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Kneipp Dich gesund

80 Jahre Kneipp-Jubiläum in Bad Faulenbach und 50 Jahre in Hopfen am See

Artikel-Höhepunkte
  • Natur, Kunst und Geschichte, Heilklima und Romantik
  • 100 Jahre Dank Kneipp
  • Füssens starke Gesundheitskompetenz
  • 50 Jahre Kneipp in Hopfen am See
  • Jubiläums-Kneipp-Radtour 2018

Diese beiden Jubiläen sind mehr als bedeutsam für die gesamte Region, da sind sich Einheimische, Touristiker und Gastronomen einig. Denn sowohl der Kneippverein in Füssen, als auch sein etwas jüngeres Pendant im benachbarten Ortsteil Hopfen am See haben zur touristischen Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten enorm beigetragen. Und auch nach dieser langen Zeit sind die Lehren des berühmten schwäbischen Priesters noch immer ein weitverbreiteter und beliebter Gesundheitstrend. So setzt die Lechstadt achtzig Jahre nach der offiziellen Anerkennung zum Kneippkurort auch für die Zukunft auf Kneipp als aktuelles Gesundheitsthema und strebt nun sogar mit allen ihren Ortsteilen das Prädikat als Kneipp-Heilbad an.

Natur, Kunst und Geschichte, Heilklima und Romantik

Dank des bestehenden Kneippvereins wurde Füssen-Faulenbach im Juli 1938 offiziell zum heilklimatischen Kneippkurort ernannt. Die schriftliche Bestätigung dieser Anerkennung erhielt der damalige Füssener Bürgermeister Samer vom Landesfremdenverkehrsverband München und Südbayern bereits gute drei Monate zuvor. Somit war Füssen, zusammen mit dem niederbayerischen Traunstein und dem weltbekannten Kneippbad Wörishofen im engen Kreis der anerkannten Kneippkurorte Bayerns angelangt. Die Eröffnung der neuen örtlichen Kneippanlagen erfolgte schließlich am 3. Juli 1938. Immerhin besaß die Stadt zu diesem Zeitpunkt auch schon längst das Prädikat eines Kneipportes. Voraussetzung dafür waren „die außerordentlich günstigen klimatischen Verhältnisse in Füssen mit ihren starken Temperaturschwankungen, denen eine ähnliche Wirkung zukommt, wie der kneippschen Heilmethode“, so stand es in der Kur- und Fremdenzeitung für Füssen, Hohenschwangau und Schwangau zu lesen. Ebenso wird hier die „wertvolle Vorarbeit einer rührigen Ortsgruppe der Kneippbewegung“ beschrieben. Der Kneippverein hatte zu diesem Zeitpunkt knapp 140 Mitglieder. Bereits erfüllt waren die Kriterien der Niederlassung eines Kneipparztes in Füssen, die Errichtung eines Gieß- und Badehauses in Faulenbach sowie die Umstellung einiger Pensionsbetriebe auf Diätkostabgabe. Weiter heißt es: „Was Füssen allerdings besonders auszeichne und über andere Orte hinausragen lasse, ist das harmonische Zusammenklingen von Natur, Kunst und Geschichte, Heilklima und Romantik, wie dies anderswo auch nicht annähernd so festzustellen ist.“

100 Jahre Dank Kneipp

„Angefangen hat das alles aber schon viel früher“, erzählt Carola Schweiger, die Vorsitzende des Füssener Kneippvereins, der ursprünglich schon 1929 gegründet wurde. „Bad Faulenbach war hier der Vorreiter. Schon damals waren viele Gäste hier, vor allem aus Nordrhein-Westfalen, die zur sogenannten Sommerfrische kamen und dabei auch schon kneippsche Anwendungen genossen haben. Aus der früher noch von Sebastian Kneipp bezeichneten Ordnungstherapie ist mittlerweile neudeutsch die bekannte „Life-Balance“ geworden.“ An den Lehren des Sebastian Kneipp hat sich aber über all die Jahre nichts verändert, sie stehen nach wie vor wie gemeißelt in Granit. Die Basis jeder Kneippkur ist die Heilkraft des Wassers, die Kneipp aus eigener Not entdeckte. Lungenkrank und von den Ärzten aufgegeben, kurierte er sich selbst durch Bäder in der kalten Donau.

