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Die Renovierung von Schloss Neuschwanstein schreitet voran

Auf der schönsten und aufwendigsten Baustelle Bayerns laufen die Restaurierungsarbeiten weiterhin nach Plan. Besucher des Schlosses müssen dabei nur geringe optische Einschränkungen in Kauf nehmen. So lautet eine erste Bilanz der Maßnahmen, die, wie berichtet, vor rund einem Jahr auf Neuschwanstein begonnen haben. Einen ersten Einblick in die Restaurierungsarbeiten bekamen Medienvertreter am Nachmittag im Rahmen eines offiziellen Rundgangs durch das Schloss. „Diese Baustelle ist ein Kunstwerk im Kunstwerk“, erklärte Jochen Holdmann eingangs, der Vizepräsident der Bayerischen Schlösserverwaltung. „Die Stars des heutigen Tages sind das Schloss selbst und die Menschen, die am Objekt arbeiten.“

Denn ohne Zweifel stellen die komplexen Restaurierungsaufgaben im Schloss die größte Herausforderung dar, die die Bayerische Schlösserverwaltung in ihrer Geschichte jemals zu bewältigen hatte. Immerhin haben 130 Jahre Geschichte und rund 60 Millionen Besucher ihre Spuren hinterlassen. Die Schäden sind groß. Denn nicht nur das rauhe Klima auf dem Schlossfelsen führt mit extrem schwankenden Temperaturen und vor allem der Kälte zu Schäden in den Innenräumen. Auch Einwirkungen der UV-Strahlung, unüberlegte Elektroinstallationen oder auch eine falsche Behandlung von Oberflächen in längst vergangenen Zeiten runden das Schadensbild im gesamten Schloss ab.

Sängersaal ist größte Baustelle

Gegenwärtig sind noch alle Räume im Rahmen der Führungslinie für Besucher zugänglich. Der Sängersaal ist derzeit zur Hälfte eingerüstet. Ein Teil des Gerüsts ist mit einem halbtransparenten, farbig bedruckten Screen versehen, der den Besuchern einen Blick auf die laufenden Restaurierungsarbeiten ermöglichen und zugleich einen Eindruck der Wandflächen vermitteln soll, wie sie ohne Gerüst aussehen. Dabei stellt auch das für den Saal extra angefertigte spezielle Gerüst ein eigenes kleines Kunstwerk dar. Denn die Raum-Konstruktion, auf der sich die Restaurateure bewegen, ist völlig freitragend. So führen die laufenden Restaurierungsarbeiten insgesamt auch zu keinen nennenswerten Einschränkungen im Besucherbetrieb. „Die Anzahl der Führungen und Gruppengrößen können wir trotz der Arbeiten weiterhin beibehalten“, bestätigte Schlossverwalter Johann Hensel. „Genauso wie die fünf Minuten-Taktung. In den besucherstärksten Monaten Juli und August wollen wir dann dafür sorgen, dass nur wenige Aktivitäten stattfinden. Wir sind Zeitzeugen einer Maßnahme, die es so noch nie gegeben hat. Das erfüllt uns mit Stolz.“

Denn zum ersten Mal seit seiner Fertigstellung werden 93 Räumlichkeiten sowie das Inventar des Schlosses umfassend restauriert. Dazu zählen 184 Wand- und Deckenfassungen, 65 Gemälde, 355 Möbel, 228 Textilien und Lederobjekte, 322 kunsthandwerkliche Objekte, 315 Holzbauteile, 196 Natur- und Kunststeinobjekte. Fehlende Teile werden dabei im hauseigenen Restaurierungs-Zentrum neu hergestellt. Ebenso werden 664 Fenster und Außentüren im Schloss restauriert, insgesamt sind es 2329 Positionen. Derzeit ist der Sängersaal die größte Baustelle. Dabei wird die gesamte Raumschale erneuert, alle Wandflächen sowie sämtliche Möbel gereinigt, bis hin zu den Bodenbelägen, die vor allem durch Veranstaltungen wie die Schlosskonzerte, die bis vor einigen Jahren noch durchgeführt wurden, enorm beansprucht wurden. Bis Ende dieses Jahres sollen die Arbeiten im Sängersaal dann abgeschlossen sein.

Ludwigs Technik nutzen

Zudem wird derzeit auch schon am Einbau der Lüftungsanlage gearbeitet, die zur Verbesserung des Klimas für Kunstwerke und Besucher beitragen soll. „Natürlich können wir hier keine Schlitzungen an den Wänden vornehmen oder Lüftungskanäle im Schloss einbauen“, erklärt Heiko Oehme von der Bayerischen Schlösserverwaltung. „Hier kommt uns aber die Technikaffinität von König Ludwig II. wieder sehr entgegen. Immerhin hat der König schon damals eine Art Zentralheizungsanlage in das Schloss einbauen lassen. Aus den originalen Plänen geht hervor, dass wir hier Warmluftkanäle haben, die genau eingezeichnet sind. Diese Kanäle, die sich über alle Etagen ziehen, wurden mit einer Kamera abgefahren und es wurde festgestellt, dass wir sie nutzen können.“

Bis 2022 sollen alle Arbeiten beendet sein und das Schloss somit wieder in seinem ursprünglichen Glanz erscheinen. Die Kosten der vom Bayerischen Landtag und dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und Heimat genehmigten Baumaßnahme belaufen sich auf über 20 Millionen Euro.

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