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Fit in den Frühling mit wilden Kräutern

Schon die alten Germanen bereiteten zu ihrem Frühlingsfest Ostara eine kräftigende Kräutersuppe zu. Im Laufe der Christianisierung wurde daraus die „Gründonnerstags-Suppe“. Dieser Tag ist zwar schon knapp vorbei, da Ostern dieses Jahr ja relativ früh ist, aber diese traditionell aus 9 Wildkräutern bestehende Suppe sollten wir ruhig öfter in unseren Speiseplan aufnehmen. Welche Kräuter es nun genau waren, ist nicht überliefert, das wird sicher regional unterschiedlich gewesen sein und sich außerdem danach gerichtet haben, was schon aus dem Boden heraus gespitzt ist. Drei mal drei Pflanzen, diese Formel stammt noch von den Kelten – 3 war eine magische und heilige Zahl, bei den Christen die Zahl der Heiligen Dreifaltigkeit. Wichtig ist es, die Kräuter erst zu hacken, kurz bevor sie in den Topf kommen und sie möglichst in der freien Natur zu sammeln.

Gundermann (Glechoma hederacea)
Da er sogar unter dem Schnee weiter wächst, ist er eines der ersten Frühlingskräuter mit frischem Grün. Die auch Gundelrebe genannte Pflanze war dem Gott Donar geweiht und sollte vor Blitzschlag schützen. „Gund“ ist ein altertümliches Wort für Eiter und so liegt es nahe, dass dieses Kraut häufig zur Behandlung von Verletzungen aller Art verwendet wurde. Darum wird der Gundermann in der Volksmedizin gerne angewendet bei chronischer Bronchitis, Schnupfen und Schleimhautentzündungen, er stärkt Herz und Kreislauf und dient als Kräftigungsmittel bei allen langwierigen und zehrenden Krankheiten. Die Gundelrebe wächst in jedem Garten, ohne dass sie angepflanzt werden muss. Sie gedeiht prächtig unter dem Holunder, zwischen Beerensträuchern, unter der Hecke und in der Nähe des Komposters. Wie erkennt man den Gundermann? An der Art, wie er kriecht und wächst, über andere Pflanzen hinweg, durch den Zaun hindurch, flächendeckend zu jeder Jahreszeit, an den langen Stängeln, die an den Blattachsen Wurzeln treiben, wo immer sie mit Erde in Berührung kommen, den vierkantigen fädigen Stängeln und den „behaarten“ Blättern, die sich gegenüberstehen, deren Oberseite wie lackiert glänzt und deren Netz vom Blattadern stark hervortritt.

Gänseblümchen (Bellis perennis)
Fast in jedem Garten oder gemähten Wiesen zu finden, führt die nach ihrem lateinischen Namen „Ausdauernde Schöne“ ganz zu Unrecht ein Schattendasein. Mit seinen Inhaltsstoffen wie Saponinen, Gerb- und Bitterstoffen, Flavonoiden, Anthoxanthin und ätherischem Öl kennt die Volksmedizin das Gänseblümchen zur Blutreinigung, zur Stoffwechsel- und Appetitanregung, bei Magen-, Galle- und Hauterkrankungen, wie z.B. bei Ekzemen. Homöopathisch eingesetzt wird das Gänseblümchen unter anderem bei Weichteilverletzungen oder bei tiefliegenden Blutergüssen, die sich schlecht auflösen. In der Frühlings-Kräuterküche sollte es natürlich auch nicht fehlen. Egal ob in unserer Suppe, als Salat-Dekoration, als Bestandteil eines leckeren Quarks oder die angebratenen Blütenknospen (ein echter Geheimtipp!) zu Gemüsegerichten. Denn: das Gänseblümchen enthält dreimal so viel Phosphor, fünfmal so viel Calcium, sechsmal so viel Vitamin C und viermal soviel Eiweiß wie unser Kopfsalat und reichlich Vitamin A!

Giersch (Aegopodium podagria)
„Oh je“ sagen die meisten Gartenbesitzer, wenn sie ihn entdecken – denn, einmal da, ist er wirklich kaum zu bändigen. Also, was tun? Nutzen Sie Ihn doch einfach, Sie sind in guter Gesellschaft, denn selbst die Spitzengastronomie verwendet ihn inzwischen gerne… Seine Inhaltsstoffe sind auch gut: viel Vitamin C (viermal mehr als Zitronen) und A, Eiweiß, Mineralstoffe (dreizehnmal mehr als Grünkohl) und ätherische Öle. Die Blätter und Stängel, die im zerriebenen Zustand nach frischen Möhren duften, können vielfältig verwendet werden: für Salate und Suppen, als Spinatersatz, auf Pizza, im Smoothie oder als Pesto, um nur einiges zu nennen. Allerdings sollte man nur junge, weiche Blätter verwenden, da ältere manchmal fasrig sind, besonders nach der Blüte.

Womit kann man evtl. den Giersch verwechseln? Mit jungen Setzlingen von Holunder, daher wird er auch in England Ground Elder, also Boden-Holunder genannt. Mit jungen Blättern von Wald-Engelwurz. Mit Bärenklau-Gewächsen, die zum Teil auch giftig sind. Also bitte immer genau nach den typischen Erkennungsmerkmalen schauen!

Brennnessel  (Urtica urens/Urtica dioica)
Besonders beliebt ist sie ja nicht wirklich, da ihre Brennhaare schon bei der leichtesten Berührung abbrechen und sich der ameisensäurehaltiger Inhalt in die Haut „injiziert“ und einen kurzen, stechenden Schmerz mit Quaddeln oder Juckreiz verursacht. Hat wohl Jeder schon erlebt! Aber genau dieses Phänomen machte man sich bereits in früheren Jahrhunderten zu Nutze: gelähmte Körperteile wurden mit frischen Zweigen ausgepeitscht, um die Nerven und die Durchblutung wieder anzuregen. Geht auch bei Rheuma und Arthrose. Die Brennnesselsamen werden heutzutage als „regionales Superfood“ gehandelt, sie enthalten u.a. Linol- und Linolensäure, bis zu 30 % Öl, Schleimstoffe, Vitamin E und Carotionide. Also ein ideales Vitaltonikum. Die oberirdische Pflanze selbst ist reich an Magnesium, Kalium, Eisen, Silicium, Vitamin A ,C, E und K und verschiedenen B-Vitaminen – gut für die Blutbildung.

Was könnte denn noch so alles in Ihre Suppe: Bärlauch, Kerbel, Beifuß, Liebstöckel, Petersilie, Knoblauchsrauke, Vogelmiere, Brunnenkresse, Sauerampfer, Löwenzahn, Dill, Basilikum… Ihrer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt!

Guten Appetit wünscht Ihnen
Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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