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Zurück zur Tradition

Schindauball ist jetzt eine „Gemeinderatssitzung“

Über drei Jahrzehnte fand der legendäre Faschingsball der Schindauer am „G’Lumpigen Donnerstag“ im Gasthof Krone statt. Scharfzüngige Sketche, selbstkomponierte Lieder und jede Menge anderer Aufführungen lockten die Besucher in Scharen. Die Schindauer spiegelten das Wohnzimmer Füssens wieder. In den vielen Jahren wurden die Zuschauerzahlen jedoch weniger. Der Wechsel des Gasthofes stand auch bevor. Nach langem Überlegen haben die Schindauer nun ein neues Domizil. Es ist das „Madame-Plüsch“ am Schrannenplatz, nur wenige Schritte vom Gasthof Krone entfernt. Wirtin Tanja Hergesell freut sich, dass die Schindauer nun ihren Ball bei ihr abhalten. Viel Platz ist in dem kleinen Lokal nicht. Die, die kommen wollten, kamen auch letztes Jahr rein. Der Schindauball war im unteren Bereich des Lokals. Wer gemütlich essen wollte, fand in der oberen Etage Platz. Letztes Jahr hat alles prima funktioniert. Der Schindauball ist jetzt eine andere Liga, er hat eine andere Form bekommen. „So wie es ist, macht es uns allen sehr viel Spaß – auch die Absprachen mit dem Verein laufen prima“, so die Wirtin. Füssen aktuell sprach über die andere Liga des Balls mit dem 1. Vorstand Thomas Schinagl.

Letztes Jahr gab es den Schindauball in einer ganz anderen Form. Manche haben es bedauert. Wie haben Sie es empfunden?
Die bisherige Art des Balls hat sich vielleicht ein wenig totgelaufen. Wir haben in die Aufführungen viel Aufwand und Ideen investiert. Trotz allem wurden die Zuschauer über die Jahre hinweg weniger, sicherlich hat es auch etwas mit dem Älterwerden unseres Stammpublikums zu tun. Die Jungen haben einfach andere Interessen beim Fasching, sie wollen kein Programm, sondern Party. Eine weitere Tatsache, der wir uns gegenüber stellen mussten, war im Endeffekt auch die Zusammenarbeit mit den neuen Wirten im Gasthof Krone, die nicht mehr harmonierte. Das alles brachte uns dazu, ein anderes Konzept zu erarbeiten.

Und dazu gehörte auch eine andere Lokalität zu suchen?
Ja. Wir wollten auch ins Gesellenhaus, aber da waren gewisse Statuten, die nicht umgangen werden konnten. Es hat sich kein Saal ergeben. Dann haben wir gesagt, wir lassen die Aufführungen, die so viel Aufwand bedurft hatten, und machen ganz einfach eine gesprochene Sitzung. Madame Plüsch ist jetzt unser Ratskeller. Wir haben spaßeshalber gesagt, unser Rathaus wird renoviert und deswegen ziehen wir jetzt in den Ratskeller.

Sind Sie zufrieden mit so wenig Platz?
Es ist so wie es ist. Wir müssen uns mit den Tischen zufrieden geben. Wenn die Stammzuschauer kommen, dann ist alles voll.

Das heißt, es ist eine geschlossene Gesellschaft?
So drastisch will ich es nicht sagen. Die Mehrzahl der Plätze ist von den alten Stammgästen schon belegt. Es ist ein ganz interner Kreis. Wir machen es nicht mehr für die große Gesellschaft, eher für uns und für die Stammgäste. Das ist halt nun so.

Und es macht Ihnen in dem kleinen Rahmen auch Spaß?
Ja, sehr. Es hat uns befriedigt. Jetzt haben wir selbst keinen Stress und können es auch genießen. Früher haben wir uns nach jeder Aufführung umziehen müssen. Es gab kaum Verschnaufspausen.

Ist mit dem abgespeckten Programm ein Teil der Tradition verloren gegangen?
Nein. Wir haben es quasi mit dem großen Programm entwickelt. Früher war es ein ganz einfacher Ball. Da hat man zwischendurch ein wenig Spaß gemacht. Der damalige Wirt, der Kronauer, brachte seine Einlagen mit ein. Er war sehr gut darin. Von uns wurde es dann mehr und mehr perfektioniert. Wir gehen im Grunde genommen wieder zur Tradition zurück. Es ist wieder ein Wirtshausball.

Was erwartet den Besucher heuer auf der „Gemeinderatsssitzung“?
Neue Lieder. Wir integrieren die Lieder in die Themen.

Gibt es ein bestimmtes Motto?
Wir haben kein Motto mehr. Es ist eine Gemeinderatssitzung der Schindau. Wir wollen nichts besser machen, wir wollen die Fehler, die Füssen macht, einfach nur etwas überzogener textlich wiedergeben.

Schindaus Bürgermeister, Sigi Martik, ist jetzt in einem betagten Alter. Bleibt er der Schindau als Bürgermeister erhalten?
Er bleibt es auf jeden Fall, weil er viel Unterstützung von der gesamten Gruppe hat.

Text: Sabina Riegger · Bild: Hubert Riegger

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