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40 Jahre im Hotel Filser

40 Jahre am Stück in einem Betrieb zu arbeiten ist eine Seltenheit, erst recht in der Gastronomie. Ingrid Schlosser ist ein gutes, oder besser gesagt bestes Beispiel dafür, dass es möglich ist. Dabei hatte sie damals nicht wirklich überlegt, was für eine Ausbildung sie machen wollte. Hotelfachfrau schien für sie in Ordnung zu sein und so bewarb sie sich nach der Mittleren Reife in dem Hotelbetrieb in Füssen. Was Arbeit bedeutet, wusste sie. Gemeinsam mit ihren Geschwistern half sie auf dem elterlichen Bauernhof in Rieden, da sind Wochenenden und Feiertage Tage wie andere auch. Ingrid Schlosser hat eine Tochter und zwei Enkelkinder, „mein Ein und Alles“ wie sie sagt.

Aus dem Hotel Filser ist sie nicht mehr wegzudenken. Die Stammgäste kennt sie mit Namen und die kennen und schätzen sie. Als sie heiratete, bekam sie von den Gästen Geschenke und Glückwunschkarten. „Es war so eine Wertschätzung, darüber habe ich mich sehr gefreut“, erinnert sich die heute 58-Jährige zurück. Für das Hotel ist sie ein Glücksfall, erzählt Seniorchefin Karin Thanner, die sie damals einstellte. Sie war ihre rechte Hand, ihre Sicherheit, getrost in den Urlaub fahren zu können und sich um nichts zu kümmern. Sie regelten die Ferien untereinander ohne viel Tamtam – jede wusste, was sie will. Die eine nahm die Pfingsferien und die andere die Sommerferien. Selbst als Ingrid Schlosser schon längst in Marktoberdorf wohnte und ein Kind bekam, blieb sie der Familie Thanner treu. Karin Thanner nennt es Loyalität, denn „sie hätte sich auch in ihrer Nähe eine Arbeit suchen können. Dass sie geblieben ist, hat mich umso mehr gefreut“.

Das gute Betriebsklima und die abgestimmten Arbeitszeiten waren damals mitunter ein Grund, warum sich die Hotelfachfrau für die halbstündige Fahrt nach Füssen und für das Hotel entschied. „Die Arbeitszeit in der Gastronomie, da müssen wir uns nichts vormachen, ist nicht gut. Deswegen ist es uns wichtig, Arbeitszeiten zu schaffen, die für alle tragbar sind. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter ein Privatleben haben, Termine einhalten können oder zu Festivitäten, die für sie wichtig sind, gehen können. Funktioniert das nicht, sind die Mitarbeiter frustriert und verlieren irgendwann die Motivation und kündigen“, erklärt Andrea Horn, die das Hotel 2017 von ihrer Mutter übernommen hat. Für die Dienstpläne der Rezeption und Service ist Ingrid Schlosser zuständig. Sie versucht auf die Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen und so die Arbeitszeiten zu gestalten. „Ingrid und ihre Kolleginnen waren und sind unsere Freizeit“, so Andrea Horn und Karin Thanner.

Karin Thanner und Ingrid Schlosser verstehen sich auch ohne Worte. Nach 40 Jahren weiß man wie die Andere tickt, ob es ein guter oder schlechter Tag ist. Obwohl sie miteinander eng verbunden sind, trennt sie eine feine, respektvolle Distanz. Diesen Respekt vor der Privatsphäre der Anderen schätzen beide Frauen sehr. „Wir haben viel Gemeinsames in unserem Berufsleben erlebt. Manchmal war es zum Lachen und ein anderes Mal zum Kopfschütteln. Uns haben Anrufer am Telefon immer verwechselt, weil unsere Stimmen gleich klangen“, erzählt Karin Thanner. Ingrid Schlosser pflichtet ihr bei und lacht, als sie daran denkt, wie ihr Mann anrief und sie mit Karin Thanner verwechselte.

Nicht erst heute weiß sie, dass sie den richtigen Beruf für sich gewählt hat. „Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann muss das keine Arbeit sein, sondern kreativer Freiraum“. Ingrid Schlosser ist eine taffe Powerfrau und eine leidenschaftliche Saunagängerin, die lieber Städefahrten macht als lange Urlaube plant und die es genießt mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Sie hat ihren Berufsweg nicht geplant und doch gefunden.

Hotel Filser *** superior
Säulingstraße 3 · D-87629 Füssen (Allgäu)
Telefon: +49 (0) 83 62 / 9125-0 · E-Mail: info@hotel-filser.de

Text·Foto: rie

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