Menschen

Otto Wanner Teil II.

Erinnerungen

Im Juni dieses Jahres würde Füssens Ehrenbürgermeister Otto Wanner seinen einhundertsten Geburtstag feiern. Grund genug für uns, den ehemaligen Stadt- und Kreisrat, Ehrenbürger und Ehrenpräsident anhand von verschiedenen Erinnerungen zu würdigen. Immerhin sind Wanners Verdienste für seine Stadt und seine Heimat, wie bereits in der vergangenen Ausgabe berichtet, noch heute spür- und sichtbar. Vor allem die Person Otto Wanner bleibt für viele Füssener Bürgerinnen und Bürger unvergessen. Dies bestätigen sowohl ehemalige Weggefährten, als auch seine politischen Gegner oder Menschen, denen Wanner während seiner Amtszeit in irgendeiner Art und Weise weitergeholfen hat.

Wanners ehemaliger Chauffeur
„Er war ein guter Mensch und vor allem war er einer, der immer zu seinem Wort gestanden ist. Er hatte immer seine eigene Meinung und wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, wurde diese auch so befolgt und ausgeführt.“ Zwölf Jahre lang hatte Boris Reiss den Bürgermeister und Funktionär chauffiert und dabei wohl oft mehr Zeit mit ihm verbracht, als seine eigene Familie selbst. Ob bei Fahrten im Rahmen der Tätigkeit als Chef der Stadt oder nach Frankfurt zum Hauptsitz des DEB, wo Wanner Präsident war. Ebenso begleitete Reiss ihn auch bei Reisen zu Weltmeisterschaften und Olympiaden, europaweit oder sogar rund um den Globus. „Zwar war er schon auch ein humorvoller Mensch“, erinnert er sich. „Aber er war keiner, der tiefere Emotionen gezeigt hat. Er hat Privates und Geschäftliches grundsätzlich voneinander getrennt. Wir waren zusammen in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland, auch die Reise zu den Olympischen Spielen 1988 nach Calgary habe ich nie vergessen. Einmal hat er mich nach Frankfurt geschickt, um den ehemaligen Nationalspieler Uwe Krupp am Flughafen abzuholen.“
Insgesamt hat Reiss über dreißig Jahre für die Stadt gearbeitet, war anfangs im Bauhof tätig und unter anderem für die Parkuhren im Stadtgebiet verantwortlich, bis ihn Otto Wanner als Fahrer zu sich holte. „Wenn wir längere Strecken unterwegs waren, hatten wir immer viel Spaß, wenn wir irgendwo Rast gemacht haben. Am liebsten hat er unterwegs eine Butterbrezel bestellt und einen Tee mit Milch dazu. Außerdem hat er gerne sehr deftig gegessen, er liebte die gut bürgerliche bayerische Küche. Genauso wie er immer Zigarre geraucht hat, was er allerdings dann aufhören musste, als er einen Herzschrittmacher eingesetzt bekam.“

Wanners ehemaliger Stellvertreter
Einer von Otto Wanners engsten Mitarbeitern war über viele Jahre hinweg sein Stellvertreter Günther Knauss, der, wenn es nach Wanner gegangen wäre, auch sein Nachfolger im Amt des Rathauschefs hätte werden sollen. „Er hat nicht viele Menschen an sich herangelassen“, erzählt der Ex-Nationalspieler und sechsfache Deutsche Eishockey Meister. „Mit mir hat er ein persönliches, sehr spezielles und auch vertrauensvolles Verhältnis gehabt. Ich durfte ihn sowohl bei den Stadtgeschäften, als auch in meinen Funktionen beim DEB oder auch beim EVF begleiten. Mit meiner Entscheidung am Ende nicht Bürgermeister werden zu wollen, habe ich ihn allerdings damals sehr enttäuscht.“ Immerhin hat Knauss, der insgesamt 42 Jahre im Füssener Stadtrat war und dadurch fünf Bürgermeister miterleben konnte, vor allem mit Wanner zusammen politisch auch einige Prozesse durchlebt. Zu den besonderen Erinnerungen dürfte dabei unter anderem die Trennung einiger Parteimitglieder von der damaligen CSU-Fraktion zählen, die letztendlich aufgrund von Spannungen zustande kam und schließlich zur Gründung des Füssener Bürgerblocks führte, dem Knauss und Wanner dann angehörten.

„Bemerkenswert war vor allem, dass er grundsätzlich immer transparent gearbeitet hat, auch im Umgang mit den anderen Parteien im Stadtrat. Er hatte in jeder Fraktion einen Vertrauensmann, mit dem er sich vor wichtigen Entscheidungen absprach. Er hat Zeit seines Lebens seine ganze Kraft für die Stadt und sein Umfeld eingebracht. Nur öffentliche Auftritte und Ansprachen mochte er nicht wirklich gerne“, lacht Knauss. „Das musste dann oft ich übernehmen. Er hat mich geprägt und sicherlich auch dazu beigetragen, dass doch das Ein oder Andere für die Entwicklung der Stadt positiv vorwärts gebracht wurde.“

Erinnerungen eines „Neubürgers“
Zu einem mehr als guten Start verholfen hat Otto Wanner unter anderem dem Gastronom Uli Pickl, der 1979 aus dem Memminger Raum in die Lechstadt kam. Damals stand das geschichtsträchtige Faulenbacher Badecafé, das unter anderem auch der Gründungsort des EV Füssen war, leer, wurde gerade noch so vor dem Abbruch gerettet und zur Neuverpachtung ausgeschrieben. „Du willst den Sprung ins kalte Wasser wagen, sagte er zu mir“, erinnert sich Pickl. „Meine Unterstützung hast Du und wenn Du ein Problem hast, kommst Du zu mir. Er war, so könnte man fast sagen, ein bisschen wie ein Diktator, aber solche hat man in dieser damaligen Zeit auch gebraucht“, erklärt er. „Denn er hat wichtige Entscheidungen getroffen, ohne sich davor zu scheuen. Personen von dieser Kategorie würde man sich heute vielleicht wieder etwas mehr wünschen.“ Nach Wanners Zeit als amtierender Bürgermeister kam Uli Pickl, der 1996 schließlich das Haus Hopfensee übernahm, selbst in den Füssener Stadtrat. Und obwohl er mit der SPD einer anderen Partei angehörte, bewunderte er Wanner nicht nur als Mensch, sondern vor allem auch als Politiker. „,Bei Sitzungen habe ich ihn als Zuhörer nur zwei Mal erleben können. Besonders imponiert hat mir immer, dass er nie hektisch oder aufgeregt war, er war immer die Ruhe selbst. Seine Art zu handeln hat mich letztendlich auch in die Kommunalpolitik gebracht, er war ein Vorbild.“ Otto Wanners einhundertster Geburtstag ist am 26. Juni.

Text: Lars Peter Schwarz · Foto: Archiv Stadt Füssen

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