Denn die Güsse, Bäder und Waschungen bewirken Warm- und Kaltreize, die stimulierend und heilend auf Blutgefäße, Nerven, Haut und innere Organe wirken. Dazu kommt die Heilwirkung von Kräutern, Bewegung in der Natur und vor allem gesunde Ernährung. Alles zusammen soll helfen, die Harmonie von Körper und Geist, innere Ordnung und seelisches Gleichgewicht zu stabilisieren. „35 Jahre lang habe ich nun viele Gäste erlebt, die jedes Jahr gekommen sind, um eine Kneippkur zu machen“, bestätigt Carola Schweiger. „Meine Älteste wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt und sie sagt immer, das Alter verdanke sie nur ihrer regelmäßigen jährlichen Kneippkur.“

Füssens starke Gesundheitskompetenz

„Die Tatsache, dass Füssen als Ort diese Kneippkuren angeboten hat, hat letzten Endes dazu beigetragen, dass die touristischen Werte entsprechend hoch angesetzt waren und immer noch sind. Natürlich kommt heute der weltweite Tourismus dazu. Aber egal ob Handwerk, Gastronomie oder der Handel, wir alle profitieren im Grunde bis heute davon, dass viele Gäste hier her kommen, letztendlich auch wegen der Kneippkuren.“ So feiert die Stadt in diesem Jahr mit achtzig Jahre Kneipp in Füssen Bad Faulenbach und fünfzig Jahre Kneipp in Hopfen am See ein wichtiges aber genauso auch zukunftsweisendes Doppel-Jubiläum. „Denn heute unterstreicht das Thema Kneipp die überaus hohe Gesundheitskompetenz von Füssen“, erklärt Tourismuschef Stefan Fredlmeier. „Deswegen und besonders mit dieser langen Vergangenheit als Kneipport, haben wir uns entschieden, nun auch mit allen unseren Ortsteilen ganz offiziell das Prädikat des Kneipp-Heilbads anzustreben.“ Zwar verfügt Füssen bereits über eine Vielzahl an Kneippsanatorien, -Hotels, wie auch die unterschiedlichsten Kneippanlagen. Aber vor allem in Weißensee und Bad Faulenbach soll diese Infrastruktur im Sinne Kneipps jetzt noch mehr ausgebaut werden. So sollen in Weißensee ein neues Tret- und Armbecken, ein Bewegungsparcours, ein kleiner Wasserspielplatz und eine Ruheinsel entstehen. In Bad Faulenbach eine Kneipp-Gussstelle, ein Trinkbrunnen auf der Kneippwiese und ein neuer Ruhebereich.

Wichtigster Punkt des sogenannten „Kneipp-Masterplans“ ist allerdings die Vorsorgekur „Gesunder Schlaf durch innere Ordnung“, die ebenfalls auf den Lehren von Sebastian Kneipp basiert. „Denn immer mehr Menschen haben heute mit Schlafstörungen zu kämpfen“, sagt Fredlmeier. „Mit der alten Kneippschen Lehre können wir dieses topaktuelle Problem bekämpfen und den Gesundheitsort Füssen gleichzeitig zeitgemäß stärken. Es ist wie ein zusätzliches konkretes Profil.“ Zusammen mit der Ludwig-Maximilians-Universität München führt Füssen Tourismus dafür zur Zeit die Studie „Gesunder Schlaf durch innere Ordnung“ durch, deren Ergebnisse in wenigen Wochen erwartet werden. „Wir rechnen auch damit, dass diese Studie positiv ausfällt“, ist sich Fredlmeier sicher. „Ist das der Fall, wollen wir die Zulassung der Kur zunächst bei der Barmer, dann bei weiteren Krankenkassen beantragen.“ Klappt alles wie vorgesehen, könnte das Projekt „Gesunder Schlaf“ offiziell erstmals im Herbst, spätestens aber im Frühjahr 2019 angeboten werden. „Dieser Masterplan Kneipp ist also sozusagen das Geschenk“, ergänzt der Tourismusdirektor, “das wir den beiden Kneippvereinen, die sich bereits vor einigen Jahren zusammengeschlossen haben, von unserer Seite aus machen können.“

