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Suzan Zeichner: 500 Vorstellungen in Ludwig2

Sie war eine der wichtigsten Bezugspersonen für König Ludwig II., seine Vertraute, sein Mutter-Ersatz, seine Freundin – Sybille Meilhaus, Kinderfrau und Erzieherin. Mit ihr teilte er seine Liebe zu den schönen Künsten, der Musik und den Heldensagen und seine Angst vor den politischen Entwicklungen. „… bleibe ich stets in treuster Anhänglichkeit Dein aufrichtiger Freund Ludwig.“, so schloss der letzte Brief kurz vor ihrem Tod an sie. Ganze 82 solcher Briefe sind erhalten und zeugen von einer innigen Beziehung. „Ihr Gedankengut, wie zum Beispiel, ihre Liebe zur Architektur, die Natur, die Kunst, ihr Weltbild…, dass sie dem Prinzen vermittelt hat, war kostbar und tragend. Es ist kein Wunder, das der König Pazifist geworden ist.“, erklärt Suzan Zeichner. Seit 14 Jahren beschäftigt sie sich mit Sybille Meilhaus, seitdem die Künstlerin den Anruf bekam, ob sie in dem neuen Musical Ludwig2 nicht die Kinderfrau spielen möchte. Es sollte die Rolle ihres Lebens werden. Nun stand sie zum 500. Mal in Ludwigs Festspielhaus Füssen auf der Bühne.

Welche Beziehung hast Du zu der Rolle nach 500 Shows aufgebaut?

Nicht lachen, aber Ich glaube allmählich, dass ich Sybille bin!! Diese enge Beziehung zum König lässt mich einfach nicht los. Voriges Jahr bin ich zum Ludwig Denkmal am Starnberger See gefahren und befand mich ganz alleine am Gitter des Denkmals. Ich steckte meine Nase durch und konnte den König und seine Trauer und Einsamkeit spüren. Ich begann instinktiv das Lied ‚Mein Ritter’ zu singen und die Tränen sind mir nur so heruntergeflossen. Ich war so überwältigt ihm so nahe zu sein. Tja, das sagt doch alles, oder?

Wiggerl-Treffen

Zu ihrer 500. Vorstellung wurden dann auch die ehemaligen „Wiggerls“ eingeladen. „Alle meine Buben!“, strahlte Suzan Zeichner. Zu jedem einzelnen hat sie eine besondere Beziehung. „Suzan hat uns Kraft gegeben.“, erzählt Martin Honold. Abwechselnd mit seinem Bruder Clemens standen die beiden in den Jahren 2005 und 2006 mit ihr auf der Bühne. „Auch hinter der Bühne hatte sie immer ein offenes Herz für uns Wiggerls. Sie gab uns Kraft und Selbstvertrauen.“ Noch heute wendet die Künstlerin ihre ganz besonderen Tricks an, um die kleinen Ludwigs mit einem Lächeln auf die Bühnen zu schicken. „Ich denke mir jedes Mal lustige Sachen aus und flüstere sie ihnen hinter der Bühne in die Ohren.“ Auch für Patrick Söhnen, der rund 2,5 Jahre spielen durfte (es gibt eine strenge Größenkontrolle: wer über den Wiggerl-Strich auf der Probebühne ragt, muss aufhören), erinnert Suzan Zeichner sich gerne zurück.

„Für mich war Suzan einfach Sybille. Vor und hinter der Bühne, mit ihr war es immer entspannt und locker.“ Bis heute profitiert er von seinen Erfahrungen: „Ich liebe es immer noch, vor Menschen zu stehen. Die Rolle hat mir die Angst vor dem Rampenlicht genommen und viel Selbstvertrauen gegeben.“ Suzan probt vor jeder Show mit jedem Wiggerl 30 Minuten allein. „Die Chemie zwischen uns muss stimmen.“ Für das Stück seien die ersten Szenen mit Sybille und Ludwig extrem wichtig. Das Publikum lernt hier die Wesenszüge des späteren Königs kennen. Das zeigt sich auch in den Texten des Musicals. Rolf Rettberg, Autor von Ludwig2, recherchierte ausführlich und maß der Erzieherin eine große Rolle zu. „Reiche deinem Feind die Hände“ schrieb er für das Lied der Sybille.

Ein echter Meilhaus

Zum Jubiläum von Suzan Zeichner kam noch ein besonderer Gast: Albert Meilhaus, der Urgroßneffe der Sybille Meilhaus. Er ist ein glühender Verehrer des Musicals und stolz auf die Bedeutung, die man seiner Urgroßtante beimisst. Begeistert ist er auch von dem Vorhaben Suzan Zeichners im September vor den Vorstellungen halbstündige Lesungen aus dem Briefwechsel von Ludwig II. an seine Vertraute vorzulesen und hat dazu Originalbriefe aus ihrem Nachlass mitgebracht. Für Suzan Zeichner eine besondere Ehre. Der Künstlerin geht es hier um mehr, eine echte Herzensangelegenheit. „Das Musical Ludwig2 lässt mich nicht los. Ich bin als Suzan genauso treu wie Sybille. Ich war dabei als das Musical kreiert wurde und es ist auch ein Kind von mir. Die Geschichte des Königs in ein Format zu bringen, dass den Menschen berührt und informiert, ist ein einmaliges Geschenk.“

Suzan Zeichner

Suzan Zeichner ist sowohl Australierin, als auch Österreicherin. Sie schloss ihr Musik- und Gesangs-Studium mit dem Bachelor of Creative Arts in Melbourne, mit Auszeichnung in ‚Performance’ ab. Kurz danach wurde sie in Wien Gründungsmitglied der Musical-Cabaret-Gruppe “By Chance”. Daraus entstanden die Bühnen und ORF Produktionen „You Could Drive A Person Crazy“, „Brennpunkt Broadway“, „M für Musical“ und „116 Jahre Musical in Wien“.

In der Musical-Metropole Wien wurde Suzan zu einer der bekanntesten Musicaldarstellerinnen an den „Vereinigte Bühnen Wien“. Hier spielte sie in den deutschen Uraufführungen von „Les Miserables“ (Cosette), „Phantom der Oper“, „Kuss der Spinnenfrau“ (Marta) und die umjubelte Titelrolle als Kaiserin Sisi in „Elisabeth“. In Ihrer Heimat Australien wurde sie nicht nur für Ihre Soloprogramme frenetisch gefeiert, sondern erhielt auch für die Rolle Gertrude Lawrence in dem ‘Entertainment’ NOEL & GERTIE im Jahre 2001 die Auszeichnung, Schauspielerin des Jahres’.

Nach ihrer Mitbegründung und Mitwirkung in der Serie ‚Cabaret Soiree’ in “His Majesty’s Theatre” in Perth – „Guys, Dolls ‘n Others“; „A Little Sondheim“; „Berlin to New York – Kurt Weill“ und Continental Cocktail“, wurde Suzan für „Das große Geheimnis der Brüder Grimm“ von Konstantin Wecker, als “Die Zauberin” nach Frankfurt geholt. 2016/17 spielte Suzan in der Welturaufführung des Musicals „Der Schwanenprinz“ auf der MS Füssen die Doppelrolle Königin Marie und Hexe Kundry. Suzan verkörpert als Originalbesetzung Sybille Meilhaus seit 2005 mit Leidenschaft, Herz und Seele.

Suzan Zeichner spielt noch bis September in Ludwigs Festspielhaus Füssen. Tickets unter www.das-festspielhaus.de oder Service-Telefon +49 83 62 50 77 777.

Text/Foto: PM Ludwigs Festspielhaus Füssen/Michael Böhmländer

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