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Leben mit Gott

Schwester Daniela hat sich bewusst für das Leben im Kloster entschlossen. Während ihres Studiums in Benediktbeuren lernte sie viele Ordensmänner und Frauen kennen, die gemeinsam mit ihr studierten. Vom Gedanken bis zum Entschluss dauerte es zwei Jahre. Noch einmal Eineinhalb Jahre bis sie ihr Studium der Sozialarbeit und Theologie beendete. Heute arbeitet sie als Pastoralreferentin der Pfarrei in Kaufbeuren und lebt seit dem 8. September 2005 als Ordensschwester im Crescentiakloster in Kaufbeuren. Wir haben mit Schwester Daniela über ihr Leben im Kloster gesprochen.

Wie haben Ihre Eltern reagiert, als Sie Ihnen mitteilten ins Kloster gehen zu wollen?
Für meine Eltern war es anfangs schwer. Sie haben nicht richtig gewusst ob es für mich das Richtige ist. Sie waren auch besorgt. Als sie merkten, dass es mir ernst ist, haben sie meinen Entschluss unterstützt und sie waren auch bei meiner Einkleidung dabei. Es gibt Schwestern, wo die Eltern bei der Einkleidung nicht dabei waren.

Haben Sie jemals gezweifelt, diesen Lebensweg gewählt zu haben?
Man zweifelt immer wieder mal und stellt sich die Frage ob es das Richtige ist. Aber es war nie ein großer Zweifel da. Im Grunde meines Herzens habe ich gewusst, dass es das Richtige ist. Bei jeder Lebensform denkt man darüber nach. Wenn ich wirkliche Zweifel hätte, also fundamentale, dann wäre ich gegangen.

Wie gestaltet sich ihr Ordensleben?
Es gibt ganz verschiedene Ordensgemeinschaften. Wir sind Franziskanerinnen. Für uns ist es wichtig, in Kontakt zu sein mit den Menschen um uns herum. Die Arbeit, das Tätigsein hat für uns einen großen Stellenwert. Wir beten natürlich auch, aber nur drei Mal am Tag. Andere Gemeinschaften haben bis zu sieben Mal am Tag gemeinsames Beten. Wir haben morgens, mittags und abends 20 bis 25 Minuten eine gemeinsame Gebetszeit und danach die Eucharistiefeier. Ich selbst kann bei den Gebetszeiten nicht dabei sein, weil ich beim Arbeiten bin.

Sie sind Pastoralreferentin und beziehen Gehalt. Ist das als Ordensschwester möglich?
Ja, aber das Geld welches ich verdiene fließt in die Ordensgemeinschaft. Wir haben kein eigenes Konto. Das gehört zu den drei Versprechen. Wenn ich Geld brauche, dann gehe ich zur Oberin und bitte um Geld.

Was für Versprechen sind das?
Gehorsam leben, Armut und ehelose Keuschheit.

Fällt Ihnen das Letztere schwer? Keine Ehe, keine Kinder?
Nein, das fiel mir nicht schwer. Vielleicht hört sich das komisch an. Ich mag Kinder und arbeite mit Kindern. Mir fällt der Gehorsam viel schwerer, tausendmal schwerer als auf die Familie zu verzichten. In der heutigen Zeit wird man dazu erzogen selbständiger zu sein. Das ist auch gut und wichtig – deswegen ist es schwer, noch auf Andere zu hören. Aber für die Gemeinschaft ist das wichtig. Man lernt, das Eigene hinten anzustellen.

Gibt es die Möglichkeit, ab und zu ins weltliche Leben einzutauchen, um ins Kino oder Theater zu gehen?
Ich bin nicht abgeschottet oder so. Ich bin nicht jedes Wochenende auf einer Party, das heißt aber nicht, dass ich nie wieder auf eine Party gehen kann. Ich gehe schon mal ins Kino, mache Bergtouren, gehe in die Therme oder mit Freunden aus, aber das ist nicht ständig.

Haben Sie immer eine Ordenstracht an?
Ja, grundsätzlich immer. Wir haben einmal im Jahr Urlaub. Da können wir unsere Zeit selbst einteilen und auch in Zivil gehen. Ich mache das sehr flexibel, so wie es passt.

Sie haben schon bei einem Poetry Slam mitgemacht. Für eine Ordensschwester ist das ungewöhnlich.
Wir haben eine Schwester, die Schlagzeug spielt, eine Schwester läuft Halbmarathon und eine andere ist Imkerin. Ich habe immer schon Gedichte geschrieben, auch in geistlichen Auszeiten. Da finde ich das Schreiben um meinen Glauben auszudrücken schön. Bei einer Ordenstagung habe ich einem Workshop für Poetry-Slam mitgemacht und seitdem mache ich das. Zum Thema Gehorsam, ich habe meine Oberin nach ihrer Meinung gefragt und sie meinte mach das. Das war mir wichtig. Vor einem Jahr war ich dann auf der Bühne beim „Buron-Slam“. Da waren sechs oder sieben Andere und ich war die einzige Ordensschwester. Am 13. April ist wieder der „Buron-Slam“. Da wurde ich gefragt, ob ich wieder mitmachen möchte. Ich bin wieder dabei, weil es mir Spaß macht, es geht mir nicht darum zu gewinnen. Slamen ist für mich eine Möglichkeit, den Glauben weiterzugeben und das in einem Format, wo man nicht unbedingt etwas Christliches erwartet.

Kennen Sie das Gefühl der Einsamkeit trotz Leben in einer Ordensgemeinschaft?
Das kennt glaube ich jeder, das gibt es auch im Kloster, aber auch nicht mehr oder weniger als einer Familie, selbst in einer Ehe gibt es das Gefühl des Verlassenseins. Es ist glaube ich nichts besonderes, bloß weil man in einem Kloster lebt. Das gibt es überall.

Im Kloster leben sicherlich viele ältere Schwestern. Wie leben Sie als junge Schwester damit?
Wenn man sich vorstellt, man besucht die Oma, dann fühlt man sich mit manchen Dingen nicht verstanden, wenn ich zum Beispiel sage ich habe „gewhatsappt“ oder ich bin bei einem Poetry-Slam dabei, dann muss ich erst einmal erklären. Wir sind fünf junge Schwestern unter 40 Älteren. Das Kloster achtet darauf, dass man Gleichaltrige hat, die gleiche Lebensthemen haben.

Waren Sie jemals verliebt?
Ja, war ich schon, das wäre komisch wenn nicht.

Haben Sie eine beste Freundin im Kloster?
Ich habe schon eine Schwester, die kennt mich sehr gut, wir sind zwar nicht immer einer Meinung, aber ich vertraue ihr. Wir sind Mitschwestern und wir leben zusammen. Es ist eine andere Form der Beziehung. Es ist wichtig, im Kloster offen für Alle zu sein.

Darf man als Ordensfrau Besuch im Kloster empfangen?
Ja. Ich mache es so, dass ich meine Familie zwei Mal im Jahr zu mir einlade. Wir haben ein Sprechzimmer. In unserem eigenen Zimmer ist Klauser, das gehört nur uns und ist für den Besucher nicht zugänglich.

21. April: Tag des offenen Klosters. Ab 11 Uhr Gottesdienst in St. Martin und anschließend Tag der offenen Tür im Kloster mit einfachem Mittagessen und um 17 Uhr Abschluss mit Abendgebet.

Text · Bild: Sabina Riegger

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