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Mario Irrek, ein Leben aus „Punk, Skate & Movie“

Runde zehn Jahre war er mit Campino und den Toten Hosen quer durch die Weltgeschichte unterwegs. Der Punk zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Mario Irrek ist Musikliebhaber, Schauspieler und vor allem bekennender Skater. Seit kurzem lebt er nun in Füssen, wo er „endlich angekommen“ ist, wie er sagt. In der Lechstadt arbeitet der Mann mit dem bekannten Gesicht, der in vielen Fernsehserien, Krimis und TV-Filmen gespielt hat, jetzt in einem Geschäft, wo er zumeist junge Menschen beim Kauf von Skatboarden berät. Ein Metier in dem er sich auch mehr als gut auskennt, das aber doch ganz anders ist, als die Schauspielerei.

Mario Irrek stammt aus der Gartenstadt Haan im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen, zwischen Düsseldorf und Wuppertal und hat viele Jahre seines Lebens in Berlin verbracht. „Zuerst war ich Howard Carpendale-Fan, dann Kiss-Fan und schließlich bin ich voll und ganz dem Punkrock verfallen“, lacht er. Seine erste Rolle vor der Kamera spielte er 1983 in einem Videoclip zu dem Toten Hosen Klassiker „Eisgekühlter Bommerlunder“. „Kennengelernt haben wir uns im Rahmen eines Konzertes, bei dem Campino von der Bühne gefallen ist, mir direkt vor die Füße. Ich hab dann einfach weitergesungen, und irgendwie haben wir uns dann alle angefreundet. Später habe ich dann für die Band im Büro gearbeitet.“ Nein, eine Schauspielschule hat er nie besucht, dafür aber war die Leidenschaft für die Schauspielerei geweckt. Und irgendwie schaffte er es auch, diesen Weg weiterhin zu verfolgen. Im Alter von sechzehn Jahren spielte er die Hauptrolle in dem Film „Verlierer“, an der Seite von Ralf Richter und Toten-Hosen-Sänger Campino.

„Skate or Die“

Regisseur Bernd Schadewald besetzte Mario Irrek anschließend für zwei weitere Rollen, zunächst 1986 für eine Folge des „Tatort“, sieben Jahre später dann für einen Part im Fernsehfilm „Schicksalsspiel“. Weitere Rollen in Kino- und Fernsehfilmen folgten. Wiederholt stand er unter der Regie von Volker Schlöndorff vor der Kamera, spielte unter anderem bei „Liebling Kreuzberg“ oder dem „Fahnder“ oder auch in „Manta – Der Film“. Für den Film „Death Proof – Todsicher“ gab er als Synchronsprecher Hollywoodstar Quentin Tarantino eine deutsche Stimme. Er selbst spielt in seinen Filmen oft die Rolle der Bösewichte. Nebenzu hat ihn aber auch die Skateboarderei nie mehr losgelassen. Immerhin entstand auch sein erstes Tattoo, das er sich von seiner ersten Gage stechen ließ, aus eben diesem Grund, der vielmehr eine Lebeneinstellung, ein Lebensgefühl darstellt. „Skate or Die.“ Erfahrung auf dem Brett hat er. Nicht nur durch ein Projekt, das er vor einigen Jahren realisierte, bei dem er eine Skateboard-Tour von New York, wo er auch rund vier Jahre lebte, nach Los Angeles machte. 3.650 Meilen, also 6.570 Kilometer, nur mit eigener Kraft, ohne Hilfsmittel.

Erlebt hat Mario Irrek durch seinen außergewöhnlichen Lebensweg ohne Zweifel sehr viel. Er traf Gwen Stefani im Hochzeitsurlaub, bekam eine Rolle neben Tom Cruise in „Operation Walküre“ angeboten, die er ablehnte, und lernte viele bekannte Größen der Filmszene kennen. Die Liste seiner eigenen Filme ist lang, bis heute sind es insgesamt 135. Dass ihm die Filmwelt aber in Wirklichkeit nur sehr wenig bedeutet, fällt im ersten Moment eher schwer zu glauben. „Ich habe mit der Zeit auch gemerkt, dass alles sehr verlogen ist, was dort in dieser Scheinwelt passiert. Wir alle sind Menschen, unser Leben basiert auf Leidenschaft und dem was uns ausmacht. Ich wollte zwar Erfolg haben, wollte aber nie ein Star werden. Ich drehe gerne, mache aber auch nicht alles. Da stehe ich jetzt viel lieber mit Stolz, auch wenn mich Menschen seit 35 Jahren als Schauspieler kennen, in einem Skateboard-Laden und mache eine ehrliche Arbeit, lerne nette Leute kennen und höre gute Musik.“ Dabei ist die Art der neuen Arbeit für ihn auch nicht neu. Noch vor seiner Zeit bei den Toten Hosen jobbte er bereits in Skateboardläden in Duisburg und Frankfurt.

Drei große Helden der Jugend

Als Punk ist Mario bekennender Fan der britischen Band “THE CLASH“, veranstaltete sogar schon Gedächtnisabende für den 2002 verstorbenen CLASH Frontman. Lange Zeit war er mit Gitarist und Sänger Joe Strummer befreundet und ist somit im Besitz vieler wertvoller und einzigartiger Exponate, die seiner Meinung nach der Öffentlichkeit auch nicht länger vorenthalten werden sollen. In gut zwei Jahren will er in der Bundeshauptstadt deswegen das weltweit erste „Clash Museum“ eröffnen. „Es sind insgesamt rund 25.000 Sammelstücke und Exponate“, sagt der 51-Jährige. „Das alles haben wir nun katalogisiert, darunter sind vor allem viele private Gegenstände von Joe Strummer. Er war nicht nur ein Freund, sondern auch einer der drei großen Helden meiner Jugend, zu denen noch Karl-Heinz Böhm und Elvis Presley gehören. Alle drei waren eine Art Robin Hood Figur, sie haben sich auch immer für andere Menschen eingesetzt.“

Mario Irrek hat viele Ideen. Er träumt von Punkrock Open Air Konzerten am Forggensee oder auf dem Schiff. Ob er seinen Lebensmittelpunkt nun künftig für immer nach Füssen verlagert, weiß er heute noch nicht. „Es war ein Bauchgefühl, hierher zu ziehen“, sagt er. „Wenn ich die Frau meines Lebens hier treffen würde, vielleicht. Ich habe aber schon tolle Menschen kennengelernt und, ohne zu übertreiben, hier auch eine neue Familie gefunden.“ Marios eigener 22-jähriger Sohn, dessen Mutter er auf einem Konzert der Sex Pistols kennengelernt hatte, lebt in Berlin. „Er will demnächst seinen Abschluss als Erzieher machen.“

Foto: privat · Text: Lars Peter Schwarz

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