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Einzelstücke

wenn ein ofen zum lebensmittelpunkt wird

Künstler sind Beide. Er ist Meister im Bau von traditionellen Kachelöfen und Ofenanlagen, sie ist eine Perfektionistin im Schaffen von keramischen Elementen. Zusammen ergänzen sie sich zu einer nahezu einzigartigen und sehr seltenen Kombination. Bereits seit 1998 führt Ronald Smetana mit seiner Frau Judith seinen eigenen Ofenbau-Meisterbetrieb in Luttenried, einem kleinen Weiler in der Nähe von Lengenwang im Ostallgäu. Sie stellen wärmende Unikate her, Schmuckstücke, die für Generationen gemacht werden.

Längst vergangen sind Zeiten, in denen der Ofen nur als Wärmespender diente. Heute ist er ein Teil des gesamten Interieurs, er formt die wohnliche Atmosphäre und gilt als Blickfang und absoluter Lebensmittelpunkt. „Schließlich ist jeder Ofen ein Unikat“, sagt Ronald Smetana. “Wichtig ist vor allem, dass ein Ofen zu dem eigenen Wohnstil passt.“ So beginnt alles mit der Planung, bei der neben der Funktion die individuelle Gestaltung nach dem persönlichen Geschmack festgelegt wird. Die Möglichkeiten dabei sind mehr als vielfältig, sie reichen von zeitlos modern oder klassisch über verspielt oder schlicht bis hin zum ganz traditionellen bäuerlichen Ofen.

Kennengelernt haben sich der gebürtige Füssener und die Burghausenerin schon vor ihrer Studien- und Ausbildungszeit. Einen gemeinsamen Weg zu gehen und sich gegenseitig dabei zu ergänzen, wurde Beiden auch sehr schnell klar. “Jedes Haferl braucht seinen Deckel“, lacht der Ofensetzer und geprüfte Energieberater. „In diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes.“
In der hauseigenen Keramik-Werkstatt, die die Smetanas in ihrem über 150 Jahre alten Bauernhof eingerichtet haben, werden nicht nur kleinere Gestaltungselemente von Hand hergestellt. Auch komplette Kachelofenverkleidungen werden hier von Judith Smetana direkt gestaltet. Immer wieder entstehen bei dieser Arbeit neue Ideen für die keramische Gestaltung der Oberflächen. „Es geht darum, einem Ofen einen eigenen, ganz besonderen Charakter zu verleihen“, erklärt die Keramikerin. „Dafür gibt es zum Beispiel spezielle Glasuren in faszinierenden Farbnuancen oder auch historische Kacheln und Simse von Barock über Renaissance bis Art Deco und Jugendstil.“ So kann der Kunde in der Werkstatt der Smetanas aus einer großen Anzahl antiker Kachelvorlagen auswählen oder sich beraten lassen, welche Möglichkeiten sich für ihn ergeben. Je nach den persönlichen Vorlieben werden schließlich Farben, Formen und Glasuren oder Effekte ausgewählt oder auch völlig neu entworfen. Mehrere Stunden kann es da schon dauern, bis das Muster für eine Ofenkachel dann fertiggestellt ist. Nach dieser individuellen Vorlage entstehen dann der Reihe nach die gewünschten Elemente, die anschließend bei etwa eintausend Grad bis zu zehn Stunden lang gebrannt werden. Im Atelierraum, der direkt an die Werkstatt angrenzt, zeigt sich die ganze Vielfalt der keramischen Kunst. Denn auch normale Gebrauchsgegenstände wie Geschirr, Schalen und Vasen, sowie dekorative, künstlerisch gestaltete Wohnaccessoires zählen zu den Ergebnissen von Judith Smetanas Handwerk.

Durch ihre Arbeit vereinen Judith und Ronald Smetana die alte Handwerkskunst des Hafners, der heute sehr selten geworden ist und nur noch in wenigen Teilen Bayerns, Österreichs oder Italiens zu finden ist. „Der Hafner ist Ofensetzer, Keramiker und Fliesenleger in einer Person“, so der Fachmann. „So war es früher noch, lange Zeit vor der Industrialisierung.“ Rund fünfhundert Öfen haben die Beiden in den letzten Jahrzehnten schon gebaut und gestaltet, darunter sogar solch ungewöhnliche Formen wie Schnecken- oder Bienenhäuser. Die meisten Öfen stehen im Radius von rund 50 Kilometern, genauso stehen auch Smetana-Öfen in Italien, Frankreich oder dem benachbarten Tirol.

Text: Lars Peter Schwarz · Fotos: www.keramik-smetana.de

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