LokalesWirtschaft

Die Wäscherei aus der Gasse zieht um

Reinigungsannahme soll in der Jesuitergasse bleiben

Manches erscheint von außen viel kleiner als es tatsächlich ist und manche Totgesagte leben länger als man glaubt. Rudi Krüger gehörte zu jenen, über die man gerne lachte. „Der Priapflar aus der Gasse“ wurde er genannt. Seine Wäscherei war in der Jesuitergasse 3, ein unscheinbares, kleines Gebäude mitten in der Stadt. Und „Priapflar“, so nannte man die „Tropfen“, die „Spinner“, Leute, die ein wenig anders waren als andere. Rudi Krüger machte das nichts aus, seiner Frau Gerda auch nicht. „Wir waren auch anders. Wir haben uns getraut neben den zwei renommierten Reibungen Unger und Löckher unsere eigene Wäscherei zu eröffnen.“ Das war 1963. Heute gibt es sie immer noch.

Die Wäscherei in der Gasse, die immer noch etwas Besonderes ist und die im November in eine neue Halle in Füssen West umziehen wird. „Endlich haben wir dann mehr Platz zum Arbeiten“, freut sich Manuela Ebner. Sie ist eines der vier Krüger-Kinder, die das Geschäft von ihren Eltern übernommen hat. Die dritte Generation arbeitet auch schon mit. „Priapflar“ kann man das wohl nicht mehr nennen.

Zwischen 15 und 20 Mitarbeiter beschäftigt der Familienbetrieb. Die Kunden kommen hauptsächlich aus dem Dienstleistungssektor. Hotel-, Gastronomie- aber auch Klinikwäsche wird zu der Wäscherei gebracht. 25 Container am Tag, das entspricht täglich drei Tonnen Wäsche die gewaschen und gemangelt werden. Je nachdem, welches Verfahren zur Schmutzbeseitigung verwendet wird, kommen acht verschiedene flüssige Waschmittel zum Einsatz. Alles exakt dosiert mit einer speziellen Dosieranlage und biologisch abbaubar, so dass nicht mehr als 250 Kilogramm Waschmittel in der Woche verwendet wird. Filteranlagen, ein eigenes Blockheizkraftwerk für die Erzeugung von Strom und eine Wasserrückgewinnungsanlage sind weitere innovative Maßnahmen, in die der Familienbetrieb in den letzten Jahren erfolgreich investiert hat. Grund für die Investition ist sicherlich auch Sohn Simon, der nicht nur einen modernen Wäscherei- und Reinigungsbetrieb anstrebt, sondern auch effizient und kostensparend arbeiten will. „Wir haben schon sehr viel umgesetzt“, erzählt der 28-jährige Textilreinigermeister und Betriebswirt und zeigt Waschmaschinen und Trockner, in der bequem zwei Erwachsene sitzend Platz haben,und lediglich eine halbe Stunde brauchen, um etwa 60 Kilogramm Wäsche zu waschen beziehungsweise zu trocknen.

FA_11_15_Waescherei02

So viel Technik auf etwas mehr als 150 Quadratmeter Arbeitsfläche und dazu noch den täglichen Arbeitsablauf für 3 Tonnen Wäsche vermutet man in dem kleinen Gebäude nicht, es sei denn, man überzeugt sich vom Gegenteil. Jeder auch noch so kleine Platz ist ausgefüllt mit Utensilien, die den Betriebsablauf erleichtern sollen. Mal ist es die Mangelmaschine, ein anderes Mal die „Fleckenstation“, die noch manuell bedient wird, oder die großen Wäschekörbe. Kein Platz bleibt leer. „Im Sommer ist es hier unerträglich heiß. Dann steigt das Thermometer auf über 35 bis 40 Grad Celsius“, erzählt Manuela Ebner. 2002 übernahm sie mit ihrem Mann Helmut das Geschäft von ihren Eltern. „Dass ich es jetzt übernehmen konnte, resultiert aus einer sehr spontanen Handlung. Meine Eltern planten die Wäscherei zu verkaufen, weil keines meiner Geschwister den Betrieb übernehmen wollte. Das war auch verständlich. Schließlich bekamen wir alle mit, wie viel Arbeit so ein Geschäft machen kann. Es hat mir dann irgendwie doch leid getan und so sagte ich spontan zu, den Betrieb übernehmen zu wollen“, erzählt sie. Damals war sie 17 Jahre jung. Mit 18 Jahren machte sie ihrem Mann Helmut einen Heiratsantrag (Zitat Manuela Ebner: „Wenn ich ihn nicht gefragt hätte, würde ich heute noch darauf warten.“) und Alle hielten sie damals für „bekloppt“, wie sie sagt. Manuela Ebner hat alles fest im Griff. Sie strukturierte vieles um und kaufte Wäsche ein, die sie an ihre Kunden verleiht. Jeden Monat investiert sie in Bettwäsche, Handtücher und Co. und das alles auf die Kunden abgestimmt. „Jeder Kunde hat seine eigene Wäsche von uns, damit spart er sich Kosten und wir haben zufriedene Kunden“, erläutert die Geschäftsfrau. Irgendwie erinnert es ein wenig an ihre Eltern. Auch die haben sich nicht beirren lassen und sind den Weg gegangen, den sie für richtig hielten. „Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm“, lacht sie.

Die Wäscherei gehört noch zu den wenigen größeren Betrieben in der Altstadt. Am 25. November zieht das Familienunternehmen in die Hiebelerstraße nach Füssen West um. Wäscherei und Reinigung sind dann unter einem Dach. „Für uns bedeutet das ein vereinfachtes und auch entspannteres Arbeiten“, so Manuela Ebner. Das bedeutet kein Treppensteigen mehr, keine Wäschekörbe tragen aber vor allem wird die Anlieferung von den Wäschecontainern um ein vielfaches vereinfacht. Doch bis der Umzug soweit ist, muss erst einmal der Ablaufplan fertiggestellt werden. „Und das wird nicht ganz einfach sein. Die Maschinen müssen zum Teil zerlegt werden, so dass sie überhaupt aus dem Haus gebracht werden können. Dafür brauchen wir schwere Maschinen und viele helfende Hände“, erklärt Simon Ebner. Schließlich sollen die Kunden nicht am Umzug leiden – der gewohnte Ablauf muss gewährleistet werden. Service geht eben vor. „Reinigung Krüger“ soll allerdings erst im Januar in die neue Halle umziehen. Bis dahin bleibt das Geschäft in der Herkomerstraße.

Wenn es nach Manuela Ebner geht, soll die Reinigungsannahme in der Jesuitergasse bleiben. „Das Ladengeschäft steht zur Vermietung frei. Wer Interesse hat ein eigenes Geschäft aufzubauen, dabei denke ich an eine Schneiderei oder ähnliches, könnte die Annahme mitmachen. Ich freue mich auf jede Anfrage“, hofft die Geschäftsfrau.

Text · Bilder: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024