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Harald Vauk, der Bürgermeisterkandidat der ÖDP Ortsverband Füssen

Mögen oder Nichtmögen, das ist nicht die Frage

Harald Vauk ist 62 Jahre alt. Dass der Vater zweier erwachsener Söhne Bürgermeister werden möchte, erfreut nicht jeden. Seine Art mag man oder auch nicht, ein Dazwischen ist schwierig. Aber das ist für Harald Vauk nicht relevant wie er sagt. „Ich will gute Kommunalpolitik machen. Wohnraum in Füssen schaffen und nicht für mich, sondern für die Bürger arbeiten. Dieses Amt ist nicht dafür da, um einzelne Personen oder Firmen zu fördern.“ Der Niedersachse, der mit Unterbrechungen seit 27 Jahren in Füssen und Schwangau lebt, war im Sommer 1979 zum ersten Mal im Allgäu als Geophysik-Helfer bei der Firma Prakla Seismos, die die Berge und das Vorland seismisch untersuchten. Vauk fing ein Theologiestudium an, das er nach wenigen Semestern abbrach. Gleich danach studierte er Betriebswirtschaft, allerdings ohne einen Abschluss gemacht zu haben. „Ich bekam einen super Job in der Schweiz angeboten, den ich dann auch annahm und international viel unterwegs war.“ Der 62-Jährige lebt mit seiner Lebensgefährtin und ihren beiden Söhnen in Füssen.

Herr Vauk, Sie haben die Gründung der ÖDP in Füssen forciert und damit auch einige in die Partei geholt. Es heißt, dass der Ortsverband Füssen sogar mehr Mitglieder haben soll als in Kaufbeuren. Warum haben Sie sich genau dieser Partei angeschlossen?
Die ÖDP ist eher rechts der Mitte anzusiedeln und steht dafür ein, den konsequenten Schutz unserer Gesellschaft und Umwelt mit den notwendigen Sachzwängen unserer Wirtschaft in Einklang zu bringen. Außerdem steht die ÖDP für Bürgernähe, Basisdemokratie und Transparenz vor allem in der Kommunalpolitik. Das sind für mich die Ausschlag gebenden Gründe gewesen, nicht mit den Aktiven Bürgern als neue Wählergruppe, sondern mit der ÖDP in den Kommunalkampf zu gehen.

Durch Steffi Zeller und Frank Heineke aus Weißensee lernte ich beim Bürgerentscheid zum Strandbad Weißensee die ÖDP näher kennen und entschied mich für einen gemeinsamen Weg. Einige Aktive Bürger folgten mir und so wurden wir eine tolle Truppe.

Viele Füssener Bürger assoziieren mit Ihrem Namen komplizierte Debatten. Sie sind bekannt dafür, die besagte Nadel im Heuhaufen zu finden. Einige freuen sich, dass Sie den Dingen „auf den Grund gehen“ und für viele sind Sie einfach nur unbequem. Wie würden Sie sich selbst bezeichnen?
„Dem Alten kann ich wohl vertrauen, um darauf Neues aufzubauen“ steht über einem Genossenschaftshaus in Kempten, das mich sehr berührt. Ich vertraue auf Altbewährtes, und passe es gegebenenfalls an die Bedürfnisse unserer heutigen Zeit an. – Herauszufinden, warum etwas aus dem Ruder läuft, um dann mit “frischem Wind” eine Veränderung herbeizuführen ist nicht immer für alle bequem.
Ich wurde öfters als Provokateur und Aufrührer beschimpft. Und ich gebe diesen Leuten Recht. Denn ein Aufrührer bringt frische Luft in die Güllegrube, damit der “Seich”, den die Rindviecher im Stall verzapfen, später auf dem Feld zu einem guten Dünger werden kann.

Sie haben in ihrem Leben sehr viele Berufe ausgeübt, unter anderem auch drei Semester Theologie studiert und Betriebswirtschaft, allerdings ohne einen Abschluss gemacht zu haben. Unternehmen und Gruppierungen nehmen Sie als Partner ins Boot, um schwierige Prozesse zu optimieren. Was würden Sie in Füssen optimieren wollen?
Mit unserem neuen Hauptamtsleiter Peter Hartl hat der Optimierungsprozess im Rathaus bereits begonnen. Um die städtischen Aufgaben besser zu bewältigen, werde ich nach Möglichkeiten suchen, die städtischen Betriebe mit dem Bauhof zusammenzulegen und zu optimieren. Andere Gemeinden haben diesen Schritt bereits erfolgreich durch-
geführt. Dadurch können Kosten eingespart werden. Ein Teil des Bauhofes könnte z. B. teilweise die überfällige Sanierung des Kanalsystems übernehmen, was enorme Kosten sparen könnte.

