GesundheitLeben

Husten natürlich behandeln mit Heilpflanzen

Natürliches für Körper, Geist & Seele

In der kalten Jahreszeit, egal ob mit oder ohne Schnee, sind Erkältungskrankheiten oft unvermeidbar, gerade, wenn man sich viel unter Menschen bewegen muss. Besonders ein hartnäckiger Husten, der sowohl verschleimt als auch trocken sein kann, ist äußerst lästig. Aber Gott sei Dank ist, wie schon das Sprichwort sagt, „ein Kraut“ – bzw. Kräuter dagegen gewachsen, die die Beschwerden lindern und zum Abklingen bringen können. Einige dieser bewährten Heilpflanzen und ihre traditionsreiche Geschichte möchte ich Ihnen diesmal vorstellen.

Efeu ist eine sehr alte Kulturpflanze. Im alten Ägypten war er Osiris, dem Gott des Jenseits, bei den Römern Dionysos, dem Gott des Weines, des Rausches und der Fruchtbarkeit geweiht. In diesem Sinne stellte man Becher aus Efeuholz her, um verwässerten Wein zu entlarven und auch die Sitte „Wo´s Sträußchen hängt, wird ausgeschenkt“ kommt wohl von daher.

Doch nun zu zu seiner heutigen Bedeutung als Heilmittel: bereits die Ärzte der Antike und im Mittelalter die Heilige Hildegard von Bingen nutzten ihn bei verschiedenen Krankheiten, aber sein Durchbruch als Atemwegstherapeutikum geht auf die Beobachtung eines französischen Arztes im 19. Jahrhundert zurück. So waren Kinder, die ihre Milch aus Efeuholzschälchen tranken, widerstandsfähiger gegen Bronchialerkrankungen und man vermutete bestimmte Inhaltsstoffe als Grund dafür. Heute werden allerdings die Blätter wegen ihrer höheren Wirkstoffkonzentration verwendet, Efeublattextrakte gehören zu den besonders gut erforschten Pflanzen-Arzneimitteln. Die enthaltenen sog. Triterpensaponine, zu den sekundären Pflanzenstoffen gehörend, v.a. das alpha-Hederin, regen über Nervenfasern im Magen reflektorisch die Bronchialschleimhaut dazu an, dünnflüssigeren Schleim zu produzieren. So kann das Sekret leichter abgehustet werden. Der Extrakt greift aber außerdem direkt an der Bronchialschleimhaut an: der Schleim wird besser aus den Atemwegen abtransportiert. Zusätzlich wird die Bronchialmuskulatur entspannt und damit die Atemwege entkrampft.

Die Extrakte gibt z.B. in Form von Saft, Tropfen, Brausetabletten oder Bonbons, je nach Alter und Vorliebe. Wichtig ist auch: bitte den Efeu nicht selber sammeln, die frischen Blätter können allergische Reaktionen hervorrufen und die Früchte sind leicht giftig!

Spitzwegerich
(Plantago lanceolata)

Die Indianer Nordamerikas nannten ihn „Spuren des weißen Mannes“. Angeblich hatten sich die bei Feuchtigkeit klebrig werdenden Samen an die Schuhsohlen der Einwanderer aus Europa gehängt und der Wegerich wuchs so entlang der Wege der Siedler. Die Anwendungsgebiete des Spitzwegerichs waren im Laufe der Jahrhunderte sehr vielfätig. In der Antike rat Dioskorides (50 n. Chr.), die Wurzel in Wein und Wasser gesotten Fieberkranken zu geben und gegen die Drüsenschwellungen ein Halsband aus Wegerichblättern zu tragen. Im alten Rom bekannt war die Anwendung des Saftes bei Schlangenbissen und Skorpionstichen. Die Heilige Hildegard von Bingen verordnete Wegerichsaft gegen Gicht, bei Insektenstichen und sogar als Einlauf als Gegenmittel bei Liebeszauber!

Zu Zeiten des Paracelsus (15. Jhd.) wurde empfohlen, sich bei anstrengenden Wanderungen einige Blätter in die Schuhe zu legen, als Wohltat für die Füße. Im 16. Jhd. beschrieb der Arzt und Apotheker Tabernaemontanus die Zubereitung einer Spitzwegerich-Salbe bei Brandwunden und Geschwüren. In unserer Zeit lobte ihn Sebastian Kneipp u.a. bei Fäulnis und faulem Fleisch („Wie mit Goldfäden näht der Wegerich klaffenden Riss zu“) und der Schweizer Kräuterpfarrer und Naturarzt Johann Künzle hielt ihn für eines der wichtigsten Naturheilmittel überhaupt!