50 Jahre Kneipp in Hopfen am See

Genau wie in Bad Faulenbach, hat man auch in Hopfen am See schnell erkannt, dass das Thema Kneipp zukunftsfähig und vor allem auch ausbaufähig ist. Durch die Gründung eines eigenen Kneippvereins Mitte der sechziger Jahre konnte sich schließlich in Hopfen eine völlig eigene Kompetenz aufbauen, in dessen Zuge sich Hoteliers wie auch Therapeuten und Bademeister auf die Lehren und Anwendungen des Sebastian Kneipp spezialisierten. „Zwar war ich zu der Zeit noch nicht geboren, aber mein Großvater war damals Bürgermeister hier in Hopfen“, erinnert sich Hotelier Andreas Eggensberger, heute Vorsitzender beim Tourismusverein Füssen im Allgäu, der früher noch den Namen Kur- und Verkehrsverein Füssen Bad Faulenbach trug. Ganz nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, wurden die beiden Kneippvereine bereits vor rund 25 Jahren zusammengelegt.

Nachdem sich ein paar örtliche Häuser entschieden hatten Kneippkuren anzubieten, wurde auch in Hopfen eine dementsprechende Infrastruktur geschaffen. So entstanden gleich mehrere Kneipp-Einrichtungen an den unterschiedlichsten Stellen der Gemeinde, wie etwa die Wassertretbecken am Strandbad oder auch direkt am Campingplatz. Als Kneippkurort offiziell anerkannt wurde Hopfen am See, das zur damaligen Zeit noch eigenständig und kein Füssener Ortsteil war, dann im Jahr 1968. „Von der Eröffnungsfeier existiert tatsächlich noch ein Super-8-Film“, so Eggensberger, der auch selbst Kneipp-Bademeister ist. „Darauf sieht man einen drahtigen Staffelläufer, der zu Fuß und ausgestattet mit einer Gießkanne Wasser direkt aus der Kneipp-Wahlheimat Bad Wörishofen nach Hopfen brachte und umgekehrt. Das hatte symbolischen Charakter und war der Startschuss für das Kneippen hier in Hopfen.“

Eine Kur lief damals allerdings auch noch etwas anders ab, als in der heutigen Zeit. Während der Kneipp-Kurgast heute meist für eine Woche anreist, verbrachten die Gäste damals immerhin vier bis zu sechs Wochen in den jeweiligen Häusern. „Da ging es oft schon um vier Uhr morgens mit Heusäcken oder Waschungen los. Die ersten Massagen fanden noch vor dem Frühstück um acht Uhr statt. Gegen Mittag waren die Kurgäste dann mit dem Kurtag oft schon fertig.“ Heute sehen die Kuren dagegen wesentlich entspannter aus. Eines hat sich aber nie geändert, sagt Eggensberger. „Auch heute noch werden für alle Kneipp-Anwendungen nur Lappen, Tücher und Wickel aus Leinenstoffen verwendet.“ Eine begehbare Kräuterspirale, Gedankenbänke und Info-Stelen, sowie Kneippbecken, Ruhezonen oder auch die extra erschaffene Kneipp-Insel mit dem Hopfensee als natürlichem Kneippbecken, komplettieren heutzutage das Kneipperlebnis in Hopfen am See.

Jubiläums-Kneipp-Radtour 2018

Zu dem großen Doppel-Jubiläum „50 Jahre Kneipp in Hopfen am See“ und „80 Jahre Kneipp in Bad Faulenbach“ veranstaltet der Kneippverein zusammen mit Füssen Tourismus die „Jubiläums-Kneipp-Radtour 2018“. Dabei können die Teilnehmer jeden Monat, von Mai bis in den Oktober hinein, bei einer geführten Radtour Aktivität und Erholung verbinden. Entlang der Radstrecke werden an verschiedenen Kneippstationen in der Region Stopps eingelegt. Erster Termin für die Jubiläums-Kneipp-Radtour 2018 ist Samstag, der 12. Mai. Alle weiteren Infos gibt es bei Füssen Tourismus.

Text: Lars Peter Schwarz · Bilder: FTM / Stadt Füssen

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