Menschen

„Es gibt kein schöneres Gefühl“

Der lange Weg bis zur Adoption

Maria Hoffmann und Alexander Berndt haben ihren großen Wunsch erfüllt. Sie haben ein Kind adpotiert. Doch der Weg bis zur Adoption ist kein einfacher: Zahlreiche Behördenbesuche, Gutachten, Beratungsgespräche. Die Berndts sind den Weg trotzdem gegangen und jetzt eine glückliche Familie, zusammen mit ihrem Robinson. 

Sie Architektin, Er Redakteur. Beide stehen fest im Leben, haben einen geregelten Alltag. Maria Hoffmann und Alexander Berndt sind seit eineinhalb Jahren Adoptiveltern. Als die kleine Familie zum Interview erscheint, lächeln die Drei. Robinson, der 10-jährige Adoptivsohn der Berndts, ist aufgeweck. Er hat das Temperament eines Südamerikaners. Bis die Drei endlich eine Familie sein konnten, hat es lange gedauert. „Wir haben uns drei Jahre auf die Adoption vorbereitet. Und dann mussten wir nochmal ein halbes Jahr warten, bis wir Bescheid bekommen haben, dass wir Robinson adoptieren können“, erzählt Alexander. „Vor der Adoption kam das Jugendamt zu uns nach Hause. Sie haben sich unsere Wohnung angeschaut. Wir mussten einen dreistündigen Test beim Psychologen machen. Schriftlich und mündlich. Die wollen eben wissen, ob die Beziehung stabil ist. Man wird eigentlich komplett durchleuchtet“, erzählt Maria Hoffmann. Zuvor waren viele Beratungsgespräche bei der Familienberatung auf dem Programm. Für das Paar nicht immer einfach. Es werden Extremsituationen die zutreffen könnten besprochen. Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich gibt es Vorbereitungskurse für die Adoption eines Kindes. Es sind Pflichtkurse, die jeder mitamachen muss.

„Natürlich gibt es einen Punkt, wo das alles irgendwie zu tief in die Persönlichkeit geht“, erzählt Maria nachdenklich. „Manchmal war ich einfach wütend, weil es Situationen in den Behörden gab, wo man am liebsten aus der Haut fahren könnte“. Trotzdem haben die Beiden nicht aufgegeben, denn ihren Traum hatten sie stets vor Augen: Ein Kind zu adoptieren. Als dann die Bestätigung kam, dass sie alles vorweisen können und die Anerkennung des Landes für eine Adoption haben, waren sie natürlich überglücklich.

„Und dann kam das Warten“, sagt Alexander Berndt. Ein halbes Jahr hat es dann noch gedauert, bis klar war: Die Berndts werden Robinson aus Chile, der damals 9 Jahre alt war, adoptieren. „Ich hatte in Chile eine andere Familie, das waren fast nur Kinder“, erzählt Robinson. „Einen kleinen Freund hatte ich dort, der hieß Juan und war fünf Jahre alt. Mich hat er immer nur ,Mano‘ genannt.“ Robinson lebte in Chile in einem Heim, in dem die Kinder nach Altersgruppen gestaffelt waren. Sie waren, wie es Robinson schon natte, eine große Familie.

Das Kennenlernen rückt näher

Für die Berndts war schon früh klar: Sie wollen ein spanischsprachiges Kind. Denn Alexander Berndt hat Spanisch studiert und für die Beiden war wichtig, sich mit dem Kind unterhalten zu können, gerade, wenn man ein älteres Kind adoptiert. „Wir wollten kein Baby, vom biologischen her. Wir haben auch schon ein gewisses Alter, ich bin 55 Jahre alt“, erzählt Alexander und Maria fügt hinzu: „Außerdem bleiben die älteren Kinder oft auf der Strecke, weil Babys natürlich sehr begehrt sind. Bei Kindern über 5 Jahren kommen dann ältere Paare, so wie wir, zum Zug. Das finde ich auch richtig“.

Die Berndts haben sich intensiv mit der Kultur, der Mentalität des Landes beschäftigt. „Ich habe angefangen chilenisch zu kochen. Das Nationalgericht „Completo“ oder Empanadas“, erzählt Maria Hoffmann. Das Ehepaar hat sogar Seminare besucht, in denen Familien mit chilenischen Kindern waren. „Wir hatten auch psychologische Betreuung, die uns auf das Eltern sein vorbereitet hat. Und auch Robinson wurde psychologisch betreut. Er musste ja ebenfalls darauf vorbereitet werden, dass da jetzt fremde Leute kommen.“, so Maria. Die beiden haben Robinson Fotos von sich geschickt, wo sie leben, was sie machen. Sogar einen Film haben sie für Robinson gedreht.

Robinson kommt!

Das Kennenlernen war für beide Seiten sehr aufregend. „Für uns war es sehr spannend“, schmunzelt Alexander Berndt. „Wir kamen eine Woche vorher in Santiago an und sind dann einen Tag vorher zu Robinson. Ich hatte gar nicht gut geschlafen und war sehr nervös.“ Maria Hoffmann  lächelt: „Und dann war es ganz einfach! Wir hatten einen schüchternen Jungen erwartet, aber Robinson ist genau das Gegenteil! Wir sind schon fast ein bisschen erschrocken, als wir seine laute Stimme gehört haben“, schmunzelt sie. Auch für Robinson war die Situation fremd. „Anfangs hatte ich auch ein bisschen Angst. Aber dann war es toll. Ich hab so drei bis vier Eis von Mama und Papa bekommen!“, lacht der mittlerweile 10-Jährige.

Das Leben zu Dritt

Eineinhalb Jahre ist Robinson jetzt schon hier in Deutschland, bei seiner neuen Familie. Er hat sich schon gut eingelebt. „Er sagt, wenn etwas nicht in Ordnung ist und ist sehr offen“, erzählt Maria. Robinson geht in die dritte Klasse, er bekommt Förderunterricht in der Grundschule für Kinder, die die Sprache noch nicht so gut beherrschen. Sich mit anderen auf Deutsch unterhalten kann Robinson aber schon problemlos. In seiner Freizeit spielt er gerne Fußball. „Und ich habe Mama und Papa den Quieco beigebracht“, erzählt Robinson. Quieco heißt der chilenische Nationaltanz. Auch beim Kochen hilft Robinson seinen Eltern gerne. „Ich mag vor allem das Weißbrot hier in Deutschland!“, schmunzelt der aufgeweckte Schüler. Die Verwandtschaft und Freunde der Berndts haben Robinson gut aufgenommen. Und Maria und Alexander sind für Robinson Mama und Papa geworden. Er nennt sie gerne so. Und für die Berndts ist das das beste Gefühl überhaupt. „Es ist einfach unbeschreiblich, wenn ein Kind Mama oder in Alexanders Fall Papa zu dir sagt. Es gibt kein schöneres Gefühl“, erzählt Maria. Die Drei sind eben eine richtige Familie.

Text: Katja Sontheim Bild: Sabina Riegger

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