Der zweite wichtige Punkt wäre, die Bürger früher mit in die Entscheidungsprozesse einzubinden. Bisher wurden nicht selten teure Gutachten erstellt, dann Konzepte am Bürger vorbeientwickelt und überteuerte Spezialisten mit der Umsetzung beauftragt. Das kann sich Füssen einfach nicht leisten – abgesehen davon würde eine Gemein-
wohl orientierte Zusammenarbeit mit den Bürgern auch deren Bereitschaft zur Mitarbeit an einem liebenswerten Füssen der Zukunft erhöhen. Schließlich sitzen wir alle in einem Boot.

Zur Zeit sind Sie mit einem Teil Ihrer Spitzenkandidaten auf Seminaren, um sich auf das Amt des Bürgermeisters bzw. Stadtrates vorzubereiten. Warum wollen Sie Füssens Bürgermeister werden?
Als mich Lars Peter Schwarz im Januar 2017 im Podcast von “Füssen Aktuell” fragte, ob ich mir vorstellen könne, Bürgermeister zu werden, schloss ich dieses aus. Kurze Zeit später wurde ich auf Grund des Podcastes von einem Füssener Bürger gefragt, ob ich ihn als Berater auf dem Weg ins Bürgermeisteramt begleiten wolle.

Ich nahm diese Aufgabe an. Anfang 2018 gab der ehemalige Hauptamtsleiter bekannt, dass er sich neuen Aufgaben zuwenden möchte und gleichzeitig entschied sich der Füssener Bürger, nicht mehr Bürgermeister werden zu wollen. Er ermutigte mich, zumindest intensiv darüber nachzudenken, und er sagte mir seine Unterstützung im gleichen Umfang zu, wie ich ihn in den vergangenen 1 1/2 Jahren unterstützte.

Nach dem Bürgerentscheid in Weißensee wurde ich immer öfter darauf angesprochen und als bekannt wurde, dass Peter Hartl der neue Hauptamtsleiter werden wird, gab das Verhalten von Bürgermeister Paul Iacob auf der Bürgerversammlung den letzten Ausschlag.

Ich möchte in den kommenden sechs Jahren gemeinsam mit Herrn Hartl zeigen, wie erfolgreich in einer Kommune gewirtschaftet werden kann, wenn Bürger, Verwaltung und Bürgermeister zusammenarbeiten können.

Was erwartet die Füssener Bürger, wenn Sie Bürgermeister werden sollten?
Eine Informationsfreiheitssatzung, die dem Bürger bestmögliche Transparenz bietet, Bürgerwerkstätten, in denen Bürger vor der Beauftragung von externen Experten gemeinsam erarbeiten, ob sie diese Entwicklungen in Füssen überhaupt wünschen, ein Neubaugebiet, in dem der Wohnraum nicht nur bezahlbar ist, sondern welches den gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen der kommenden Generationen gerecht wird. An diesem Projekt arbeite ich bereits seit zwei Jahren und ich hoffe, den Bürgern, dem Stadtrat und der Verwaltung das Konzept noch in diesem Jahr vorlegen zu können.

Sie haben einige Spitzenkandidaten des Ortsverbandes ÖDP Füssen, die auf der Stadtratsliste Ihrer Partei die ersten Plätze belegen möchten. Werden Sie auch gleichzeitig als Stadtrat kandidieren?
Da kämpfen zwei Seelen in meiner Brust. Zum Amt des Bürgermeisters kann ich inzwischen von ganzem Herzen JA! sagen. Stadtrat wollte ich eigentlich nicht werden, da ich von außen wesentlich mehr bewegen kann und auch die „geheimen Dinge“ aufdecken kann. Als Stadtrat wäre ich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Auch wenn ich mit meinem Wissen Ungerechtigkeit vermeiden könnte, dürfte ich nichts sagen.

Doch je länger ich mich mit dem Gedanken befasse, um so mehr reift in mir die Einsicht, dass ich vielleicht auch als Stadtrat etwas dazu beitragen kann, dass Füssen mit jedem Tag liebens- und lebenswerter werden kann, sofern Max Eichstätter Bürgermeister werden sollte.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Vauk.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse.

Text: Sabina Riegger · Foto: M. Häfelein

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