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Ein tolles Früchtchen, die Hagebutte

Die Hagebutte ist tatsächlich eine Frucht, da war ich mir im ersten Moment gar nicht so sicher, sie ist nämlich die Schein- oder Sammelfrucht der Heckenrose (Rosa canina), die viele kleine Nüsse enthält, die mit feinen widerhaken-bestückten Härchen bedeckt sind, die bei Hautkontakt starken Juckreiz hervorrufen. Hat uns als Kindern immer sehr viel Spaß gemacht, sie unseren Schulkameraden in den Kragen zu stecken…. wie gemein! Um was es mir natürlich diesmal geht, ist die Heilwirkung der Hagebutte: hier wird das Fruchtfleisch als auch die Kerne – die reizenden Haare werden natürlich abgetrennt, verwendet. Und das bei einem Leiden, das bei sehr vielen Menschen oft massive Beschwerden verursacht: der Arthrose! Vielleicht erst einmal zum Begriff Arthose: Sie ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und eine verbreitete Ursache körperlicher Behinderungen. Man kann dazu sicher auch „Knorpelalterung“ sagen, dieser Verschleiß durch Abnutzung, eventuell auch genetisch bedingt, kann sogar schon im frühen Erwachsenenalter beginnen. Betroffen sind v.a. die Gelenke von Hüfte, Knie, Wirbelsäule und den Händen. Der Knorpel wird immer rauher, verliert seine Funktion als Stoßdämpfer und Gleitschicht und so kommt es zu Steifigkeit und Schmerzen in den Gelenken. Und was viel schlimmer ist: Diese degenerative Schädigung kann sich nie wieder wirklich zurückbilden, man kann bestenfalls versuchen, sie zu stoppen oder sie leicht wieder zu bessern.

Nachdem die Arthrose massive Entzündungen und Schmerzen verursachen kann, wird natürlich auch versucht, mit speziellen Schmerzmitteln Linderung zu verschaffen – das geht halt leider oft nicht komplett ohne Nebenwirkungen, da diese Medikamente doch meistens über lange Zeit verabreicht werden müssen.

Hier greift jetzt die Hagebutte an: Untersuchungen haben gezeigt, dass ein standardisiertes Pulver aus Samen und Schalen der Rosa canina bestimmte Funktionen der Leukozyten, die bei Arthrose zu Entzündungen und Gewebeschädigungen führen können, normalisieren kann. Außerdem gibt es Daten, die darauf hinweisen, dass dieses Pulver antioxidativ und membranstabilisierend wirkt und dadurch den Aufbau des Knorpelgewebes beeinflusst und den Zerfall verlangsamt.

Schon im Mittelalter wurde die gemeine Heckenrose bereits medizinisch verwendet. So wurden die Schalen bei Erkältungskrankheiten, rheumatischen Beschwerden, Gicht, bei Magen- und Darmerkrankungen, Verdauungsbeschwerden, Gallen- und Nierenleiden sowie bei Ödemen genutzt. Mit den Samen dagegen wurden in erster Linie Nieren- und Blasenleiden behandelt, aber durchaus auch rheumatische Beschwerden. Was früher einfach aus Erfahrungswerten resultierte, ist heute durch die moderne Wissenschaft bestätigt: schon vor etlichen Jahren ist es Forschungseinrichtungen in Dänemark gelungen, den aktiven Inhaltsstoff herauszufinden und sogar zu isolieren. Es handelt sich um ein aus einem Zuckeranteil und Fettsäuren bestehendes Galaktolipid. Warum ist das nun in Pflanzen vorhanden? Galaktolipide sind ganz wichtig für die Photosynthese, also sprich für den Stoffwechsel der Pflanzen. Dass dieser Wirkstoff für uns Menschen diese gute entzündungshemmende Wirkung im Bereich der Gelenke hat, ist natürlich toll!

