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Manfred Immler

Vils hat einen neuen Bürgermeister

Als Günter Keller plötzlich verstarb, standen alle unter Schock. Auch Manfred Immler.
Keller war Bürgermeister der kleinen Stadt Vils in Tirol und Manfred Immler sein Stellvertreter. Bürgermeister wollte er nicht werden, wie er Füssen aktuell im Gespräch erzählt. „Es war der Schock, der mich erst einmal im Griff hatte. Viele Dinge gehen da einem durch den Kopf und man kann nicht klar denken“, erzählt der Familienvater. Während der kommissarischen Leitung des Amtes hatte Immler genügend Zeit zum Nachdenken, um sich mit der Aufgabe zu befassen.

Die Entscheidung, das Bürgermeisteramt anzunehmen, traf er nicht alleine. „Ich habe mit allen Gemeinderäten gesprochen, ob ich ihre Unterstützung bekommen werde. Erst nach dem sie ja gesagt haben, habe ich mit meiner Familie geredet. Dann erst haben wir gemeinsam den Entschluss gefasst, dass ich diese Aufgabe übernehmen kann“. Seit dem 9. August ist er nun das Stadtoberhaupt von Vils.

Manfred Immler ist seit 38 Jahren technischer Angestellter bei der Firma Deckel Maho in Pfronten. Er ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seine Frau ist Leiterin des Kindergartens in Vils. Das sind erst einmal die Eckdaten. Doch wer ist dieser Mann, der in der kommunalen Politik wenig in Erscheinung getreten ist und sich viel lieber im Hintergrund aufhielt? Immler ist ein gebürtiger Vilser. Seit vielen Jahren spielt er während der Weihnachtszeit mit anderen Gleichgesinnten Theater. Zehn Vorstellungen gibt es insgesamt. Diese Tradition, die es seit 50 Jahren gibt, will er nicht aufgeben, genauso wenig wie seine Leidenschaft zur Krippenmalerei. Fünf Jahre war er der Obmann des Krippenvereins in Vils. „Man braucht eine innere Ruhe für die Hintergrundmalerei“, erzählt er. Ruhe strahlt der 53-Jährige aus. Ob er sie auch noch später haben wird, das hofft der begeisterte Tennisspieler. „Das ist mein Ziel, ob mir das gelingen wird, das weiß ich nicht“, gibt er offen zu. Momentan ist alles im Umbruch, das weiß Immler auch. Er hat vorgesorgt, sich seine Zeit frei geschaufelt, um für die Belange seiner Stadt da zu sein. Mit seinem Arbeitgeber hat er eine 19-Stunden-Woche vereinbart, 16 Stunden weniger als bisher.

Dass viel Arbeit auf ihn wartet, das weiß er – auch unangenehme, die viel Spitzengefühl und Diskussionen mit sich bringen wird. So wie der Bau des Logistikzentrums. „Das verfolgen wir nach wie vor weiter. Für Deckel Maho ist der Standort Vils der Favorit“, bestätigt er. Deswegen gab es in Vils eine Bürgerbefragung. Das gab es noch nie. Die Bürger haben Sorge wegen eines eventuell höheren Verkehrsaufkommens. „Diese Bedenken verstehe ich. Meine Vermutung ist, dass auch jetzt schon LKWs von Deckel Maho hier durchfahren. Nur wissen wir das nicht sicher“, so der Bürgermeister. Gleich nach der Metalltechnik Vils, das ist im Westen der Stadt liegt, könnte das Logistikzentrum auf einem Areal von 50.000 Quadratmetern entstehen. Die Fa. Lochbihler, die für das Pfrontener Unternehmen die Maschinen-Verpackungen macht, würde sich dort auch ansiedeln. Für Deckel Maho arbeiten etwa 70 bis 80 Vilser und Vilserinnen.

Für Immler gibt es noch ein zweites Projekt, das er voran bringen will. Es ist der „Grüne Baum“, ein Gebäude mitten im Zentrum der kleinen Stadt. Erst vor Kurzem kauften sie das Objekt für 800.000 Euro von der Raiffeisenbank Telfs ab. Es war ein Schnellbeschluss, denn nicht nur sie gaben ein Angebot ab, sondern als erstes die Bordell-Besitzer vom Urisee, die dort ihre Prostituierten untergebracht hätten. „Das wäre unzumutbar gewesen. Jetzt ist es unsere Hauptaufgabe, die Nutzung für das Haus zu erstellen. Es ist alles möglich, vom Abriss bis zur Wiedernutzung“, so Immler. Einige Interessierte haben bereits angefragt für ein Hotel. „Generell ist das möglich, aber dann haben wir die Parkplatzproblematik. Ein Hotel ist gut, aber an einem anderen Platz. Da gibt es sicherlich Möglichkeiten. Wer Interesse hat, der bekommt von uns die volle Unterstützung“, beteuert der Vilser Bürgermeister. Manfred Immler hat andere Überlegungen, was mit dem Gebäude passieren könnte. „Nachdem der Betreiber unseres Spar-Marktes 2020 aus Altersgründen aufhört, brauchen wir einen Nahversorger. Der könnte dort einziehen. Genauso gut kann ich mir eine Kurzzeitpflege vorstellen, sowie ein Ärztehaus. Es ist viel Platz vorhanden“, zählt er auf und ist sich gleichzeitig sicher, dass dieses Thema die Verwaltung in der nächsten Zeit viel beschäftigen wird.

Vils will sich noch besser positionieren und dafür braucht es eine gute Infrastruktur. Wohnungen und Bauplätze werden im September neu ausgewiesen. Ein Glücksfall für die kleine Stadt, die noch mit Bauplätzen aufwarten kann und keine Probleme mit Wohnraum hat.

Text: Sabina Riegger · Foto: Stadt Vils

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