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Die Geschichte von Nelken, Zimt & Co

Herkunft, Tradition und Verwendung unserer Weihnachtsgewürze

Glühwein, Spekulatius, Christstollen und Lebkuchen verbinden uns durch ihren Geruch und Geschmack mit der Weihnachtszeit. Doch wissen Sie auch immer, wo die Zutaten herkommen und welchen Weg sie zu uns genommen haben? Ich möchte Ihnen gerne einige der bekanntesten Gewürze vorstellen, die uns ans Christkind denken lassen.

Gewürz-Nelke
(Syzygium aromaticum)

Die stark duftenden, scharf schmeckenden, getrockneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes aus der Familie der Myrtengewächse stammen ursprünglich von den Molukken, auch Gewürzinseln genannt, die heute zu Indonesien gehören. Die Nelken erhielten ihren Namen nach ihrer an Nägel erinnernden Form der Knospen (niederdeutsch: Negelkin). Gewürznelken waren bereits um 300 v. Chr. in China und Indien bekannt, chinesische Höflinge durften sich dem Kaiser nur mit einer Nelke im Mund nähern, damit ihr Atem ihn nicht störte. 200 n. Chr. wurde die Nelke erstmals in einem Zolltarif von Alexandria erwähnt. Von dort aus gelangte sie nach Rom.Die alten Römer schätzten sie besonders für Geflügelgerichte. In späteren Jahrhunderten etablierte sich die Nelke in ganz Europa – allerdings als Luxusgut. Im 4. Jahrhundert schenkte Kaiser Konstantin Bischof Sylvester 150 Pfund Nelken, ein für damalige Zeit wahrhaft kaiserliches Vermögen! Nach der Entdeckung des Seeweges nach Vorderindien im 16.Jhd. begann der eigentliche Boom der Nelke.

Die Gewürznelke ist nicht nur ein vielseitiges Gewürz – Weihnachtsgebäck, Kompott, Rotkraut, Essigfrüchte, Fleisch, Fisch und sogar Zahncreme werden aromatisiert, sie hat auch Heilwirkungen.

Nelken verfügen über ätherisches Öl, das zum Großteil die Substanz Eugenol enthält, die das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren hemmt. Schon im alten China wurden Nelken gegen Zahnschmerzen gekaut. Auch der Atem wird erfrischt, wie schon oben beschrieben. Eine Gurgellösung aus Nelkenöl mit Wasser verdünnt ist hilfreich bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und als Tee zubereitet sind Gewürznelken wunderbar gegen Übelkeit und Erbrechen, ebenso bei Blähungen und Völlegefühl, da das Eugenol die Verdauung anregt und entkrampfend wirkt.

Zimt
(Cinnamomum ceylanicum)

Der „echte“ Zimt oder Kaneel unterscheidet sich deutlich in Inhaltsstoffen, Geschmack und Aussehen vom chinesischen Zimt, auch Kassia genannt. Hier ist die Sorte aus Sri Lanka = Ceylon gemeint, die ein viel feineres  und exquisiteres Aroma hat. Die Bedeutung des Wortes Zimt stammt ursprünglich vom indonesischen „Kayu Manis“ (süßes Holz) ab.

Zimt zählt mit Sicherheit zu den ältesten Gewürzen der Welt. Schon 3000 v. Chr. wurde er in China genutzt. Auch in der Bibel findet er Erwähnung.  Über die Seiden- und Gewürzstraßen wanderte er dann in den nahen Osten, allerdings hielten die arabischen Händler seine Herkunft streng geheim, daher bildeten sich abenteuerliche Gerüchte: so sollten sich angeblich bestimmte Vögel ihre Nester aus Zimtstangen bauen und die Sammler müssten ihnen diese stehlen! Ab dem 4. Jhd. v. Chr. begannen die Römer und Griechen den Zimt als Gewürz einzusetzen. Auch die Heilige Hildegard von Bingen kannte ihn bereits als Heilmittel gegen Gicht. Um 1400 gelangte der Zimt dann über portugiesische und niederländische Händler nach ganz Europa und war damals ein richtiges Statussymbol. Der Handel war sehr lukrativ, auch die berühmten Augsburger Fugger hatten hier den richtigen Riecher. Von Anton Fugger wird sogar erzählt, dass er einen auf Kaiser Karl V. ausgestellten Schuldschein vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtrinden verbrannte, wohl so wie der römische Kaiser Nero die gesamten Zimtvorräte der Stadt Rom beim Begräbnis seiner Frau Poppea verbrennen ließ!

Der „echte“ Ceylon-Zimt stammt von einem Baum aus der Art der Lorbeergewächse, der bis zu 10 m hoch werden kann und immergrün ist. Wird die Rinde abgeschält und getrocknet, bilden sich die typischen aufgerollten Zimtstangen, die aromatisch riechen. Der Cassia-Zimt, auch chinesischer Zimt genannt, gilt als Verfälschung es echten Zimtes. Unterschieden kann er folgendermaßen werden: die Rindenschicht ist dicker und in der Mitte der „Zigarre“ befindet sich ein Hohlraum. Auch der Anteil der enthaltenen Substanz Cumarin ist deutlich höher. Da diese Substanz im Ruf steht, Leberstörungen hervorzurufen, sollte man aus Sicherheitsgründen immer auf den Ceylon-Zimt zurückgreifen, das gilt besonders für Kleinkinder, Schwangere und Stillende.