Ein Wermutstropfen ist natürlich, dass es etwa 3-4 Monate dauern kann, bis die Hagebutte, meist in Pulver, aber auch z.B. kombiniert mit dem Knorpelaufbaustoff Kollagen, ihre volle Wirkung entfaltet. Kleiner Exkurs: Kollagene sind eine Gruppe, nur bei vielzelligen Tieren, einschließlich des Menschen, vorkommende Strukturproteine (ein Faserbündel bildendes Eiweiß) hauptsächlich des Bindegebes. Kollagene finden sich unter anderem in den weißen, unelastischen Fasern von Sehnen, Bändern, Knochen und Knorpeln. Auch Schichten der Haut (Unterhaut) bestehen aus Kollagenen. Es geht aus mehreren Studien hervor, dass die Einnahme von 5 g Pulver in der angegebenen Zeit die Gelenkschmerzen (Schmerzen in den Knie-, Hüft-, Schulter und Handgelenken) und auch die Beschwerden im Tagesablauf im Vergleich zu Placebo signifikant besserte. Die Steifigkeit der Gelenke nahm ab und ihre Beweglichkeit zu. An zusätzlichen synthetischen Schmerzmitteln konnte eingespart werden. Die Entzündungsparameter nahmen unter der Behandlung deutlich ab. Wie die Schalen und Früchte der Heckenrose in unserem Körper funktionieren, also über die Leukozyten und Zellmembranen, habe ich ja bereits schon oben beschrieben. Und gerade das ist besonders wichtig, denn nur ein gesunder Knorpel läuft wirklich „rund“! Es wurde sogar festgestellt, dass erhöhte LDL-Cholesterinwerte abnahmen. Aber dazu fehlen leider noch die Erfahrungen, aber auch das könnte einmal Zukunftsmusik sein.

Begonnen sollte wohl mit 10 g Pulver pro Tag (das gibt es auch in Kapselform), gerade, wenn man unter starken Schmerzen leidet und später kann man dann auf 5 g zurückgehen, je nachdem, wie schnell es anschlägt. Und, wie gesagt, bis die volle Wirkung eintritt, dauert es sicher 3-4 Monate! Was aber echt super ist, dass unter der Einnahme des Hagebuttenpulvers keine schwerwiegenden oder spezifischen Nebenwirkungen auftreten. Ganz, ganz selten sind Allergien möglich. Es wird empfohlen, das Pulver mit viel Flüssigkeit (um einer Verstopfung vorzubeugen) und zeitlich verschoben zu anderen Medikamenten (um die Resorption zu optimieren) einzunehmen. Übrigens: ein Tee (wässriger Extrakt) aus der Hagebutte wirkt leider nicht schmerzlindernd, da das antientzündliche Wirkprinzip fettlöslich ist. Wichtig ist natürlich auch, auf Galaktolipid standardisierte Präparate zu verwenden, denn sie haben die beste Wirkung.

Auch interessant: ein wahres Wundermittel ist Hagebuttenöl, das z. B. bei Sonnenbrand, Verbrennungen und Akne wundheilend, entzündungshemmend und beruhigend wirkt.

Auch wer an Schwangerschaftsstreifen oder Cellulite leidet, sollte ebenfalls die betroffenen Stellen mit diesem Öl einreiben. Und nebenbei ist es auch leicht hauttönend. Da das Öl nicht so ganz billig ist, kann man es sogar mit etwas Aufwand selbst herstellen: 100 Hagebutten klein schneiden und im Backofen bei 40 Grad Celsius trocknen. 200 ml Mandelöl mit den getrockneten Hagebutten in eine möglichst dunkle Flasche füllen und 7 – 10 Tage stehen lassen. Danach absieben und filtrieren. Aber selbstverständlich ist die Hagebutte als Vitaminbombe außerhalb der speziellen Heilwirkung wunderbar zum Essen geeignet, ich denke da nur an die herrliche selbstgemachte Marmelade! Sie enthält außer Vitamin C (vielfach mehr als Zitrone), reichlich Vitamin B1, B2, Vitamin A und E und Mineralien, allen voran Kalium in überdurchschnittlicher Menge, Gerbstoffe, Pektine, Fruchtsäuren und Zucker.

Ist doch echt ein super „Früchtchen“!

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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