Natürlich ist die Anwendung bei Husten und Bronchialerkrankungen, um die es diesmal geht, ebenfalls schon lange bekannt. Die Kombination der Inhaltsstoffe spielt hier eine ganz große Rolle:

  • Die Subtanz Aucubin, ein sekundärer Pflanzenstoff, deren Spaltprodukte antibakteriell wirken
  • Schleimstoffe, die reizmildernd wirken und einen schützenden Film auf der Schleimhaut des Rachens sowie im Mund bilden und dadurch Hustenreiz lindern
  • Gerbstoffe, die adstringierend, blutstillend und stabilisierend für die Schleimhäute sind
  • Kieselsäure, die u.a. das Immunsystem anregt

Diese Zusammensetzung macht den Spitzwegerich zu einer idealen Arzneipflanze gegen Reizhusten und bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Die Blätter lassen sich auch zu Gemüse verarbeiten, das man wie Spinat kochen kann. Der Geschmack erinnert an Waldpilze und schmeckt angenehm frisch. Auch ein schmackhaftes Pesto ist möglich. Einige zerkleinerte Blätter in ein Glas Honig gemischt, ergeben nach einigen Wochen einen sehr guten Brotaufstrich.

Thymian (Thymus vulgaris)

… und schon wieder eine Arzneipflanze des Jahres -2006! Der sog. Echte Thymian stammt aus dem östlichen Mittelmeergebiet. Er gehört zur Gattung der Lippenblütler und somit in die gleiche Familie wie Basilikum, Rosmarin, Majoran und Lavendel. Mit letzterem weist er, wenn er blüht, die wohl größte Änlichkeit auf. Im alten Ägypten verwendete man bereits Thymian-Arten (dort hieß hieß die Pflanze „tham“) für Leichenwaschungen und zum Einbalsamieren, daher ist anzunehmen, dass der Thymian damals schon arzneilich verwendet wurde. Im antiken Griechenland wurde er benutzt, um Mut und Kraft zu tanken (thymos = griech. „Geist, Mut“). Der berühmte griechische Arzt Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) setzte Thymian mit Erfolg zur Behandlung bei Atemwegserkrankungen ein.

Römische Legionäre badeten vor einer Schlacht in Thymian-Aufgüssen, um sich zu stärken. Aber auch als Arznei- und Küchenkraut war er hier damals schon beliebt. Über die Alpen kam die frostempfindliche Pflanze erst etwa im 11.Jahrhundert und wurde hauptsächlich in Klostergärten angebaut. Im Mittelalter hatte er immer noch seine Bedeutung für Mut und Kraft behalten: die Damen steckten ihren auserwählten Rittern vor dem Kampf Thymianzweige an. Die Heilige Hildegard von Bingen beschreibt ihn bei deformierendem Gelenkrheuma. Bereits im 16. Jhd. wurde der Thymian und das daraus gewonnene Öl in deutschen Arzneibüchern erwähnt, der Hauptwirkstoff Thymol wurde erstmals 1853 isoliert und bald darauf auch medizinisch verwendet.

Bei Husten, Schnupfen, Halsschmerzen oder Heiserkeit ist der Thymian mit Sicherheit eine sehr gute Wahl. Seine Heilkraft beruht vor allem auf den Eigenschaften seiner ätherischen Öle: sie wirken antibakteriell, antibiotisch, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend. Die wichtigsten Bestandteile des Thymianöls sind die Phenole Thymol und Carvacrol. Wie hoch diese Bestandteile sind, hängt von zusätzlichen Faktoren wie Standort, Klima, Jahreszeit und Sorte ab.

  • Aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung hemmt das ätherische Thymianöl das Wachstum unterschiedlicher Bakterienstämme, die bei Erkältungskrankheiten oft mit beteiligt sind. Das gilt sowohl für das Öl als auch für wässrige Thymian-Auszüge.
  • So hat sich Thymian fast schon als eine Art „Wunderwaffe“ gegenüber bereits antibiotikaresistenten Bakterienstämmen wie z.B. MRSA, dem gefürchteten sog. Krankenhauskeim erwiesen. Thymol ist nämlich in der Lage, nicht nur die Zahl der Erreger, sondern auch die Gefahr einer Resistenz-Bildung zu dezimieren.
  • Die ätherischen Öle des Thymians regen die Tätigkeit der Flimmerhärchen der Schleimhäute der Atemwege an. So wird festsitzender Schleim gelöst und das Sekret abtransportiert.
  • Dazu kommt die entzündungshemmende und krampflösende, die Bronchialmuskeln entspannende Wirkung.

Eine möglichst Husten- und Erkältungs-freie Zeit (und wenn doch, wissen Sie ja jetzt, was zu tun ist) wünscht Ihnen

Ihre Apothekerin Simone Wagner

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024