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210 Jahre alte Bratsche kehrt nach Füssen zurück

Das Museum der Stadt Füssen kann jetzt seine Sammlung zum Füssener Lauten- und Geigenbau um ein weiteres historisches Original erweitern. Es handelt sich um eine Viola aus der Werkstatt des Füssener Geigenmachers Joseph Benedikt Gedler, die 1808 gebaut wurde.

Das Instrument, dessen Korpus und hellbrauner Lack erstaunlich gut erhalten sind, war bereits von der Londoner Musikinstrumentenhandlung Ingles & Heyday in ihren Auktionskatalog aufgenommen worden. Nachdem die Füssener Bratsche dort nicht gleich verkauft wurde, besann sich der Frankfurter Eigentümer Martin Kiesow darauf, das Familienerbstück dem Museum der Stadt Füssen zum Kauf anzubieten. Dieses Angebot nahmen Museumsleiter Dr. Anton Englert und der Erste Bürgermeister Paul Iacob sofort wahr. Nach der Prüfung der Echtheit erwarb das Museum der Stadt Füssen das Instrument mit Hilfe von Spendenmitteln der Sparkasse Allgäu. Martin Kiesow freut sich sehr darüber, dass er in dieser Weise zur Erhaltung des Füssener Kulturerbes beiträgt: „Mein Großvater August Störkel aus Wehrheim im hessischen Taunus hat die Bratsche kurz nach dem zweiten Weltkrieg erworben und sehr gerne darauf gespielt.“ Es ist nicht mehr bekannt, wer die Füssener Viola davor besessen hat, auf jeden Fall wurde sie sehr gut behandelt und aufbewahrt.

Auf einem schlichten Zettel in der Bratsche steht in gedruckter Frakturschrift der Text „Joseph Benedikt Gedler, Geigenmacher in Füssen 1808“. Die „08“ ist, wie damals üblich, handschriftlich ergänzt. Joseph Benedikt Gedler lebte von 1755 bis 1830 und war in der schwierigen Zeit nach der Säkularisation von 1803 einer der letzten fünf Füssener Geigenmacher. Kurz nach seinem Tod gab der letzte Geigenmacher Joseph Alois Stoß im Jahr 1835 sein Handwerk auf. Erst anderthalb Jahrhunderte später richtete sich mit Pierre Chaubert 1982 wieder ein Geigenbaumeister in Füssen ein. Ihm sind seitdem weitere Saiteninstrumentenbauer nach Füssen gefolgt. Pierre Chaubert kann aufgrund der Bauart und der stilistischen Details der Bratsche bestätigen, dass sie aus der Werkstatt Joseph Benedikt Gedlers stammt. In der Fachliteratur werden Gedlers Geigen für ihre sauber geschnittenen Einlagen, die elegant gezogenen F-Löcher und einen guten, hellen Klang gelobt.

Joseph Benedikt Gedler kam aus einer Füssener Geigenmacherfamilie; sein Großvater Norbert Gedler wurde in den 1720er Jahren Hoflauten- und Geigenmacher des Fürstbischofs von Würzburg und verstarb dort in jungem Alter. Joseph Benedikts Vater Johann Anton Gedler gründete nach einer Lehre bei Simpert Niggl 1752 eine eigene Werkstatt in Füssen, in der Joseph Benedikt ausgebildet wurde. Seine Bratsche von 1808 kann jetzt in der Lauten- und Geigensammlung des Museums der Stadt Füssen besichtigt werden.

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