Menschen

Genuss bedeutet Zeit zu haben

Es ist 17 Uhr. Draußen regnet es. Eigentlich wollte ich mit meinem Interviewpartner spazieren gehen, irgendwo einen Kaffee trinken, weil es sich dann einfach besser plaudert.  Eigentlich! Dieses Wort gibt es bei Reiner Heuberger nicht. Er sagte mir vor einigen Jahren, dass „eigentlich“ nur ein Beiwort ist und man es einfach nur aus Unsicherheit benützt. Ich habe es ausprobiert: Wenn ich „eigentlich ja“ sage, meine ich nicht wirklich ja, also könnte ich auch klipp und klar nein sagen.

Das „Autohaus Heuberger“ ist faszinierend groß. Wie viel Arbeit muss wohl dahinter gesteckt haben, das aufzubauen? „Viel“, sagt Reiner Heuberger. Und es ist nicht vorbei. Natürlich nicht. Eine Arbeit hört nicht auf, nur weil eine Idee umgesetzt wurde. Der 50-jährige Geschäftsmann weiß das zu genau. „Es ist ein ständiger Prozess und man hat die Entscheidung es weiter zu machen oder damit aufzuhören. Den Standort zu wechseln und das hier alles zu bauen war für mich keine reine Frage der Betriebswirtschaftlichkeit. Die Überzeugung ging von meinem Inneren aus.“ 135 Mitarbeiter beschäftigt der Kaufmann in Füssen und Bernbeuren. Es ist ein mittelständisches Unternehmen geworden, zu groß, um alles alleine machen zu können. „Ich habe ein tolles Führungsteam, das erleichtert einiges“, sagt er an dem Besprechungstisch, mit dem Capuccino vor sich. Reiner Heuberger ist direkt. Er weiß, dass Manche nicht damit umgehen können und dennoch ist er davon überzeugt, dass es richtig ist, „denn oberflächliche Gespräche führen oft zu Missverständnissen. Man muss sagen was man will oder erwartet, ob das nun im Geschäfts- oder Privatleben ist. Alles was man macht, sollte den eigenen Wertvorstellungen entsprechen. Ich weiß, es gibt Situationen, da muss man anders entscheiden. Aber dann ist es auch gut so wie es ist.“ Die letzten zwei Jahre haben ihn verändert. Er ist durch fast alle Gefühle die es gibt einmal durchgegangen und wieder zurück. Seit seine Frau Petra gestorben ist, hat sich sein Leben und das seiner Kinder sehr verändert. Er kann das nicht in Worte fassen, weil sie ihm fehlen, um diese Gefühle zu beschreiben, die ihn Jahre, Monate, Tage und Stunden begleiten. „Wir lernen mit jeder Aufgabe dazu, egal wie angenehm oder unangenehm sie ist“, sagt er. Ja, er hat recht. Manchmal lernt man die ganz kleinen Dinge von Neuem kennen oder sieht sie aus einer anderen Perspektive. Die Wahrnehmung wird intensiver und die Herausforderungen bekommen einen anderen Inhalt.

FA_11_15_Heuberger03Reiner Heuberger schweigt und erzählt doch viel. Seine Blicke schweifen kurz ab und bleiben an den Bildern hängen. Sie sind bunt. Es sind kräftige Farben. Obwohl ich doch öfters in dem puristisch eingerichtetem Büro saß, fallen sie mir erst jetzt auf. „Meine Frau hat die Bilder gemalt. Sie sagte immer: Wenn ich male, dann bin ich gesund.“ Wie gut, dass ich auch einen Capuccino habe. Emotionen sind die Bauherren der Wirklichkeiten, denke ich plötzlich und ich weiß nicht, woher ich den Satz habe, aber er trifft zu. Wie schnell ver- und beurteilen wir Menschen, obwohl wir sie nicht kennen, weil uns schlichtweg die Nase nicht passt. Ich meine, man muss nicht jedem gefallen. Und Menschen die in der Öffentlichkeit stehen, werden schnell abgestempelt. Auch mein Gegenüber hat den Ruf ein harter Geschäftsmann zu sein, aber ist das nicht berechtigt? 135 Mitarbeiter und ihre Familien verlassen sich auf ihn. „Ich habe bestimmte Wertevorstellungen, die ich versuche umzusetzen. Und es gehört manchmal auch dazu „nein“ zu sagen, weil es Dinge sind, die man nicht machen muss, weil man nicht davon überzeugt ist.“

