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Heilkräuter der Provence

Zu diesem Bericht hat mich eine wunderschöne Reise inspiriert, die ich mit meinem Geschichtskurs der Volkshochschule Ende April in die Provence gemacht habe. Nicht nur die alten Städte, die tollen Märkte, sondern auch die beeindruckende Landschaft mit ihrer Flora haben mich sehr beeindruckt und so möchte ich mit Ihnen gerne etwas davon teilen.

Rosmarin (Rosmarinus officinalis)

Der Rosmarin, der aufgrund seines intensiven Geruches auch gerne im deutschen Volksmund als „Weihrauchkraut“ bekannt ist, stammt ursprünglich von den trockenen Macchien Südeuropas ab. Die Vegetationslandschaft der Macchia ist im Grunde charakteristisch für den gesamten Mittelmeerraum. Schön ist die Legende: als Aphrodite dem Meer entstieg, wogte der Meeresschaum um ihre Füße, der auf lateinisch ros marinus = Tau, zum Meer gehörig in etwa bedeutet, aus dem angeblich das Kraut Rosmarin entstand. Aus diesem Grund gehört der Rosmarin auch heute noch zu vielen Hochzeitsbräuchen, vom Mittelmeer bis hin zur Nordsee, sei es als Sträuße, Räucherungen oder Amulette. Und selbst bei Beerdigungen wurde ein Zweiglein mit auf den Sarg gelegt.

Die Pflanze mit den schmal-lanzettlichen Blättern, die blauviolett (allerdings selten in unseren Breiten) blüht, gehört zu der Familie der Lamiaceae = Lippenblütler. Als pflanzliche Medizin kommen hauptsächlich die Blätter zum Einsatz bzw. auch das darin vorhandene ätherische Öl. Dieses setzt aus dem sog. 1,8 Cineol, Kampfer und Alpha-Pinen zusammen. Daneben kommen auch noch Bitterstoffe vor.

Die Rosmarinsäure macht sie durch ihre antiviralen, antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften sogar zu einer wirksamen Gegeninitiative gegen Infektionen und Pilzinfektionen aller Art sowie versuchsweise auch gegen die gefürchteten Krankenhauskeime.

Wie kann man nun den Rosmarin einsetzen? Natürlich erst einfach einmal als Gewürz, das durch sein charakteristisches Aroma viele Gerichte zu etwas ganz Besonderem macht. Zusätzlich beugt er Blähungen und Völlegefühl vor. Das ätherische Öl regt die Durchblutung von Herz und Kreislauf an. Ein schöner Badezusatz wirkt belebend und regt den Geist an. Eine Einreibung mit dem verdünnten Öl, das ist wichtig, nie pur, kann eine verspannte Muskulatur lockern und in diesem Zusammenhang Beschwerden wie Muskelkater oder Rückenschmerzen lindern. Nicht geeignet ist das Öl bei Säuglingen, Kleinkindern oder auch bei asthmatischen Beschwerden.

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Die Bilder der wunderschönen violetten Felder kennen Sie alle. Auch der charakteristische Geruch ist Ihnen bekannt. Hier scheiden sich oft die Geister – entweder man kann ihn leiden oder gar nicht. Wer den Duft aber absolut nicht mag, das sind unsere wirklich nicht beliebten Kleidermotten. Auf die erwachsenen Exemplare hat die Pflanze tatsächlich eine abschreckende Wirkung, laut einer Studie aus Italien. Das ätherische Öl des Lavendels enthält nämlich unter anderem Linalool, eine Substanz, die das Nervensystem der Insekten stört und kann so helfen, einem Befall vorzubeugen. Hat ein Weibchen allerdings seine Eier schon in der eingelagerten Wollkleidung abgelegt, können auch die schönsten Duftsäckchen im Kleiderschrank nichts mehr ausrichten, denn die geschlüpften Larven zeigen sich leider sehr viel weniger beeindruckt als ihre Eltern. Sie sind es jedoch, die verantwortlich sind für die hässlichen Löcher in Ihrem Lieblingspulli, denn sie ernähren sich von keratinhaltigen Fasern wie Wolle. Aber das eigentlich nur am Rande, der Lavendel hat ja noch ganz andere Seiten. Vielleicht fangen wir einmal mit der geschichtlichen Seite an. Der Name kommt ja vom lateinischen „lavare“, was „waschen“ bedeutet. Nicht nur im alten Rom dienten die getrockneten Blüten als Bade- oder Waschmittelzusatz. Die römischen Soldaten rieben sich vor der Schlacht mit dem Öl ein, um vorsorglich bei Verwundungen zu helfen. Aber auch noch früher war er bekannt: bereits im Grab des berühmtesten ägyptischen Pharaos Tut Anch Amun fand man eine 3000 Jahre alte Salbe, die immer noch den Duft nach Lavendel verströmte. Zur Einbalsamierung der Mumien wurde das ätherische Öl ebenfalls verwendet. Im antiken Griechenland wurde der Lavendel bei Menstruationsbeschwerden, Insektenstichen oder Nierenleiden eingesetzt. Eine etwas kuriose Verwendung fand er am Hofe König Ludwigs XIV.: wenn er eine Dame besonders attraktiv fand und sie in sein Bett bekommen wollte, so sandte er ihr in Ambra getauchte Lavendel-Ähren zu… Auch im 1. Weltkrieg erinnerte man sich wieder an die desinfizierende Wirkung des Öles, wenn nichts anderes zur Verfügung stand und der Sanitäter zu weit weg war.

Gerade in letzter Zeit hat der Lavendel eine regelrechte Renaissance erfahren. Bei innerer Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen gibt es Kapseln aus einem speziell aufbereiteten Lavendel-Extrakt, die hier sehr gut Abhilfe schaffen können.

Die zum Teil ja schon erwähnten Wirkstoffe, die im ätherischen Öl enthalten sind, wie Linalylacetat und Linalool, wirken sich sehr gut auf Schlaf und Psyche aus, egal ob man schlecht einschläft oder während der Nacht aufwacht. Wie auch immer angewendet, sei es zur Einnahme, als Badezusatz oder verdünnt zur Einreibung, es bewirkt eine deutliche nervliche Entspannung.

Noch ein Tipp von mir: ich hatte immer mal wieder Blattläuse bei meinen Pflanzen auf dem Fensterbrett, aber seit ich einfach eine Lavendel-Pflanze dazwischen stelle, haben sich diese Plagegeister nicht mehr eingestellt und ich kann meine Kräuter endlich unbesorgt ernten.

Denken Sie jetzt auch gerade in der Sommerzeit an die sog. „Mittelmeer-Diät“, die nicht nur gut schmeckt, sondern Ihrem Körper super gut tut. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gemüse, Salat, Obst, Fisch, Knoblauch, wenig rotem Fleisch, Olivenöl, frischen Kräutern und maximal 1 Glas Rotwein pro Tag. Lauter feine Sachen, oder? Und gerade, wenn es nun wärmer wird, leicht und bekömmlich. Nach den Studien, speziell auf Kreta erstellt, wird so das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose, Herzinfarkten und sogar Krebs deutlich reduziert.

Da können wir doch von unseren südlichen Nachbarn echt noch was lernen!

Bleiben Sie fit und gesund,

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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