wie unangenehm – , was bei Grad 4 nicht mehr möglich ist. In der Folge kommt es zu sehr starken Schmerzen und Entzündungen, und leider auch zu unkontrolliertem Stuhlabgang, da der After nicht mehr richtig abgedichtet ist. Sobald Ihre Bescherden das erste Mal aufgetreten sind, sollten Sie Ihren Arzt zur Abklärung aufsuchen, denn nur bei Grad 1 und 2 ist eine Selbstbehandlung überhaupt möglich!

Ein erster Schritt, der bereits auch schon zur Vorbeugung von Hämorrhioden geeignet ist, ist eine überwiegend basische und ballaststoffreiche Ernährung, denn sie sorgt für einen weichen, leicht abgehenden Stuhl und das ist echt das A und O der Prävention und Behandlung. Ein größeres Stuhlvolumen im Mastdarm reizt den inneren Schließmuskel zum Öffnen und gibt damit auch den venösen Abfluss der Gefäße frei. Damit geht alles wesentlich „reibungsloser“ und das harte Pressen wird vermieden.

Eine sehr gute Ernährungsstrategie könnte sein:
Ballaststoffreiche Kost – mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse und Vollkorn, dafür weniger Fleisch. Quellmittel wie Leinsamen, Weizen-oder Haferkleie, ganz wichtig ist hierbei, dass Sie ausreichend dazu trinken. Die Trinkmenge sollte mindestens 2 Liter betragen (Wasser, Kräutertee, verdünnte Fruchtsäfte)
Ein ganz ausgezeichneter Ballast- und Quellstoff ist der Indische Flohsamen (Plantago ovata) aus der Familie der Wegerichgewächse – weiß als Schalen, schwarz als Samenkorn – morgens und abends 1 EL in einem großen Glas Wasser verrührt und sofort getrunken (quillt durch seine Schleimstoffe sehr stark auf). Das führt zu einem schmerzlosen Stuhlgang. Zusätzlich hat der Flohsamen noch eine ganz tolle „Nebenwirkung“: der Cholesterinspiegel wird gesenkt und der Körper wird zusätzlich entschlackt und das geht bis hin zur Erleichterung beim Abnehmen.
Die ayurvedische Medizin empfiehlt Hibiscustee und das regelmäßige Trinken kleiner Schlucke heißen Wassers.

Wichtig auch:
versuchen Sie, wenn möglich, komplett auf die Einnahme von Abführmitteln zu verzichten, denn diese können die Entstehung von Hämorrhoiden eher noch fördern!
Was ebenfalls sehr hilfreich ist, sind kreislauffördernde Maßnahmen, denn sie verbessern die Blutzirkulation und verhindern so Staus im venösen Abfluss. Die Hämorrhoiden können sich so generell verkleinern. Und: Was dem Kreislauf hilft, kurbelt in der Regel auch die Verdauung an. Folgende Maßnahmen sind hierfür geeignet:

Tägliche Bewegung:
wie Wandern, Radfahren, Schwimmen, Joggen oder Gymnastik. Training der Beckenbodenmuskulatur und des Schließmuskels, das wirkt dem Blutstau im Enddarmbereich entgegen: Spannen Sie etwas 50 Mal im Wechsel die Muskulatur der linken und rechten Gesäßhälfte an und lassen wieder locker. Ziehen Sie den äußeren Afterschließmuskel fest zusammen – „Negativpressen“ – als ob Sie mit aller Macht den Stuhlgang verhindern wollen und lassen nach 2 Sekunden wieder locker, mindestens 30 Mal. Bei vorwiegend sitzender Tätigkeit: viele Positionswechsel, evtl. ein Stehpult.

Kneipp-Anwendungen wie der Schenkelguss:
Beginnen Sie mit dem rechten Bein und führen Sie den kalten Wasserstrahl aufwärts auf der Beinaußenseite vom kleinen Zeh bis zum Becken, abwärts auf der Beininnenseite. Verfahren Sie mit dem linken Bein ebenso. Zum Schluss werden beide Fußsohlen abgegossen.

Sitzbäder:
Alle 2 Tage ein kurzes, kaltes Sitzbad oder täglich eine kalte Unterkörperwaschung mit einem Leintuch – zuerst das rechte, dann das linke Bein außen, vorn, innen und hinten (inklusive Gesäß) gründlich abreiben. Wem das am Anfang zu kalt ist, der kann auch erst mal mit lauwarmem Wasser beginnen und die Temperatur nach und nach reduzieren. Wichtig ist nach der Anwendung die Wiedererwärmung vor allem der Füße!

Die typischen Beschwerden wie Juckreiz, Entzündungen und Brennen eines Hämorrhoidalleidens können Sie auch gut mit Sitzbädern lindern. Lauwarme Sitzbäder mit Auszügen aus Kamille, Schafgarbe, Zinnkraut (Schachtelhalm), Lavendel, Wacholder, Hamamelis oder Zypresse wirken wundheilend, antientzündlich und lindernd. Ein Sitzbad mit adstringierenden Wirkstoffen heilt Analekzeme und vermindert die Blutungsneigung der Hämorrhoiden. Hierzu zählen Eichenrinde und Totes-Meer-Salz. Ein Sitzbad mit Eichenrinde oder Roßkastanie funktioniert folgendermaßen: 500 Gramm Rinde mit 5 Liter Wasser 5 Minuten kochen. Auf Körpertemperatur abkühlen lassen und entweder in der Sitzbadewanne oder einfach in einer über die Toilettenbrille gespannten Mülltüte 5 Minuten anwenden. Vorsichtig trocken tupfen.
Auch eine Empfehlung aus der Phytotherapie: ein Tuch mit Hamamelis- (Zaubernuss)- Lösung tränken und auf die betroffene Stelle legen. Hamamelis wirkt entzündungshemmend und blutstillend. Die Haut zieht sich zusammen und der Juckreiz wird gedämpft.

Schmerz-und entzündungslindernd wirken weiterhin Umschläge:
Feuchte Umschläge mit Kamillentee oder Arnika. Nächtliche Kompressen mit Quark. Ein mit Retterspitz-Tinktur (enthält Thymian, Rosmarin, Arnika, Zitronensäure, Weinsäure und Alaun) getränkter Wattebausch in der Gesäßspalte (mehrmals täglich erneuern!) wirkt antiseptisch

Schüssler-Salze bei Hämorrhoiden:
Calcium fluoratum Nr. 1 bei Hämorrhoidalknoten sowie bei bestehendem Analekzem – das Salz fördert die Elastizität aller Gewebe im Körper.
Kalium chloratum Nr. 4 verflüssigt das Blut und ist am Aufbau des Bindegewebes beteiligt.
Magnesium phosphoricum Nr. 7 ist hilfreich bei akutem Juckreiz.
Natrium chloratum Nr. 8 befeuchtet, da es den Wasserhaushalt im Körper reguliert. Bei akuten Beschwerden werden die Mittel in Abständen von einer halben Stunde eingenommen. Die Tabletten lässt man etwa eine halbe Stunde vor oder nach einer Mahlzeit unter der Zunge zergehen. Diese Salze gibt es auch als Salben, sie werden mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen.

Beim nächsten Mal werde ich Ihnen noch mehr, u.a. über die Homöopathie und verschiedene pflanzliche Möglichkeiten bei Hämorrhoiden berichten.

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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