Wir reden über vieles, auch über das „nachtragend sein“ und „enttäuscht werden“. Er zerpflückt die beiden Wörter und kehrt die Zusammenhänge raus. „Nachtragend? Nein, das bin ich nicht. Nur aus Sturheit gegen etwas zu sein, bringt mich und den Anderen nicht weiter. Ich will mir nicht selbst im Wege stehen.“ Tolle Antwort, ob er das wirklich so meint? „Ja, klar sonst würde ich nicht hier stehen wo ich bin.“ Obwohl er oft hektisch wirkt, hat seine Art auch etwas beruhigendes an sich. Vielleicht ist es gerade die Art, wie er erzählt: offen, ohne Umschweife. Man weiß woran man ist. Nach dem Gespräch bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich ihn nach Genuss und seiner Freizeit fragen kann. Ich frage einfach und bin wieder einmal von seiner Antwort überrascht.
„ Genuss geht bei mir erst dann los, wenn die Zeit und Ruhe da ist, sich Sachen zu widmen, für die man sonst keine Zeit hat. Da gehören Gespräche dazu, Essen, Trinken, Natur, … alles was man liebt und schätzt.“ Wie lapidar klingt es dann, wenn ich höre: Genuss ist ein Glas Wein. Und was ist mit der Freizeit? „Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich fahre sehr gerne sportliche Autos und da bekomme ich den Kopf frei.“


Interview mit Reiner Heuberger / 2 Jahre Autohaus Heuberger in Gewerbepark Allgäuer Land in Füssen:

FA_11_15_Heuberger02In diesem Monat ist das Autohaus Heuberger zwei Jahre im neuen Gewerbepark. Wie ist Ihr Resümee und wie hat sich das Geschäft während dieser Zeit entwickelt?
Vom Start auf der grünen Wiese bis heute kann ich nur feststellen, dass meinen Entscheidung goldrichtig war. Die Entwicklung hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. Sowohl wir als Autohaus als auch unsere Kunden sind mittlerweile im neuen Betrieb heimisch geworden. Rückblickend kann man es sich heute schon gar nicht mehr vorstellen, wie der Betriebsalltag am alten Standort überhaupt funktionieren konnte. Wir können heute unseren Kunden einen noch besseren Service und noch mehr Annehmlichkeiten bieten und haben für unsere Mitarbeiter gleichzeitig ein optimales Arbeitsumfeld schaffen können.

Worauf führen Sie Ihren geschäftlichen Erfolg zurück?
Bereits in jungen Jahren habe ich durch eine fundierte Ausbildung sowohl im technischen (Kfz – Meister) wie auch im kaufmännischen (Kraftfahrzeugbetriebswirt) Bereich den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt. Klare Vorstellungen, Mut, die richtigen Mitarbeiter an meiner Seite, deren Fleiß und Beständigkeit sowie das gesunde und solide Fundament unseres mittlerweile 50-jährigen Familienunternehmens machen diesen Erfolg möglich.
Ich hatte immer ein klares Ziel vor Augen und habe dieses stets mit vollem Einsatz verfolgt.

Sie waren im neuen Gewerbepark einer der ersten Betriebe, die diesen Standort gewählt haben. Wurden und werden Sie bei Ihren unternehmerischen Vorstellungen von der Stadt Füssen und dem Zweckverband Allgäuer Land unterstützt?
Es gab von Anfang an ein partnerschaftliches Miteinander und daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Die von Bürgermeister Jakob damals oft genannte „Leuchtturm-Funktion“ hat sich, wie man heute sieht, bewahrheitet. Das Industriegebiet entwickelt sich prächtig und wir haben sozusagen die Initialzündung geliefert.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Wir sind mit unseren Kernmarken Volkswagen PKW – Volkswagen NF und Audi sehr gut aufgestellt und werden hierauf auch zukünftig unseren Focus haben.
Im Bereich der der sogenannten „jungen Gebrauchten“, also Jahres- und Werkswagen, werden wir unser Angebot und unseren Auftritt als Volkswagen „WeltAuto“ und Audi „GWPlus“ Partner weiter ausbauen. Sie können sich vorstellen, dass ich unser Familienunternehmen stetig weiter entwickeln möchte und im Hinblick auf nachhaltige Unternehmungsführung meinen Blick schon wieder viel weiter in der Zukunft habe. Die Voraussetzungen sind durch eine Optionsfläche – neben unserem Grundstück in der Hiebelerstraße 65 bereits geschaffen.

Nachdem meine drei Kinder autoaffin sind und bereits Studiengänge, die zu unserer Branche passen, begonnen haben, gehe ich davon aus, dass die Geschicke unseres Unternehmens auch in der dritten Generation von Familienhand geführt werden.

Der Erfolg eines Unternehmens hängt stark von der Qualität seiner Mitarbeiter ab. Investieren Sie in die Zukunft durch Ausbildungsplätze, die Sie zur Verfügung stellen?
Es ist mir bereits seit vielen Jahren ein Anliegen, möglichst vielen jungen Menschen aus unserer Region eine Top-Ausbildung zu ermöglichen.
Gut ausgebildete und hochqualifizierte Mitarbeiter waren immer schon wichtig und werden in Zukunft maßgeblich über den Erfolg eines Unternehmens mitentscheiden.

Viele unserer ehemaligen Auszubildenden sind heute hochqualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen des Unternehmens.

Text: Sabina Riegger · Bild: (8 pt)

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