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Felix Brunner auf dem Weg zur Weltmeisterschaft

Hopferauer war bereits mehrfach auf dem Podium

Felix Brunner weiß, was er sich vorgenommen hat. Seit mittlerweile mehr als vier Jahren fährt er Mono Ski, für ihn als Rollstuhlfahrer die einzige Möglichkeit, den Skisport auszuüben. Schließlich war Felix auch vor seinem schweren Unfall sehr gerne im Schnee unterwegs, das Skifahren war eine seiner beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Der Ehrgeiz und auch die Motivation für den Sport haben ihn in den letzten Jahren dazu gebracht, sich immer wieder neue, höhere Ziele zu setzen. Durch viel Training und gute Leistungen kam Felix auch recht schnell in den Nachwuchskader für die deutsche Nationalmannschaft. Seit Beginn des Winters fährt der Hopferauer nun in seiner ersten Europacup Saison der Mono-Ski-Fahrer und muss dabei schon jetzt gegen internationale Fahrer antreten. Die beiden Disziplinen, in denen er an den Start geht, sind Slalom und Riesenslalom, die Rennen werden unter anderem in Spanien, Serbien, Österreich, Italien und der Schweiz ausgetragen. Die Konkurrenz ist groß, denn die Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt, vor allem die Holländer, Schweizer und Österreicher dominieren das Feld. Und trotzdem hat es Felix geschafft, sich in der Disziplin Slalom schon jetzt die Weltcup-Qualifikation zu sichern. Somit rückt für ihn auch das Ziel der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr langsam aber unaufhaltsam näher.

Seitdem sich Felix Leben vor einigen Jahren durch den Unfall schlagartig veränderte, musste er immer wieder Rückschläge hinnehmen. Der lange Weg zurück in die Normalität, insgesamt über 60 Operationen bis heute. Deswegen kann es für seinen Weg nur eine Richtung geben. „Für mich war es nach meinem Unfall einfach wichtig, dass ich wieder in den Bergen aktiv sein kann. Das kann ich im Sommer mit meinem Hand-Bike, da bin ich viel unterwegs. Im Winter ist der Mono Ski die beste Möglichkeit.“ Beim Mono Ski sitzt der Sportler auf einer Art gedämpftem Ski-Gerät, das er komplett über die Muskulatur des Schultergürtels steuern muss. Mit Hilfe von zwei Skikrücken kann dann das Gewicht ausbalanciert werden. „Bei guten Bedingungen ist das ja kein Problem“, erklärt Felix, „aber es ist schwer, konstant gute Leistungen abzurufen, weil die Bedingungen eigentlich meistens unterschiedlich sind.“ Insgesamt können sich die bisherigen Erfolge in dieser Saison aber durchaus sehen lassen. Ende Januar konnte Felix in der internationalen Rennserie bereits seinen zweiten Podest-Platz im Slalom einfahren. Besonders die Piste im tirolerischen Rinn liegt dem Mono-Ski-Fahrer, hier konnte er bisher immer überzeugen.

Der große Traum von Olympia

Trainiert wird während der kurzen skifreien Sommerpause immer von Juni bis Mitte September. „Bekanntlich werden gute Wintersportler im Sommer gemacht“, lacht Felix, „deswegen nutze ich den Sommer für das Konditionstraining, bevor es dann recht schnell wieder zum Schneetraining auf die Gletscherpisten geht.“ Über den Winter hinweg wird im Schnitt an vier bis fünf Tagen trainiert, dazu kommen etliche Stunden im Kraftraum. Aber auch wenn Felix mit seiner Freundin privat auf der Piste unterwegs ist, nutzt er die Zeit, um seine Technik zu verbessern. Als nächstes Etappenziel will er seine Leistungen konstant halten können, um sich fest im Nationalkader und dem Weltcup zu etablieren. „Mein großer Traum ist natürlich Olympia, nur sollte man daran jetzt noch gar nicht denken, jetzt steht für mich erst einmal die Teilnahme an der WM ganz oben auf der Liste. Wenn das geschafft ist und ich in den festen Kader komme, dann rückt Olympia in den Fokus.“

Bis es soweit sein wird, muss Felix sämtliche Hürden überwinden und noch besser werden. Jede Verletzung kann ihn aber wieder zurück werfen und Kraft kosten.

So wie jetzt beim Europacupfinale in Obersaxen in der Schweiz, wo sich Felix nun an der Schulter verletzt hat. „Alle Vorhaben für die nächste Saison sind nun erst einmal davon abhängig, wie die Schulter verheilen wird“, bestätigt DBSV Bundestrainer Justus Wolf gegenüber Füssen aktuell. „Felix Brunner hat sich im Slalom und dem Super-G von der letzten zu dieser Saison recht verbessert, im Riesenslalom liegt noch viel Arbeit vor ihm.“ Dabei muss Felix auch gegen die Zeit kämpfen, immerhin findet die WM bereits Mitte Januar statt. Chancen, die benötigten Punkte einzufahren, gibt es nur noch wenige. „Die in Obersaxen erlittene Schulterverletzung trägt leider nicht gerade zu einer guten Ausgangslage bei und macht sein WM-Ziel zur Nebensache“, so der Bundestrainer und dämpft damit etwas die Euphorie.

Dass es nicht immer nach oben geht und nicht immer alles nach Plan läuft, weiß Felix aus eigener Erfahrung nur zu gut. Der Antrieb entsteht oft, wenn man zurückschaut und sieht, was man bisher geschafft hat, auch wenn man nicht immer gewinnt. Es geht darum, nicht mit Dingen zu hadern, die in der Vergangenheit geschehen sind, es geht darum, zu wissen, wo man war und wo man hin will. „Rückschläge musst Du einfach nur akzeptieren, das ist so, auch wenn es schwer fällt“, davon ist Felix überzeugt. „Du musst die Situation und vor allem auch Dich selbst annehmen können, denn dann kann Dich eine Niederlage auch stärken.“

Genau darüber referiert er auch, wenn er als Motivationstrainer oder Vortragsredner vor vielen Menschen auf der Bühne spricht, immer getreu seinem eigenen Motto, welches lautet: „Mentale Kraft überwindet Täler, führt zum Gipfel und leitet über den Horizont hinaus.“

Text: Lars Peter Schwarz
Bild: Simon Toplak photography

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