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[TOP NEWS] Restaurierung der Prunkräume auf Schloss Neuschwanstein

Bauamt und Schlösserverwaltung geben ersten Einblick

Es wird ohne Zweifel die schönste und aufwendigste Baustelle Bayerns sein. Zum ersten Mal seit seiner Fertigstellung im Jahr 1892 werden die Innenräume sowie das Inventar von Schloss Neuschwanstein umfassend restauriert. Rund 20 Millionen Euro sollen dafür investiert werden. Im Rahmen eines Pressegespräches hat nun die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zusammen mit dem Bauamt Kempten, das die Arbeiten durchführt, erstmals Einblicke in diese umfangreichen Maßnahmen gegeben. Demnach sollen die Arbeiten, die im Frühjahr beginnen werden, bis voraussichtlich Frühjahr 2021 andauern. Auswirkungen auf den Besucher- und Schlossbetrieb sind dabei unvermeidbar. Allerdings sollen zumindest in den besucherstarken Zeiten jeweils zwischen Juli und September keine Arbeiten in den Hauptschauräumen durchgeführt werden.

29 Arbeitspakete und sechs Teilmaßnahmen

Insgesamt sind die Restaurierungen in 29 Arbeitspakete und sechs Teilmaßnahmen aufgegliedert. Erster Baustein und Vorbereitung ist dabei das Herrichten der Rohbauräume im zweiten und dritten Stock des Ritterbaus. Hier sollen zum Schutz vor den Arbeiten sämtliche Textilien zwischengelagert werden. Als zweiter Baustein zwingend erforderlich ist der Einbau von Lüftungen und Schleusen im Palasbau. Sie sollen künftig Klimaschwankungen und Luftfeuchtigkeit im Inneren des weltberühmten Königsschlosses verringern und tragen somit vor allem zur Verbesserung der Luftqualität für Besucher, Personal und das Inventar bei. Dritter Baustein des Maßnahmenpaketes ist die Aufwertung des Ausgangsbereiches, die parallel zu den Restaurierungen durchgeführt wird. So soll der Bodenbelag im Ausgangstunnel erneuert und damit auch eine Verbesserung der Barrierefreiheit erreicht werden. Besucher des Schlosses werden in dieser Zeit über eine Freitreppe oder den oberen Schlosshof umgeleitet. Im vierten Maßnahmenabschnitt enthalten sind Sicherungen und Prüfungen von Decken wie beispielsweise im Sängersaal oder auch der Kuppel im Thronsaal. Zudem werden sämtliche Kronleuchter geprüft, die über den Köpfen der Besucher hängen. Durch den Einbau eines sogenannten Rissmonitorings soll künftig eine dauerhafte Kontrolle von eventuellen Gebäudebewegungen garantiert werden.

Die Hauptaufgabe: Restaurierung von Inventar und Prunkräumen

Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, kann mit der eigentlichen Hauptaufgabe begonnen werden. Eine Mammutaufgabe, denn die Liste der zu restaurierenden Objekte ist dementsprechend lang. Millionen von Besuchern haben in den vergangenen Jahrzehnten ihre Spuren hinterlassen. „Viele Objekte wurden beschädigt, es wurden sogar an manchen Objekten Teile abgebrochen oder sind durch ständiges Anfassen im Laufe der Zeit einfach abgenutzt worden, schon lange bevor sie hinter Glas gesichert wurden“, so Heiko Oehme von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung.

Insgesamt 93 Räumlichkeiten sollen bearbeitet werden, dazu 184 Wand- und Deckenfassungen, 65 Gemälde, 355 Möbelstücke, 228 Textilien und Lederobjekte, sowie 322 kunsthandwerkliche Objekte, 315 Holzbauteile und 196 Natur- und Kunststeinobjekte. Auch 664 Fenster und Außentüren im gesamten Schloss sollen zum ersten Mal seit der Erbauung des Schlosses restauriert werden. „Auswirkungen auf den Besucherbetrieb sind hier unvermeidbar“, erklärt Projektleiter Ralf Gehrke vom Staatlichen Bauamt Kempten. „Es sind optische Einschränkungen, man kann sagen, dass von den Räumen, die bearbeitet werden, meist etwa ein Drittel hinter Gerüsten verschwindet und somit nicht zu sehen sein wird.“ Geht es nach dem Zeitplan, werden die Vorbereitungen im Laufe diesen Jahres abgeschlossen sein. Im Anschluss soll bis etwa Anfang 2019 in der Königswohnung im Palasbau weitergearbeitet werden, danach im Thronsaal, bevor dann 2020 der Sängersaal auf dem Plan steht. „Wichtig war für uns bei der Planung, dass wir so wenig Bereiche wie möglich schließen oder einschränken müssen. In ein paar wenigen Räumen wird es deswegen Tunnellösungen geben oder auch kleine Umleitungen.“


Text: Lars Peter Schwarz · Bilder: Hubert Riegger / Lars Peter Schwarz

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