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Die Leber einfach „schlank“ essen

Weg vom Prinzip Gänsestopfleber

Sich „schlank“ und gesund zu essen klingt ja eher unglaubwürdig oder zumindest nach lästiger und vermutlich zweifelhafter Diät.
Im Fall einer Leberverfettung, die nicht durch überhöhten Alkoholkonsum entstanden ist, hilft aber tatsächlich keine andere Therapie. Und das „Schlank-Essen“ wirkt beeindruckend schnell, einfach und nachhaltig, schon zwei Wochen Leberfasten bringen beeindruckende Ergebnisse, wenn noch keine Leberzirrhose vorliegt.

Um was geht es dabei eigentlich? Die Leber, unser zentrales Stoffwechselorgan ist ein recht anspruchsloser Allrounder im Körper mit vielfältigen Aufgaben wie Entgiftung, Fettverdauung, Cholesterinregulierung, Stoffwechsel von Hormonen und Eiweißen und vieles mehr. Zudem speichert sie Fett, Kohlenhydrate, Vitamine und Eisen. Wenn sie mit dem zur Verfügung stehenden Angebot nicht mehr klar kommt, speichert sie den Überschuss in Form von Fett.

Gut ein Drittel der Deutschen hat eine verfettete Leber ohne überhöhten Alkoholkonsum und weiß nichts davon, da die Leber still und heimlich leidet. Betroffen sind nicht nur Übergewichtige und Typ-II-Diabetiker, sondern zunehmend auch Schlanke und besonders besorgniserregend Kinder. Eine verfettete Leber hat keine auffälligen Symptome, sogar die Laborwerte der Leber sind häufig unauffällig, und bleibt daher lange unentdeckt. Die Folgen allerdings sind schwerwiegend.

Die Leber verfettet wegen der modernen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Das Problem ist, dass wir zu viele schnell verfügbare Kohlenhydrate zu uns nehmen, viel mehr als unser Lebensstil mit kaum Bewegung tatsächlich erfordert. Wir müssen unsere Beute nicht erst mühsam erlegen und unser Gemüse unter mühevoller Arbeit selbst anpflanzen und ernten, sondern gehen einfach einkaufen. Ohne wesentliche körperliche Anstrengung. Kurz gesagt bekommt der Körper viel mehr Energie zur Verfügung gestellt als er verbrauchen kann. Und da die Natur nichts verschwendet, versucht der Körper diese zugeführten Zucker für Notzeiten zu speichern. Er wandelt die Zucker in Fett um, das dann am Bauch, in der Muskulatur und in Organen wie Leber und Bauchspeicheldrüse gespeichert wird. Sind alle Speicher voll, kommt es zum Problem, der ganze Zucker kann nicht mehr aufgenommen werden. Zunächst versucht der Körper durch Ausschüttung von noch mehr Insulin, einem Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert, all die Zufuhr zu bewältigen, bis die Zellen von Leber und Muskulatur abstumpfen und nicht mehr optimal auf Insulin reagieren. Dann kann der ganze Zucker nur noch in Fett umgewandelt werden und wenn auch die Fettzellen schlapp machen, entzünden sie sich und werden resistent auf Insulin. Ein Teufelskreis kommt in Gang und immer mehr in Fahrt. Hohe Blutspiegel an Zucker, Insulin und Fett führen zu immer mehr Verfettung des ganzen Körpers, eine eingeschränkte Funktion der Organe, oft in Kombination mit einer Entzündung und einem zunehmenden Organversagen. Folgen sind dann eine Insulinpflichtige Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Herz-, Gefäß-, sowie Nieren- und Knochenerkrankungen.

Ob Ihre Leber an einer Verfettung leidet, kann durch eine Gewebeprobe, durch erhöhte Leberwerte oder Ultraschall festgestellt werden. Meist wird jedoch anhand des sogenannten Fettleber-Index FLI, abgeschätzt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist.

Aber ist eine nicht-alkoholische Fettleber heilbar? Bisher gibt es keine Medikamente, die gezielt eine Leberverfettung verhindern können. Medikamentös sind nur die Folge- und Begleiterkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen und Diabetes positiv beeinflussbar. Verstärkte körperliche Aktivität kann bewirken, dass die Muskulatur das Insulinsignal wieder besser „hört“ und überschüssigen Zucker aus dem Blut aufnimmt. Die Effekte durch Sport allein ohne entsprechende Umstellung der Ernährung sind allerdings sehr gering.

Die Fettleber regeneriert sich nachhaltig, wenn deutlich weniger Kalorien und vor allem kaum schnell verfügbare Kohlenhydrate zugeführt werden. Schon zwei Wochen Fasten mit maximal 1000 kcal pro Tag und einer optimalen Zusammensetzung der Nahrung bringt den Stoffwechsel in Schwung. Das Prinzip ist einfach, bei einer plötzlichen starken Einschränkung der Kalorienzufuhr muss der Körper auf seine Reserven zurück greifen, baut Fett ab und die Organe können wieder besser arbeiten. Auf die Kombination der Nährstoffe kommt es dabei an. Empfehlenswert sind wenig Kohlenhydrate, ausreichend hochwertiges Eiweiß, Fette guter Qualität, vor allem Omega-3-Fettsäuren und einfach ungesättigte Fettsäuren sowie leberwirksame Wirk- und Ballaststoffe wie Cholin, Beta-Glucan, Inulin, L-Carnitin und Taurin, deren Effekte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt sind.

Der Leber zuliebe zu Fasten ist sicher eine gute Idee. Eine gute therapeutische Begleitung ist anzuraten, vor allem wenn bereits dauerhaft Antidiabetika, Blutdrucksenker, Blutverdünner oder Lithium eingenommen werden. Beim Vorliegen von Begleiterkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Netzhauterkrankungen, Gallenkoliken oder Gicht muss über mögliche Nebenwirkungen des Fastens aufgeklärt und entsprechend vorgegangen werden.

Text: Judith März

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