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50 Jahre Evangelischer Kindergarten in Füssen

„Es ist unheimlich wichtig, dass Kinder in den Kindergarten gehen. Denn ein Kindergarten ist ein Ort der Gemeinschaft, an dem ganz viele unterschiedliche Strukturen und Kulturen, auf die wir ökumenisch ganz besonders Wert legen, aufeinander treffen. Wo sonst soll ein Kind das Leben wirklich lernen. Wo gibt es einen schöneren Ort, als einen Kindergarten, wo ein Kind heute seinem Lebensinteresse nachgehen kann und das auch noch in einer wertgschätzten und vor allem weltoffenen Atmosphäre.“ Mit diesen Worten beschreibt Kindergarten- und Krippenleiterin Isabella Moser die Bedeutung von Einrichtungen wie der „Sternschnuppe“ im Füssener Venetianerwinkel. Die Evangelische Kindertagesstätte kann in diesem Sommer nun auf ein stolzes halbes Jahrhundert ihres Bestehens zurückblicken.

Am 1. Juli 1969 öffnete der Kindergarten, damals unter der Leitung von Veronika Kaufmann, seine Pforten. „Sie hat sogar direkt über dem Kindergarten, der damals noch in dem heutigen Gemeindehaus der Evangelischen Kirche untergebracht war, in einer Wohnung gelebt“, erzählt Moser. Das war früher völlig normal, dass immer eine Erzieherin im Haus anwesend war.“ Schon in den ersten Jahres des Bestehens waren es über zwanzig Kinder, die in dem Kindergarten betreut wurden. Allerdings hat die Zahl, wie auch die Bedeutung der Einrichtung, über die Jahre stets zugenommen. „Früher zu meiner Ausbildungszeit haben von den Müttern, die ihre Kinder zu uns gebracht haben, rund ein Drittel gearbeitet, heute sind es, bis auf wenige Ausnahmen, nahezu alle.“ „Wir sind heute immer noch kein großes Haus, alles ist immer noch sehr überschaubar und familiär“, ergänzt Füssenes evangelischer Stadtpfarrer Joachim Spengler. „In der Tat sind wir eine der kleinsten Einrichtungen dieser Art hier. Trotzdem hat auch unser Haus in den letzten Jahrzehnten viele Veränderungen erfahren, nach denen wir uns richten mussten. Vor allem eben die Betreuungszeiten, die im Lauf der Zeit immer arbeitnehmerfreundlicher geworden sind, was auch dazu geführt hat, dass wir mittlerweile auch eine Mittagsbetreuung und eine Mahlzeit für die Kinder anbieten. Fast alle Kinder, die hier sind, essen auch bei uns. Räumlich gesehen stoßen wir mittlerweile schon langsam an unsere Grenzen.“

„Die erste Krippe in Füssen“

Aus anfangs zwei Gruppen wurden längst drei altersgemischte Kindergruppen, die von jeweils bis zu drei Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen betreut und gefördert werden. Rund 90 Kinder sind es insgesamt, die damit einen Großteil des Tages in dem Haus verbringen. Darunter etwa 75 Kinder, die in drei altersgemischten Gruppen von knapp drei Jahren bis zu sechseinhalb Jahren im Kindergarten untergebracht sind. Sechs bis acht Monate sind dagegen die Kleinsten alt, die den Tag über in der zugehörigen Tageskrippe verbringen. Das heute 14-köpfige Team besteht aus Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Krippenpädagogen. „Als ich damals hierher kam, gab es in der Stadt keine Krippe, so wie das in den Fünfziger und Sechziger Jahren oft der Fall war, als große Betriebe noch eigene Kinderkrippen unterhielten“, erinnert sich Pfarrer Spengler. „Der Bedarf hierfür wuchs dann erst wieder in den Achtziger Jahren. So sind wir dann auch die erste Einrichtung gewesen, die die erste Krippe in Füssen eröffnet hat.“

Das pädagogische Konzept beruht, so schreibt es der eigene Leitfaden vor, „auf dem multikulturellen, sozialen Miteinander, der Teilöffnung unseres Hauses und dem Ausbau der Selbständigkeit und Partizipation der Kinder. Dies alles hat zum Ziel, in den Situationen des Alltags die individuelle Entwicklung zu fördern, insbesondere die eigene und gemeinsame Entdeckung der Welt, sowie die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu stärken.“ Das evangelische Profil beinhaltet zudem die Vermittlung christlicher Werte, das Feiern und Begehen der Feste im Jahreskreis, sowie das gemeinsame Gebet.

Sternschnuppen-Leiterin Isabella Moser ist selbst bereits seit nunmehr 25 Jahren in dem Haus tätig. Die 42-Jährige hat dabei alle Stationen durchlebt. Als Erzieherin fing sie damals an, wurde Gruppenleiterin und stellvertretende Leiterin, bevor sie im Frühjahr vergangenen Jahres schließlich selbst die Leitung des Kindergartens übernahm, wenn auch nur vorübergehend für ihre Vorgängerin, die sich derzeit im Mutterschutz befindet. „Das Besondere an diesem Kindergarten sind mehrere Faktoren, die hier zusammen kommen. Das ist zum einen die evangelische Kirchengemeinde, die schon immer ganz eng mit uns zusammengearbeitet hat. Auch die Zusammenarbeit mit dem Träger war von Anfang an hervorragend. Diese Zusammenarbeit war auch immer von sehr viel Offenheit geprägt und einem liebevollen Umgang miteinander.“ „Wir haben mit der wachsenden Bevölkerung auch die Notwendigkeit, entsprechend in sozialen Einrichtungen nachzuziehen und auch weiterhin das Bewusstsein zu pflegen, dass Kindergärten wichtige Einrichtungen sind“, fügt Pfarrer Spengler hinzu. „Nicht nur aus Sicht von Arbeitnehmern, dass Kinder einfach nur zeitlich betreut werden müssen, sondern eben als überaus wichtige Bildungseinrichtung in der Kindheit.“

Jubiläumsfest und Tag der offenen Tür am 6. Juli

Eine der wichtigsten Maßnahmen der nahen Zukunft wird ohne Zweifel vorerst die Verbeserung der Brandschutzmaßnahmen sein, die längst notwendig sind. Ebenso denkt man aber auch an architektonische Maßnahmen, um die Platzmöglichkeiten für die nächsten Jahrzehnte noch erheblich zu verbessern. Gefeiert wird das 50-jährige Bestehen des Evangelischen Kindergartens „Sternschnuppe“ mit einem großen Jubiläumsfest und einem Tag der offenen Tür am Samstag, 6. Juli ab 14 Uhr.

Text: Lars Peter Schwarz · Foto: Hubert Riegger

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