Die Wirkstoffe der Zimtrinde bestehen u.a. aus bis zu 4% ätherischen Öl, das ja auch den aromatischen Duft ausmacht. Zimt fördert den Appetit und regt die Darmtätigkeit an. Als Gewürz kann er daher Speisen bekömmlicher machen und Verdauungsprobleme wie Blähungen und Völlegefühl erleichtern. Seine desinfizierende Wirkung macht ihn auch geeignet als Zusatz zum Wischwasser oder von Schuhsohlen. In der Aromatherapie wird Zimtöl gerne wegen seiner stärkenden, erwärmenden und Inspiration sowie Kreativität anregenden Wirkung eingesetzt.

Grüner Kardamom
(Elletaria cardamomum)

Der grüne Kardamom aus der Familie der Ingwergewächse ist eine alte Kulturpflanze Indiens. Hier erhielt er sogar den Namen „Königin der Gewürze“. Schon 3000 v. Chr.  war er im Zweistromland und wenig später in China bekannt. Die alter Ägypter kauten ihn zur Zahnreinigung.  Von dort aus wanderte er über Griechenland nach Rom, wo er Bestandteil einer beliebten Verdauungssauce war. Im ersten des in Europa bekannten Kochbuchs des Römers Apicius findet er ebenfalls Verwendung als eines der beliebtesten Zutaten. Das Mittelalter schätzte ihn so hoch, dass in dem Epos „Parzifal“ von Wolfram von Eschenbach über den Prunkteppich aus Kardamom, Nelke und Muskat berichtet wird. Heute kennen wir ihn als Bestandteil von Lebkuchen, Spekulatius und Glühwein, aber auch von Würsten, Currypulver und Likören. In Arabien wird ein Kardamom-Kaffee (1-2 Samen pro Tasse) nach einem speziellen Ritual gebrüht und ist ein Symbol für Gastfreundschaft. Die Inder kauen den Kardamom zusammen mit den Blättern des Betel-Pfeffers, sozusagen als Alternative zum Kaugummi. Seit jeher gilt Kardamom als Magenmittel und ist auch heute noch in Medikamenten zur Anregung des Magensaftes enthalten. Die Wirkstoffe des enthaltenen ätherischen Öles wirken fördernd auf die Speichel-, Magen- und Gallensekretion. In der Regel werden alkoholische Auszüge verwendet, gerne auch mit Fenchel und Kümmel kombiniert und in Fertigpräparaten gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen und zur Anregung des Appetits eingesetzt. Oft wird Kardamom auch einfach nur als Geschmacksverstärker verwendet. Natürlich kann man sich auch einen Tee aus leicht zerstoßenen Kapseln zubereiten: mit kochendem Wasser übergießen, mindestens 5 Minuten ziehen lassen und je nach Belieben zusätzlich mit anderen Kräutern wie z.B. Pfefferminze verfeinern. Als Gewürz für Sänger verbessert er die Stimme, in Indien traditionell als Kardamom-Milch zu sich genommen. Eine warme Milch mit Kardamom und Safran kann das Einschlafen verbessern. Außerdem vertreibt das Kauen seiner Körner zuverlässig unangenehme Ausdünstungen wie z.B. eine Knoblauch-Fahne und erfrischt den Atem. Angeblich soll er sogar gegen einen Kater helfen, wenn der Magen flau ist!

Die Kapselfrüchte des Kardamoms werden kurz vor der Reife von Hand geerntet, damit sie sich nicht öffnen und so die wertvollen Samen verloren gehen, die ja das ätherische Öl enthalten und ein würziges, süßlich-scharfes Aroma haben. Gemahlenes Kardamom-Pulver enthält außer den Samen meist auch die geschmacksneutralen Fruchtschalen, wer aber den vollen Genuss und auch die Wirkung haben möchte, sollte die Früchte erst kurz vor Gebrauch zermörsern oder mahlen. Guten Kardamom erkennt man übrigens an der frisch-grünen Farbe der Kapseln und der ölig-schwarzen Farbe der Samenkörner.
Wer mit Kardamom kocht, sollte beachten, dass das Gewürz sein Aroma am besten beim Erhitzen entfaltet, deshalb sollte es möglichst früh dem Gericht zugegeben werden.

Tee oder Kaffee wird durch die Zugabe von etwas Pulver nicht nur aufgepeppt, sondern auch deutlich bekömmlicher gemacht, hier gilt der Kardamom sogar als leichtes Migränemittel.

Ihnen allen eine schöne und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit,

Ihre Apothekerin Simone Wagner

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