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Wenn die Nase permanent zu ist

Auch ohne Grippe bekommen viele Menschen nur schlecht Luft durch die Nase.

Da ist ein Nasenloch zu oder beide, abwechselnd das eine oder das andere. Man kann kaum riechen, der Kopf dröhnt, man schläft schlecht, fühlt sich mies – die Belastung kann quälend werden. Auf Dauer kann die verstopfte Nase zu gesundheitlichen Schäden führen. Das reicht von einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Erkältungskrankheiten oder Bronchitiden zu bleibenden Störungen des nachgeschalteten Respirationssystems, zur Ausbildung eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms oder zur Belastung von Herz und Kreislauf. Knapp jeder fünfte Patient in der Ambulanz der Hals-Nasen-Ohrenklinik am Klinikum Großhadern stellt sich wegen Behinderung der Nasenatmung beziehungsweise Nasenbelüftung vor. Die Ursachen können vielfältig sein, von harmlosen Infekten und anatomischen Varianten bis zu schweren Erkrankungen.

„Häufig muss bei diesen Befunden letztlich operiert werden, auch wenn man nach Möglichkeit eine Behandlung mit Medikamenten versucht. Bei Allergien wie Heuschnupfen, durch Pollen, oder zum Beispiel gegen Hausstaubmilben und manches Andere, was man einatmet, schwellen die Schleimhäute an, die Nase schließt sich. Dann sollte eine Behandlung eingeleitet werden. Die Therapie bei Allergie (Hyposensibilisierung) ist heute für viele Fälle einfacher geworden, etwa mit sublingualen Tabletten, die unter der Zunge zergehen. Mit der Zeit tritt bei regelmäßiger Einnahme Erleichterung ein“, so Prof. Alexander Berghaus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum der LMU, Campus Großhadern.

Verbogene Nasenscheidewand
Die chirurgische Begradigung der verkrümmten Nasenscheidewand kann zu einer deutlichen Linderung führen. Prof. Berghaus: „Eine verbogene Nasenscheidewand lässt sich medikamentös nicht korrigieren. Durch den Schiefstand werden unter Umständen die Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen blockiert, es gelangt keine Luft hinein, kein Sekret heraus. Dann muss man operieren, weil es durch Minderbelüftung in den Nebenhöhlen zu Entzündungen mit Eiterungen kommen kann.“

Häufig wird der Eingriff durch eine operative Verkleinerung der unteren Nasenmuscheln ergänzt. Die Nasenmuscheln sind Schleimhautschwellkörper, die seitlich in die Nasenhöhle hineinragen. Sie dienen der Anfeuchtung, dem Anwärmen und der Reinigung der eingeatmeten Luft. Unter bestimmten Voraussetzungen (Septumdeviation, chronische Sinusitis, allergische Rhinopathie) entwickelt sich eine bleibende Hyperplasie, besonders der unteren Nasenmuscheln, und damit eine Verlegung des nasalen Atemwegs. Die Patienten leiden unter permanenter Behinderung der Nasenatmung, besonders im Liegen.

Chronische Sinusitis mit und ohne Polypen
Über zwei Millionen Mal pro Jahr wird in Deutschland die Diagnose „chronische Sinusitis“ gestellt. Es handelt sich um eine multifaktorielle Störung der Belüftung und Drainage der Nasennebenhöhlen. Hauptsymptom ist die Nasenatmungsbehinderung. Zusätzlich treten Schleimfluss im Rachen, Räusperzwang, ein gestörtes Riechvermögen und ein Druckgefühl über den betroffenen Nebenhöhlen auf. Schmerzen sind nicht typisch und eher ein Zeichen für eine bakterielle Superinfektion.

Linderung schaffen cortisonhaltige Nasensprays und Nasenduschen mit geeigneten Spüllösungen. Besonders bei einer chronischen Sinusitis mit Polypenbildung kann phasenweise zusätzlich die systemische Cortisontherapie hilfreich sein. Die Gabe von Antibiotika ist nicht regelhaft sinnvoll. Zeigt sich innerhalb von zwölf Wochen keine Besserung, so sollte eine Computertomographie der Nasennebenhöhlen erstellt werden und eventuell die operative Sanierung der Nasennebenhöhlen in Erwägung gezogen werden.

Behinderung der Nasenatmung bei Kindern
Ursache behinderter Nasenatmung schon beim Säugling ist der Verschluss der Nasenhöhle zum Nasenrachen, die sogenannte Choanalatresie. Sie betrifft gehäuft Mädchen und ist meistens einseitig. Die doppelseitige Choanalatresie bedeutet für das Neugeborene akute Erstickungsgefahr bei der Nahrungsaufnahme. Hier ist eine Operation notwendig. Im Kindesalter ist der Hauptgrund für eine ständig verstopfte Nase die adenoide Hyperplasie, also eine vergrößerte Rachenmandel. Kinder, die solch dicke Rachenmandeln haben, halten häufig den Mund offen und strecken die Zunge ein Stück weit nach vorne, weil sie so besser atmen können. Wer das beobachtet, sollte nicht zögern, den Kinder- oder HNO-Arzt darauf anzusprechen. Die vergrößerten Rachenmandeln sollten operativ entfernt werden. Der Eingriff kann ambulant erfolgen und belastet die Kinder kaum. Zu beobachten ist, dass diese Kinder neigen zu einer  erzwungenen Mundatmung und zum Schnarchen. Sehr oft treten Begleiterkrankungen der Ohren hinzu, wie zum Beispiel die chronische Mittelohrentzündung.

Die Mittelohrentzündung, vom Mediziner als Otitis media bezeichnet, ist eine häufige Krankheit. Von ihr sind in Deutschland jährlich etwa 3 Millionen Menschen betroffen, die Hälfte davon ist unter 12 Jahre alt. Bei Kindern ist die Eustachsche Röhre, in der die Mittelohrentzündung stattfindet, kürzer und enger als bei Erwachsenen, so dass sie sich leichter verschließt und Beschwerden hervorrufen kann. So ist sie besonders bei Erkältungen schlecht belüftet. Außerdem kann der Schleim nicht so leicht abfließen, ein idealer Ort für die Ansammlung von Erregern.

In der Behandlung der akuten Mittelohrentzündung (Otitis media) hat in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden. Wurden früher bei Mittelohrentzündung routinemäßig Antibiotika verordnet, prüfen Ärzte heute sorgfältig, ob die Verordnung eines Antibiotikums wirklich notwendig ist. In den offiziellen Behandlungsleitlinien wird zu einer zurückhaltenden Verschreibung von Antibiotika geraten. Grund für die veränderte Verordnungspraxis liegt in Studienergebnissen, die gute Selbstheilungstendenz bei Mittelohrentzündung, insbesondere bei Kindern über zwei Jahren zeigen, und in der stark zunehmenden, gefährlichen Entwicklung von Resistenzen durch häufige Antibiotikaverordnungen. Bei Kindern ohne besondere Risikofaktoren hat sich bei unkomplizierter Mittelohrentzündung die wissenschaftlich geprüfte “wait and see”-Therapie bewährt. Gemeint ist damit das Prinzip des vorsichtigen Abwartens, eingebettet in eine Verlaufskontrolle durch den Arzt.

Text: Klinikum aktuell / Sabina Riegger · Bild: Fotolia

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