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Die drei Damen vom Popcorn-Grill

Langjährige Mitarbeiter prägen die Geschichte des Alpenfilmtheaters
Eines steht fest: Wer einmal dort anfängt, bleibt für immer dabei

Achtzig Jahre sind eine lange Zeit für ein Filmtheater. Eine lange Zeit, in der man sich als Kinobesucher auch an gewisse Persönlichkeiten gewöhnt hat. Menschen die man trifft, wenn man das Ticket für den angekündigten Film löst oder seinen Proviant bestellt, der einen für die bevorstehenden Stunden versorgen soll. Es sind die langjährigen Mitarbeiter, die einer solchen Freizeiteinrichtung Gesichter geben, die die Menschen über lange Zeit hinweg im Theater begleiten. Man fühlt sich als Kinobesucher und Filmfan nicht unbekannt, eher sogar daheim, eben ein bißchen wie Zuhause. Denn man kennt die Menschen, von denen man in die einzelnen Kinosäle begleitet wird. Man bestellt seinen Eimer Popcorn und seinen Drink bei bekannten Personen, die oft sogar auch schon wissen, was man als Stammgast sowieso meistens mit in den Film nimmt. Das schafft Behaglichkeit und Wohlbefinden beim Besuch des Theaters.

Edith Wagner, Mafalda Minelli und Petra Wörishofer bilden im Alpenfilm-Team die erfahrene Fraktion der Angestellten. Zusammengerechnet sind sie bereits mehr als ein halbes Jahrhundert mit an Bord, alle nötigen und täglichen Abläufe sind bei den Damen mittlerweile nahezu automatisiert. Dabei hat sich an manchen Tätigkeiten im Lauf der Zeit einiges verändert oder sogar vereinfacht. Wie etwa der früher noch so typische Handgriff des sogenannten Ticket-Abreißers, der heute dann eigentlich Ticket-Scanner heißen müsste.

Mafalda Minelli kam schon vor gut dreißig Jahren durch eine Freundin ins Rex-Kino. Als dieses dann geschlossen wurde, kam sie direkt ins Alpenfilmtheater. „Für mich ist das Kino wie ein Teil von mir, ich habe früher gerne für Frau Wiedemann gearbeitet, genauso wie jetzt für Herrn Doppler. Dazu kommt, dass ich auch gerne Filme sehe.“ Im Lauf der Jahre sind unzählige Besucher an ihr vorbei gekommen. „Es sind so viele Menschen und Gesichter, die man immer wieder sieht, über Jahre. Man sieht junge und ältere Leute, man sieht also auch, wie aus jungen Menschen Erwachsene werden.“

Edith Wagner dagegen kam Mitte der Achtziger als selbstständige Modistin aus Marktoberdorf nach Füssen. Nach gut 20 Jahren hat sie diesen Job dann an den Nagel gehängt. Danach gar nicht mehr zu arbeiten, kam für sie allerdings nicht in Frage. Durch den persönlichen Kontakt ihrer Tochter mit dem Betreiber des Kinos ergab sich dann eine mittlerweile prädestinierte Nebentätigkeit. „Meine Tochter hat immer gesagt, wir müssen etwas für die Mutti finden, was ihr Spaß macht. Das hat sich irgendwie alles einfach so ergeben, dann bin ich hier gelandet und jetzt schon seit gut zehn Jahren mit dabei.“

„Bei mir hat sich das eigentlich damals durch einen echten Zufall ergeben“, erzählt Kollegin Petra Wörishofer. „Wir sind 1993 nach Füssen gekommen und haben dann zuerst direkt hier gegenüber auf der anderen Straßenseite gewohnt. Da war ich dann den ganzen Tag alleine, weil mein Mann arbeiten war. Damals war das Kino auch noch nicht umgebaut. Eines Tages hing in den Arkaden ein Zettel mit der Aufschrift ‚Aushilfe gesucht‘, da hab ich mich dann einfach beworben. Anfangs hab ich noch gedacht, das mach ich jetzt ein paar Monate oder ein halbes Jahr und danach such ich mir einen richtigen Job und jetzt bin ich seit gut 16 Jahren im Haus“, lacht die gebürtige Nordrhein-Westfälin. „Dazu kommt dann noch, dass mein Mann jetzt nicht so der Kinogänger ist und somit hab ich hier auch immer jemanden, der mit mir ins Kino geht.“

Durchaus verständlich, dass man als Mitarbeiter eines Filmtheaters auch häufig von der Möglichkeit Gebrauch macht, sich die neuesten Filme anzusehen. Dementsprechend bringen die Damen auch eine gehörige Portion Kino-Fachwissen mit. Kein Wunder also, dass alle drei sowohl von Kinobesuchern als auch im privaten Umfeld öfters in Sachen Filmfragen konsultiert werden. Ihre persönlichen Meinungen und Kritiken an aktuellen Filmen können bei den Besuchern letztendlich dann auch mal zu Umentscheidungen führen, so dass anstatt der geplanten Komödie am Ende doch der Liebesfilm für das junge Pärchen in Frage kommt.

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

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