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„S`isch Colmosfescht“

Am Sonntag, 9. Oktober 2016 um 9.30 Uhr

Ein ganz besonderer Tag in Schwangau ist jedes Jahr der 2. Sonntag im Oktober. Fast schon ein Nationalfeiertag im Dorf der Königsschlösser. Dieser Sonntag steht ganz im Zeichen des Colomanfestes.  Ca. 200 Reiter mit Pferden geben sich auch heuer am 9. Oktober ab 9.30 Uhr wieder die Ehre beim Festzug und anschl. Festgottesdienst an der Wallfahrtskirche St. Coloman im freien Feld.  Mit der Colomanreliquie, die sich in der Monstranz befindet, wird am Ende der Messe der Segen des Schutzpatron St. Coloman nicht nur für die Pferde, sondern für das gesamte Vieh erteilt. Anschließend folgt der Ritt um die Wallfahrtskirche.

In den 70er Jahren drohte der Brauch des Pferdeumrittes auf Grund der immer geringeren Beteiligung an Reitern fast auszusterben. 1976 waren es lediglich neun Reiter, die zum Umritt erschienen. In Sorge, dass der Brauch des Umritts sich verlieren könnte, wurde 1978 eine Interessensgemeinschaft und 1995 der St. Coloman Verein e.V. von Schwangauer Bürgern gegründet. Ihnen allen ist es zu verdanken, dass das Fest heute wieder eine große Bedeutung hat. Von Anfang an ist der Kutschbetrieb Kotz aus Brunnen, nun bereits in 2. Generation, mit einem Landauer und seinen süddeutschen Kaltblütlern dabei. Der 2015 verstorbene Josef Kotz sen. war bereits in der Interessensgemeinschaft aktiv und  dann Gründungsmitglied des St. Coloman Verein e.V. Die Erhaltung von Tradition, Kultur und Brauchtum lag ihm immer sehr  am Herzen. Das Colomanfest ist beim Kutschbetrieb Kotz in Brunnen ein fester Termin im Jahr, fast wie Weihnachten. Schon eine Woche vorher beginnen die Vorbereitungen zu diesem großen Ereignis. Die Geschirre müssen auf Hochglanz poliert werden, der Blumenschmuck für Mähne und Schweif der Pferde wird vorbereitet und der Landauer für die Geistlichkeit soll in seiner ganzen Pracht erscheinen. Immerhin wollen sich 14 Pferde, Kutscher und Reiter von ihrer schönsten Seite zeigen. Am Samstag vor dem Colomanfest werden die Pferde gewaschen, gestriegelt und auf Hochglanz gebracht. Nicht nur die Pferde, auch die Boxen werden geputzt und mit viel frischem Stroh versehen. Mähne und Schweif der Rösser werden gekämmt und geflochten. Dirndlschürzen, Blusen und Trachtenhemden werden gebügelt und Haferlschuhe poliert.

Der Coloman-Sonntag

Samstagnacht um 01 Uhr geht es in die Vollen: Wieder werden die Pferde gestriegelt, um das Fell richtig zum Glänzen zu bringen. Die bereits geflochtenen Mähnen und Schweife werden aufgemacht und erneut gekämmt. Seit fast 25 Jahren hilft und trifft sich das gleiche Team von ca. 10 Leuten bei Familie Kotz, um beim Colomanfest kräftig mit anzupacken. Ab 4 Uhr gibt es das erste Frühstück für die Helfer. Es wird in Schichten gefrühstückt. Um das Wohl aller kümmert sich fast schon in mütterlicher Art Brigitte Kotz. In diesen Stunden herrscht ein enormer Umtrieb im Stall, aber auch ein besonderes Flair. „S`isch Col´mosfescht“! Sicher spüren auch die Pferde die Besonderheit dieser Nacht und sind sich ihrer Wichtigkeit bewusst. Vielleicht lassen sie sich daher ab 5:30 Uhr mit Stolz Halfter, Brustgeschirr und Sattel anlegen. Jetzt wird es aber auch Zeit für die Reiterinnen und Reiter sich schön zu machen. Die arbeitsreiche Nacht ist ihnen nicht anzusehen.

Um 8 Uhr brechen dann Roß und Reiter auf, um rechtzeitig in Schwangau am Aufstellplatz zu sein. Für die Organisation des Festes ist der St. Colomanverein e. V. verantwortlich. Schon drei bis vier Wochen vorher werden die umliegenden Vereine, Pferdehalter und Reiter anderer Ritte eingeladen, mit gleichzeitiger Zusage für einen Gegenbesuch. Schwangau reitet z.B. beim Auerbergritt in Bernbeuren, beim Ulrichsritt in Steingaden oder beim Leonhardiritt in Wildsteig mit, um nur einige zu nennen.  Nun wird es aber Zeit zur Aufstellung des Festzuges. Um 9.30 Uhr formiert sich der Zug, geordnet nach Ortschaften.

Laut Satzung des St. Colomanverein verläuft der Reiterzug in traditionell überlieferter Rittordnung: Musikkapelle Schwangau, Fahnenabordnung der örtlichen Vereine, Kutschen für die Geistlichkeit, Bürgermeister und Ehrengäste sowie Ministranten. Für den reibungslosen Ablauf des Zuges sorgt eigens eine Ordnungsmannschaft. Als Sicherheitsmaßnahme wegen der vielen Pferde wird an diesem Tag der Flugbetrieb der Drachen- und Gleitschirmflieger am Tegelberg eingestellt. Auch daran läßt sich der Stellenwert des Colomanfestes in der Dorfgemeinschaft erkennen.  An der Wallfahrtskirche St. Coloman stellen sich dann die Reiter und Kutschen auf der Wiese vor dem Kirchenportal im Halbkreis auf. Bei günstiger Witterung wird der Festgottesdienst an einem eigens errichteten Feldaltar zelebriert. Im Mittelpunkt des feierlichen Hochamtes steht die Pferdebenediktion, bei welcher der Pfarrer hoch zu Ross durch die Reihen geführt wird, um den Segen zu vollziehen. Im Gedenken an den Heiligen Coloman und weiteren Schutzpatronen wird gemeinsam im Gebet um Gesundheit für Mensch und Tier gebeten. In Verbundenheit mit der langen Tradition werden im ganzen Dorf die Häuser mit Fahnen und Blumen geschmückt, um dem Fest einen feierlichen Rahmen zu geben. Zurück am Aufstellplatz an der Schlossstraße erhalten die teilnehmenden Reiter kostenlos Speis und Trank, kleine Gastgeschenke werden als Erinnerungsgabe und als Dankeschön für die Teilnahme an die Reiter verteilt. Für die Besucher an der Kirche wird natürlich auch für das leibliche Wohl gesorg.

Für die Reiter des Kutschbetrieb Kotz aus Brunnen wird es nun Zeit den Heimweg anzutreten. Bevor die Brunner  „Rosserer“ in den Schwangauer Gasthäusern ordentlich feiern, versammeln sich alle im Haus Kotz zu Kaffee und Kuchen. Jetzt wird es noch einmal laut und quirlig im Haus.

Tourist Information Schwangau
Münchener Straße 2 . 87645 Schwangau
Tel: +49 83 62 / 81 98 – 0 . Fax: +49 83 62 / 81 98 – 25
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Text: Via· Bild: Hubert Riegger

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