Menschen

„Man muss den Beruf mögen“

Junge Hoteliers: Michael und Elisa Steinacher

Wer in der Hotellerie und Gastronomie arbeitet, muss den Beruf lieben. Denn so einfach ist es nicht, motivierte Mitarbeiter zu finden, ganz zu schweigen von Auszubildenden. Michael und Elisa Steinacher kennen die Problematik und trotzdem haben sie sich entschlossen, in den elterlichen Betrieb mit einzusteigen. „Meine Schwiegereltern haben es uns leicht gemacht. Bei Umbau des Hotels 2012 haben wir mitentscheiden dürfen. Für uns war das ein Ansporn und eine weitere Bestätigung, dass unsere Entscheidung richtig war“, erzählt die 26-jährige Hotelfachfrau.

Michael Steinacher ist gelernter Koch und Hotelkaufmann. Schon als kleiner Junge und Teenager half er im elterlichen Betrieb mit. Mal einen Eisbecher machen oder in der Küche helfen, um sich ein Taschengeld dazu zu verdienen, war Normalität. „Meine Eltern zwangen keines von uns Kindern das Hotel zu übernehmen. Bei meinem Vater war das anders. Irgendwie war es selbstverständlich, dass er den Betrieb übernehmen wird“, so Michael Steinacher. Für den jungen Hotellier war es nicht klar, dass er in die Fusstapfen seiner Eltern und Großeltern treten wird. Damals stellte er sich die Frage, ob er wirklich so viel arbeiten wolle wie seine Eltern. Letztendlich entschied er sich dafür. Seit 2007 ist er im Betrieb involviert und entscheidet mit. Viele Betriebe haben Schwierigkeiten Nachfolger zu finden. Große Investitionen, familienunfreundliche Arbeitszeiten und der Mangel an Fachkräften schrecken viele junge Menschen ab sich dafür zu entscheiden.

Der „Gockelwirt“ in Eisenberg hat 32 Zimmer und 68 Betten. Es ist ein schnuckeliges, geschmackvoll eingerichtetes Vier-Sterne Landhaushotel. Die Einrichtung trägt die Handschrift der jungen Chefin Elisa Steinacher. „Wir sind die meiste Zeit hier im Hotel. Es war uns sehr wichtig, dass sich sowohl unsere Gäste als auch wir uns hier wohlfühlen.“ Im Gegensatz zu ihrem Mann wollte Elisa Steinacher gleich nach der Schule ins Hotelfach. Sie wollte eine abwechslungsreiche Arbeit und wollte zugleich den Umgang mit Menschen haben. „Das habe ich in meinem Beruf gefunden. Kein Tag gleicht dem anderen.“ An die wenige Freizeit musste sich die junge Frau dennoch erst gewöhnen. Mal feiern gehen oder spontan Urlaub machen war nicht mehr möglich. „Wir müssen alles im voraus planen und organisieren, dann klappt es auch ganz gut mal für eine Woche in den Urlaub zu fahren“, so Elisa Steinacher. Und Freunde treffen? „Wir haben super Freunde, die uns hier besuchen kommen. Keiner von ihnen kommt aus unserer Branche und sie haben viel Verständnis für unsere Arbeit und die Arbeitszeiten“, so die Beiden.

Dass die Arbeitszeiten in der Hotellerie und der Gastronomie junge Menschen abschrecken, können die Zwei verstehen. „Manche haben anfangs ein Problem, Arbeit, Freizeit und Freunde unter einen Hut zu bringen. Sie müssen den Beruf mögen, er sollte ihnen Spaß machen. Unser Beruf ist schön“, plädiert Elisa Steinacher.

25 Mitarbeiter sind außerhalb der Saison beschäftigt. Nadya, eine Auszubildende aus Berlin, hat schon während ihrer ersten Ausbildung als Schauspielerin in der Gastronomie gejobt. „Mir gefällt die abwechslungsreiche Arbeit und der Umgang mit den Menschen“, erzählt die 30-Jährige. Dass sie sich gerade für das Allgäu entschieden hat, hängt mit Michael und Elisa Steinacher zusammen. „Es war das freundliche und ehrliche Gespräch, das mir zeigte, dass ich hier willkomen und gut aufgehoben bin“, so die Berlinerin, die von 100 Bewerbungen als Hotelfachfrau 50 Zusagen bekam. Entschlossen hat sie sich für den „Gockelwirt“ in Eisenberg. Es ist ein Beweis, dass ein freundlicher und respektvoller Umgang zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durchaus manches im Beruf wettmachen kann. Auch unfreundliche Arbeitszeiten.

Text · Bild: Sabina Riegger

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