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Alles hat seine Zeit

„In der modernen Welt wird der Erfolg jenen gehören, die es verstehen, um ihr Unternehmen eine Ideenwelt
aufzubauen. Eine Ideenwelt, welche die Energie ihrer
Mitarbeiter anfeuert, und die in Taten umgesetzt
Achtung und Symphathie ihrer Abnehmer gewinnt“

Gottlieb Duttweiler

Jammern und hadern sind Worte die Sonja Huber nicht kennt. Aufstehen, den Sinn begreifen und nach vorne blicken, dankbar für jeden einzelnen Tag sein, damit identifiziert sie sich. Dass das Leben Höhen und Tiefen hat und eine Herausforderung ist, stärkt den Einen und Andere verzweifeln daran. Nicht so die dreifache Mutter, die ihr erstes Kind verloren hatte und früher als geplant ihr Erbe angetreten ist, als plötzlich ihr Vater starb. Dabei hat sich die Geschäftsfrau wirklich was anderes vorgestellt – erst einmal die Welt erkunden und lernen bevor sie mit großem Wissen ins Geschäft einsteigt. Sie war die dritte Generation, die das Fünfsterne Hotel „liebes Rot-Flüh“ im Tannheimer Tal leiten sollte.

Als ihr Kind zur Welt kam, war es behindert. „Es war eine schwierige Zeit“, erinnert sie sich zurück. „Die vielen Krankenhausaufenthalte, die Sorgen und dann plötzlich der Tod. Die Zeit war nicht schön, trotzdem habe ich für mein Leben sehr viel in dieser Zeit gelernt. Ich hab mit einem Mal gesehen, welche schönen Dinge es im Leben gibt, Blumen zum Beispiel, ihre wunderschönen Farben und der Duft. Das hätte ich vorher in dieser Intensität nie gesehen. Ich habe von kranken Menschen gelernt, dass man zufrieden sein muss. Wenn jemand krank ist und nicht verzweifelt, da wird man nachdenklich und zufrieden. Ich bin nun heilfroh, dass ich 3 gesunde Kinder und 2 gesunde Enkelkinder habe.“ Sonja Huber glaubt fest daran, dass es nach dem Tod etwas gibt. „Der Tod ist nicht das Ende, er ist schlimm, aber gehört zum Leben“, sagt sie.

Die Geschäftsfrau hat vieler solcher Ansichten, die einen erst einmal nachdenklich machen. Ihre Mitarbeiter lieben sie dafür, ihre große Liebe, Franz Huber auch. Er war Sous-Chef im „liebes Rot-Flüh“ als sie sich kennenlernten. Dass es nicht leicht ist Familie, Geschäft und eine intakte Beziehung unter einem Hut zu bringen ist klar. „Man muss Prioritäten setzen“, so Sonja Huber. Ihre war es mit der Familie jeden Tag gemeinsam zu essen, regelmäßig in den Urlaub zu fahren und ein offenes Ohr für Mann und Kinder zu haben. „Meine Eltern haben das auch so gemacht. Ich bin im Hotel aufgewachsen.“ Im „liebes Rot-Flüh“ ist sie das Gesicht, die die Gäste begrüßt und sich um ihr Wohlergehen kümmert. „Das Hotel ist für meine Familie und mich eine Herzensangelegenheit. Wir haben hier viel Liebe rein- gesteckt“, erklärt sie. Nicht umsonst bekam das Hotel etliche Auszeichnungen. Nach wie vor ist es ein Gourmet-Tempel, eine Oase des Wohlfühlens und obwohl 2012 eine Zeit der Stagnation war, spürt und sieht man die Eleganz des Hotels. Jetzt kann die Familie wieder in die Zukunft und ihr Hotel investieren. Zum Jahreswechsel übergaben Sonja und Franz Huber die Geschäftsführung an ihre beiden Söhne Alexander und Christoph. „Ich weiß dann unser „…liebes Rot-Flüh“ in den besten Händen, weiß aber auch, dass mich der Abschied dennoch sehr traurig stimmen wird. Gleichzeitig erfüllt es mich und meinen Mann mit Stolz und macht uns glücklich, Söhne zu haben, die mit großer Freude, unglaublichem Elan und ganz tollen Ideen ausgestattet, unsere Werte und Traditionen wahren und unser Lebenswerk, wie auch das meiner Eltern, weiterführen und weiterentwickeln werden“, sagte sie bei der Übergabe. Es war eine bewegende Ansprache, auch die ihrer Kinder, insbesondere von Tochter Katharina.

Jeden Mittag trifft sich die Familie zum Essen und zur Besprechung. Es ist ein heiliges Ritual. In der Zeit werden Termine, besprochen, privates und natürlich geschäftliche. Sozusagen eine kleine Info-Auszeit. Sonja Huber ist zufrieden. Jetzt hat sie mehr Zeit. Die Zeit die sich ihr Mann immer wieder für sie Beide gewünscht hat. „Alles hat seine Zeit und das ist gut so“, sagt sie und blickt nach vorne.

Text · Foto: Sabina Riegger

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