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Wenn Sport auf Technik trifft

Firma Bihler und Bode Miller entwickeln neue Skibindung

Wenn sich zwei zusammen tun, die allergrößten Wert auf kleinste Details und absolute Präzision legen, kommt am Ende ein Produkt heraus, das wohl gar nicht mehr optimiert werden kann. Genau das ist das Ziel der Zusammenarbeit zwischen dem Ostallgäuer Maschinenbauer Bihler und dem amerikanischen Ski-Superstar Bode Miller. In dem Werk in Halblech wird bereits seit einigen Monaten an der perfekten Skibindung gearbeitet, die der Rennläufer gemeinsam mit den Bihler-Ingenieuren entwickelt.

Der Weltmeister, Olympiasieger und Gesamtweltcup-Sieger ist eines der seltenen Exemplare von fünf Ausnahme-Sportlern, die in allen fünf alpinen Disziplinen Weltcup-Rennen jemals gewonnen haben. Seit etwa zwei Jahren nun leitet Bode Miller das noch junge Unternehmen „Bomber Ski“ und baut dabei seine eigenen Skier. Für die Verbesserung seiner professionellen Ski-Bindung fand Miller mit Bihler schließlich einen lang gesuchten strategischen Partner. Kennengelernt hatten sich Mathias Bihler und Bode Miller eher per Zufall, als Bihler bei einem Freund in Colorado eingeladen war. „Da saß dann plötzlich auch Bode am Tisch“, erinnert sich der Firmenchef. „Wir haben uns über Vieles unterhalten und kamen dann irgendwann auf das Thema mit der Bindung. In Bodes Haus in Kalifornien haben wir uns dann kurze Zeit später wieder getroffen und an der Idee und an den Plänen weitergefeilt.“ Im Frühjahr des Jahres erfolgte bereits ein Gegenbesuch in Halblech, wo sich Bode Miller auch direkt über die Möglichkeiten der Bihler-Technologie informierte. Seitdem wird kontinuierlich an dem Produkt weitergearbeitet.

Bereits der erste Prototyp, der nach rund sechs Monaten fertig war, brachte erste positive Ergebnisse, die den Herstellern zeigten, dass der gewählte Weg der richtige ist. „Was wir genau herstellen ist die Bodenplatte der Bindung“, erklärt Bihler. „Mit ihrem speziell konstruierten beweglichen Innenleben bringt sie noch mehr Sicherheit für den Sportler. Denn die Bindung lässt sich so noch perfekter und individueller auf den Bedarf des jeweiligen Fahrers einstellen. Die Platte hat ein Federspiel von etwa vier Millimetern, die Auswirkungen auf die Ergebnisse dadurch enorm. Immerhin geht es im Weltcup letztendlich um Hundertstel oder Tausendstel. Es geht um Nuancen.“ Für diesen kleinen aber entscheidenden Unterschied könnte die Bindung nun sorgen. Denn die Bodenplatte wurde so konstruiert, dass sie Stöße und Wellen während der Fahrt absorbiert werden, womit sich auch die Muskelbelastung des Fahrers verringert. So könnte die von Bihler und Miller entwickelte Bindung künftig eine neue Revolution im Skisport darstellen, vorausgesetzt andere Skihersteller übernehmen die spezielle Technik. Bereits getestet wird diese neu entwickelte Bindung unter anderem von Athleten des kanadischen und amerikanischen Ski-Teams.

Zwar mag das Produkt für die Firma Bihler auf den ersten Moment hin eher ungewöhnlich wirken. Ganz so abwegig ist diese Zusammenarbeit aber doch nicht ganz, denn schließlich entwickelt die Allgäuer Firma nichts anderes als Fertigungsprozesse, egal welcher Art. Eine Aufgabe also, die auch zu der Entwicklungskultur des Hauses passt. So reiht sich die Bindungsplatte in eine große Produktpalette ein, in der auch Rasierklingen, Zündkerzen oder Feuerzeugkappen und Schnappverschlüsse für Bierflaschen zu finden sind.

Bode Miller im Interview mit Füssen aktuell:

Herr Miller, wie froh sind Sie einen Partner wie die Firma Bihler, die es versteht Ihre Ideen exakt zu realisieren, gefunden zu haben? Wie können wir uns diese spezielle Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Bihler vorstellen?

Bode Miller: Für mich war es wirklich erstaunlich, zusammen mit der Firma Bihler eine Zusammenarbeit für dieses Projekt zu beginnen. Sie haben eine Kompetenz und ein Verständnis, wie ich es bisher noch nie erlebt habe. Ebenso Mathias als Freund zu haben ist toll. Wenn wir über Ideen sprechen, um meine Pläne fertigzustellen, ist es großartig Menschen zu haben, die nicht nur verstehen können was ich tue oder wie ich es machen möchte, sondern die auch gleichzeitig neue Erkenntnisse und Ideen anbieten können.

Was können Sie uns über Ihre Erfahrungen bezüglich dieser Partnerschaft soweit verraten? Und welche Eindrücke haben Sie bekommen, als Sie im Frühjahr zu Gast in Halblech waren?

Bode Miller: Die Firma in Halblech zu besuchen war eine großartige Erfahrung. Ich habe eine Vorliebe für Maschinen und Technik. So etwas also einmal selber zu erleben, war schon immer ein kleiner Traum von mir. Sie haben die Fähigkeiten, einige der kompliziertesten und unglaublichsten Dinge in einer Größenordnung zu tun, wie ich es mir bisher nicht vorstellen konnte.

Können Sie uns einen kurzen Überblick über die bisherigen Ergebnisse der Tests geben? Wie zufrieden sind Sie bis zu diesem Punkt?

Bode Miller: Das Projekt verläuft bisher wirklich gut. Es ist aber nicht leicht für mich, die nötige Zeit aufzubringen, weil ich so beschäftigt bin. Aber wir machen große Fortschritte und während ich die ersten Prototypen getestet habe, konnte ich auch immer wieder kleine Änderungen vornehmen oder einige Ideen verbessern. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende mit einer großartigen Serie von Produkten einen Durchbruch erzielen werden.

Wie lange wird es letztendlich dauern, bis wir den „Bode-Miller-Ski“ in einem Geschäft hier in Deutschland kaufen können?

Bode Miller: Ich hoffe, dass die Projekte bis zur nächsten Saison fertig für den Markt sein werden. Es wird sehr aufregend sein, weil nicht alle Produkte gleichzeitig herauskommen werden. Es wird also eine Serie von Markteinführungen geben, die letztendlich alle zusammen gehören.

Text: Lars Peter Schwarz · Bild: Gabor Ekesc

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